Helfe/Fley. Bis Ende März werden in den Hagener Waldgebieten rund um Helfe und Fley zahlreiche Bäume gefällt. Wir erklären die Hintergründe.

Das Kreischen der Kettensägen dringt schon aus der Ferne an die Ohren der Spaziergänger. „Baum fällt“, hallt der Ruf eines Forstarbeiters wenige Sekunden später aus dem Gehölz an der Helfer Straße. Langsam neigt sich der mächtige Stamm einer etwa 60 bis 70 Jahren alten Buche mit einer beinah schon majestätisch anmutenden Kippbewegung und rasant zunehmendem Tempo auf den Waldboden zu, wo das Gehölz mit seiner zu dieser Jahreszeit laublosen Krone auf dem Grund knarrend aufschlägt. Bis Ende März nutzt der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) die winterliche Vegetationsperiode, um auf den etwa 35 Hektar großen Waldflächen im Hagener Norden zwischen der Buschstraße und dem Fleyer Wald den Bewuchs systematisch zu durchforsten. „Vielfalt fördern“, lautet das oberste Gebot für den federführenden Revierleiter Robin Doennges und seinen Kollegen, Forstwirtschaftsmeister Thomas Jung.

Die gefällten Stämme werden so zerteilt, dass sie von Rückepferden an die Forstwege gezogen werden können.
Die gefällten Stämme werden so zerteilt, dass sie von Rückepferden an die Forstwege gezogen werden können. © WP | Michael Kleinrensing

Auch interessant

Etwa 1000 Stämme werden in den nächsten Wochen im Rahmen der Durchforstungsaktion fallen, um den übrigen Gehölzen des Waldes neuen Raum zur Entfaltung zu verschaffen. Blockweise nehmen sich die Forstleute die Wälder zwischen Busch- und Knippschildstraße, aber auch entlang der Feldmühlenstraße und des Loxbaum-Friedhofes sowie in Teilen des Fleyer Waldes vor. Dabei möchte das WBH-Team durchaus mit den sich häufig irritiert zeigenden Nutzern der Flächen ins Gespräch kommen, die dort täglich als Spaziergänger unterwegs sind oder ihren Hund ausführen. Erste Gelegenheit, sich über die Durchforstungsmaßnahme und die Ziele zu informieren, besteht vor Ort am kommenden Dienstag, 30. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr an einem Info-Point am Vincke-Grab am Rande der Helfer Straße. Ein zweites Angebot wird gegenüber dem im Umbau befindlichen Polizeipräsidium angeboten – die Stadtredaktion wird darüber rechtzeitig informieren.

Blätterdach bleibt dicht

Hintergrund der Durchforstungsmaßnahme ist die Stabilisierung der bestehenden Bestände: „Wir haben hier eine Vielfalt an Arten, die wirklich außergewöhnlich ist“, zählt Forstwirtschaftsmeister Jung beispielhaft Rotbuchen, Traubeneiche, Ahorn, Esche, Esskastanie, Winterlinden und Roteichen auf. „Gerade diese Mischbaumarten sollen gefördert werden, um eine hohe Risikostreuung gegen den Klimawandel zu ermöglichen.“ Obwohl in den nächsten Wochen Hunderte Bäume fallen, gehen die Forstprofis davon aus, dass man nach Abschluss der Maßnahme es dem grünen Blätterdach des Waldes kaum ansehen werde, wie viele Stämme dort entnommen wurden.

Gerade diese Mischbaumarten sollen gefördert werden, um eine hohe Risikostreuung gegen den Klimawandel zu ermöglichen.
Thomas Jung - Forstwirtschaftsmeister

Die mit einem orangefarbenen Strich markierten Bäume sind zwar durchaus gesund und standsicher, behindern jedoch andere, noch kräftigere Bäume in ihrer Umgebung in der Entwicklung und müssen daher weichen.
Die mit einem orangefarbenen Strich markierten Bäume sind zwar durchaus gesund und standsicher, behindern jedoch andere, noch kräftigere Bäume in ihrer Umgebung in der Entwicklung und müssen daher weichen. © WP | Michael Kleinrensing

„Darüber hinaus sollen die Biotopstrukturen gefördert werden“, ergänzt Revierleiter Doennges: „Dazu gehört auch, dass die Kronen der gefällten Bäume im Wald verbleiben und das Totholz anreichern. Das bietet nicht bloß Lebensräume für Insekten, Fledermäuse und Spechtarten, sondern verbessert auch den Feuchtigkeitsschutz des Bodens.“ Zudem plant der WBH zwischen dem Astwerk der Baumkronen junge Weißtannen-Setzlinge einzusetzen, um noch eine Nadelholzart zu etablieren. Das Gehölz bietet den notwendigen Schutz, damit beispielsweise Rehwild die jungen Triebe nicht gleich als Delikatesse entdeckt.

Schonung für den Waldboden

Mithilfe eines sogenannten „Eisernen Pferdes“, einem Raupenfahrwerk im Minibagger-Format, werden über eine mobile Seilwinde die gefällten Bäume in die richtige Richtung gekippt. Der Bodendruck dieses Gerätes ist deutlich geringer als bei den klassischen Forstmaschinen. Im Anschluss, so die Planung, sollen die Stämme vorzugsweise von Rückepferden an die Ränder der Forstwege transportiert werden, um die sensiblen Waldböden zu schonen. Erst dort wird der WBH mit schweren Fahrzeugen die Hölzer aufladen und abtransportieren.

Die Pflege der Waldbestände findet blockweise in sechs Etappen statt, sodass stetig Ausweichmöglichkeiten für Erholungssuchende vorhanden sind.
Robin Doennges - Revierleiter beim Wirtschaftsbetrieb Hagen

Aus Sicherheitsgründen bitten die Forstleute ausdrücklich darum, während der Waldarbeiten die Absperrhinweise auf den Wegen zu respektieren und die Arbeitszonen zu meiden. „Die Pflege der Waldbestände findet blockweise in sechs Etappen statt, sodass stetig Ausweichmöglichkeiten für Erholungssuchende vorhanden sind“, macht Doennges deutlich, dass niemand seine Freizeitgewohnheiten einschränken muss. Zudem betont der Revierleiter: „Auch wenn keine Motorsägengeräusche zu hören sind, kann Lebensgefahr herrschen.“