Hagen. Sich für Natur und Klima einzusetzen, entspricht dem Zeitgeist. Die Forstleute in Hagen haben das zu ihrem Beruf gemacht.

Der anhaltende Schneefall macht die Geräuschkulisse im Wald rund um den Kaisberg in Vorhalle an diesem Wintervormittag noch ein wenig ruhiger. Abseits des Hauptwanderweges oberhalb des Harkortsees sind nicht einmal mehr Gassigänger mit ihrem Vierbeiner unterwegs. Nur die grobstolligen Fußspuren in der noch dünnen Schneedecke verraten, dass hier vor wenigen Momenten noch Menschen mit rustikalem Schuhwerk durch das Weiß gestapft sein müssen. Plötzlich zerreißt das unvergleichliche Kreischen einer Kettensäge die Stille. In der Ferne weist ein auf dem Winterpfad platziertes Warndreieck mahnend auf Holzfällerarbeiten des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) hin. In etwa 50 Meter Entfernung tauchen zwischen den winterlich gezuckerten Baumstämmen drei Gestalten in knatsch-orangefarbener Funktionskleidung auf, die nicht bloß gegen Nässe aller Art, sondern beispielsweise die Beine auch vor einer abrutschenden Motorsäge schützt.

Wer im Forst arbeitet, muss auch den Umgang mit den Gerätschaften und schweren Maschinen beherrschen.
Wer im Forst arbeitet, muss auch den Umgang mit den Gerätschaften und schweren Maschinen beherrschen. © WP | Michael Kleinrensing

Schon seit den frühen Morgenstunden sind die Forstleute westlich vom Freiherr-vom-Stein-Turm in den Wäldern unterwegs. Forstwirt-Geselle Sebastian Roth (25) begleiten die beiden Auszubildenden Darian Heermann (18) und Nikolas Lange (19) zu einem Pflegeeinsatz. Förster Robin Doennges hatte bei einem seiner Kontrollgänge durch den Vorhaller Forst, von dem etwa 80 Hektar sich unter der Obhut des WBH befinden, im Vorfeld bereits mehrere Bäume markiert, die in den stattlichen Buchenbeständen aus fachlicher Sicht für ein besseres Wachstum der weitaus kräftigeren Bestände weichen sollen.

Nur wenige Hochschulen

Der 30-jährige Förster hat ein dreieinhalbjähriges Forstwirtschaftsstudium absolviert, mit einem Staatsexamen abgeschlossen und somit die Laufbahnbefähigung für den gehobenen Dienst als Förster erlangt. Diese Hochschulausbildung wird in dieser Form lediglich in Göttingen, Erfurt, Eberswalde, Freising und Rothenburg am Neckar angeboten. Zusammen mit dem WBH-Forst-Fachleiter Martin Holl verantwortet Robin Doennges die wirtschaftliche, aber auch ökologische Strategie für die waldreichste Kommune in Nordrhein-Westfalen. „Ich glaube, dass wir in Hagen auf dem richtigen Weg zum Stadtwald der Zukunft sind, der alle Belange und Interessen der Bürgerinnen und Bürger vereint“, lässt der 30-Jährige keinen Zweifel aufkommen, dass er nicht nur gerne diese Verantwortung mitträgt, sondern von seinem Handeln auch überzeugt ist. „Es ist immer wieder erfüllend, langfristig beobachten zu können, wie sich Natur nachhaltig gestalten lässt“, blickt er sowohl als Organisator vom Schreibtisch aus, aber eben auch direkt vor Ort eher langfristig gleichermaßen auf Fauna und Flora.

Die Spaziergänger im Wald werden bei Holzfällarbeiten frühzeitig auf mögliche Gefahren hingewiesen.
Die Spaziergänger im Wald werden bei Holzfällarbeiten frühzeitig auf mögliche Gefahren hingewiesen. © WP | Michael Kleinrensing

Eine Facette seines Wirkens setzt das Forstwirte-Trio, das um 6.45 Uhr seinen Dienst ab Betriebshof angetreten hat, an diesem Vormittag in der Praxis ganz konkret in Vorhalle um. „Ich bin einfach gerne draußen“, beschreibt Sebastian Roth seine Motivation. „Mir liegt der Wald am Herzen, ebenso wie der Schutz und der Erhalt des Artenreichtums“, hat er sich schon als Jugendlicher bei der Biostation in Hagen sowie beim Bundesfreiwilligendienst für die Umwelt engagiert. Aus dieser Passion heraus, war sein beruflicher Werdegang – die Ausbildung zum Forstwirt dauert klassisch drei Jahre – naheliegend.

Im Auftrag des Klimas

Dabei genießt er mit seiner Berufswahl durchaus auch in seinem privaten Umfeld höchste Anerkennung: „Zwar muss ich immer wieder mal Kritikern erklären, warum wir beispielsweise bei Durchforstungsaktionen die Bäume fällen, aber sobald wir den Nutzen deutlich machen, finden die Leute den Job richtig gut.“ Dabei weiß er ebenso den sicheren Job bei einem kommunalen Arbeitgeber wie dem WBH zu schätzen, bei dem verlässlich nach Tarif bezahlt wird.

