Breckerfeld. Noch einmal wollten die Landwirte vor Weihnachten mit Traktoren auf Lichterfahrt durch Breckerfeld gehen. Warum daraus nichts wird.
Es gab eine schöne, eine besinnliche Botschaft: Zwei Tage vor dem Heiligen Abend gehen die Landwirte aus Breckerfeld und Umgebung noch einmal auf Lichterfahrt. Dann aber haben die Bauern gestern Abend die Reißleine gezogen: Aus Ärger über die Bundesregierung sagen sie die Fahrt mit ihren illuminierten Traktoren, die von Schalksmühle aus über Halver nach Breckerfeld, ins Volmetal und wieder zurück in die Hansestadt führen sollte, ab.
Dabei hatte Ortslandwirt Heiner Born, der den Konvoi für den Verein „Land sichert Versorgung“ organisiert, schon im Vorfeld erklärt: „Es ist die letzte Lichterfahrt, die wir veranstalten.“ Denn verbunden sei diese Fahrt auch immer mit einer Botschaft an die Politik und an die Verbraucher: Landwirte bangen um ihre Existenz, steigende Kosten und zunehmende Bürokratie machten ein ökonomisches Wirtschaften unmöglich.
Ärger über die Bundesregierung
Und als hätte es noch einer letzten Bestätigung bedurft, sickerte über Landwirtschaftsportale wie „Agrar heute“ im Netz durch, dass die Bundesregierung angesichts der Haushalts-Probleme die Agrardieselvergütung und die Steuerermäßigung für landwirtschaftliche Fahrzeuge abschaffen wolle.
„Nun ist der Funke endgültig erloschen. Wir lassen uns von der Ampelregierung nicht das Genick brechen“, erklärte ein ernüchterter Heiner Born. Man bereite sich nun auf einen Einsatz in Berlin vor. Da ruft der Deutsche Bauernverband Landwirte aus der ganzen Republik kurzfristig zu einer Demonstration auf.
Kinder wollen Höfe nicht mehr übernehmen
Schon bevor die Botschaft aus Berlin durchsickerte, hatte Milchbauer Born erklärt: „Wir ersticken in Vorschriften und Bürokratie. Das ist nicht mehr zumutbar.“ Einen Satz, sagt Born, der Ortslandwirt, höre er immer wieder, wenn er sich mit Kollegen austausche. Und der laute: „Die Politik will uns fertig machen.“ - „Ist diese Aussage, ist dieses Gefühl, das viele Landwirte haben, nicht erschreckend?“, fragt Heiner Born. „Das führt dazu, dass ich immer mehr Landwirte kenne, die die Ausbildung zwar abgeschlossen haben, aber nicht mehr bereit sind, den Hof der Eltern zu übernehmen. Die wollen sich das einfach nicht antun. Die Situation auf vielen Höfen ist wirklich deprimierend.“
Dabei, so sagt es Born, komme es seiner Branche nicht aufs Geld an. „Es geht um Rahmenbedingungen, die nicht mehr stimmen.“ Und für die sei auch ein Bundesminister verantwortlich, der keine Ahnung von Landwirtschaft habe. So erzählt Born von einem Bekannten aus Hückeswagen, der seinen Bio-Betrieb gerade wieder auf konventionelle Produktion umgestellt habe.
Abhängigkeit vom Ausland droht
Sechs Milchbauern würden täglich in Deutschland ihren Betrieb aufgeben - sagt ein frustrierter Born. „Wenn dieser Trend anhält, machen wir uns abhängig vom Ausland. Und wenn dann eines Tages Lieferungen ausbleiben und nichts mehr auf dem Teller liegt, ist der Aufschrei groß.“ Man produziere hier im Land gesunde Lebensmittel in höchster Qualität. Umweltschutz, Tierwohl und soziale Standards würden groß geschrieben. „Und was macht der Lebensmitteleinzelhandel?“, fragt Born und liefert die Antwort gleich mit: „Er kauft weltweit zum günstigsten Preis ein. Standards spielen dann keine Rolle mehr. Da ist auch der CO²-Fußabdruck eines Apfels aus Neuseeland gar nicht mehr so schlimm.“
Neu sind all diese Botschaften nicht. „Wir waren in den letzten Jahren auf vielen Demonstrationen, haben auch mit den Lichterfahrten immer wieder versucht, auf unsere Probleme aufmerksam zu machen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt Born. „Aber eine Veränderung haben wir nicht bewirken können - weder bei den Verbrauchern noch in der Politik.“
Eine deprimierende Botschaft die einhergeht mit dem Ende einer frohen - mit den Lichterfahrten der Landwirte.