Die Auszubildenden Darian Heermann und Nikolas Lange unterstützen bei den Baumfällarbeiten die angedachte Fallrichtung der Stämme mit Seilen.
Die Auszubildenden Darian Heermann und Nikolas Lange unterstützen bei den Baumfällarbeiten die angedachte Fallrichtung der Stämme mit Seilen. © WP | Michael Kleinrensing

Der Einsatz für die Natur findet in der Gesellschaft zunehmend hohe Anerkennung – diese Erfahrung macht auch Nicolas Lange, Auszubildender im dritten Lehrjahr. Der Realschüler aus Menden, der neben der Arbeit in Hagen den berufsschulischen Teil in Form von Blockunterricht in Neheim absolviert und seit dem ersten Ausbildungstag schon über 1000 Euro brutto verdient, benennt ebenfalls das Engagement für die Natur, aber zugleich den professionellen Umgang mit Maschinen und Gerätschaften als seine Hauptmotivation. „Wir tun etwas für das Klima“, macht der 19-Jährige deutlich, wie haargenau der Beruf in eine Zeit passt, in der Nachhaltigkeit, die Wasserspeicherfähigkeit der Wälder und Erwärmungsszenarien in aller Munde sind.

Risiken schwingen immer mit

Während einer kurzen Arbeitspause am Wegesrand nimmt Darian Heermann für einen kurzen Moment den orangefarbenen Schutzhelm mit Sprechfunk ab, um sich selbst bei diesen winterlichen Temperaturen den Schweiß von der Stirn zu wischen. Der 18-Jährige aus Westhofen hatte zunächst erwogen, an der Fachhochschule direkt ein Forstwirtschaftsstudium aufzunehmen. „Aber dann habe ich mich zunächst für den praktischen Weg entschieden“, will er ab dem ersten Ausbildungsjahr den Job von der Pike auf lernen.

Dabei gibt es durchaus auch Risiken: „Statistisch gesehen, handelt es sich um den gefährlichsten Beruf in Deutschland“, weiß Sebastian Roth, dass jeder dritte Forstwirt während seines Berufslebens vorzugsweise bei Fällarbeiten mal in einen schwereren Unfall verwickelt wird. „Daher legen wir auch immer großen Wert auf die Einhaltung der Sicherheitsbestimmung“, verweist er nicht zuletzt auch die Schutzbekleidung, die natürlich vom Arbeitgeber gestellt wird. Jeder WBH-Mitarbeiter verfügt im Betriebshof über einen Spind für seine private Garderobe: „Natürlich können wir dort nach der Arbeit auch duschen“, freut sich der 35-Jährige schon wieder auf die Sommermonate, wenn der Job um 6 Uhr beginnt und schon im Laufe des früheren Nachmittags der Feierabend lockt – zu einer Zeit, wenn die warmen Tage längst noch nicht zu Ende sind und der Wald auch mal ohne seine Kümmerer auskommt.

Der Unternehmenspass:

Zum Unternehmen: Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat 350 Beschäftige, verfügt über einen Haupt- sowie elf Außenstandorte und zählt zur Branche des öffentlichen Dienstes.

Tarif: Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD-VKA) bzw. für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (TVAöD), Besoldungsrecht für NRW

Arbeitszeit: Voll- oder Teilzeit bis zu 39 (Tarifbeschäftigte, Auszubildende) bzw. bis zu 41 Stunden (Beamte)

Arbeitsplatz: Im Wald, auf Baustellen, in Parks, in Fußgängerzonen, auf Friedhöfen, im Büro uvm.

Benefits: 30 Tage Jahresurlaub, Freistellung unter Entgeltfortzahlung am 24.12. und 31.12., Jahressonderzahlung, Betriebliche Altersvorsorge, eigenes Notebook sowie Lernmittelzuschuss für Auszubildende

Weiterbildungen: Der WBH legt großen Wert darauf, seine Beschäftigten bestmöglich für ihre Tätigkeiten zu qualifizieren. Daher bietet er allen Beschäftigten, auch Auszubildenden, ein umfangreiches Angebot an berufsbezogenen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an.

„Besonderheit“ Erasmus-Projekt: In Zusammenarbeit mit fünf weiteren europäischen Schulen aus dem Bereich der Forstwirtschaft führt das Berufskolleg am Eicholz in Arnsberg (Berufsschule der angehenden Forstwirtinnen und Forstwirte), das sogenannte Erasmus-Projekt „Forest-Boost“ durch. Ziel des Projektes ist der Aufbau eines internationalen Netzwerkes von Schulen, die im Bereich der Forstwirtschaft ausbilden. Die Partnerschulen kommen aus Finnland (2x), Estland, Belgien und Polen.

Wir suchen: Auszubildende im Straßenbau, Garten- und Landschaftsbau und Forst, Bauingenieure verschiedener Fachrichtungen, Verwaltungsbeschäftigte uvm. - mehr Infos auf dem WBH-Karriereportal, Stellenausschreibungen für Ausbildungsbeginn 01.08.2024 sind Ende 2023 hier zu finden https://karriere.wbh-hagen.de/

Kontakt: Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR, Eilper Straße 132 - 136, 58091 Hagen, Telefon 02331 3677-0, E-Mail: karriere@wbhhagen.de, Internet: www.wbh-hagen.de