Hagen. Die Polizeipräsidentin wollte den Neuen. Und der neue Leiter der Kriminalpolizei wollte nach Hagen. Das hat Robert Gereci nun vor.
Das Prinzip auf der Dating-Plattform Tinder funktioniert ganz simpel: Die Maschine zeigt nach bestimmten Vorzügen Bilder mit kleinen Steckbriefen von Nutzern an und wiederum andere können entscheiden, ob ihnen das Profil gefällt oder nicht. Entscheiden sich zwei Partner jeweils füreinander, ist das eine sogenanntes Match.
Ein Match, das es auch im Polizeipräsidium Hagen gegeben hat. Zwar kennen sich Präsidentin Ursula Tomahogh und Robert Gereci schon seit 20 Jahren. Aber richtig gefunkt hat es erst jetzt. Rein dienstlich, versteht sich.
Dreifacher Vater leitet jetzt die Kripo Hagen
Gereci, 48 Jahre alt, dreifacher Vater aus Wuppertal-Beyenburg wollte nach Hagen. Und die Polizeipräsidentin wiederum wollte den Volljuristen als neuen Leiter der Kriminalpolizei. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat dem Match seinen Segen gegeben. Und damit der gebürtige Duisburger, dessen Eltern aus Kroatien stammen, nicht nur Chef der Ermittler, sondern obendrein auch noch stellvertretender Leiter einer Behörde, die im Gebiet der gesamten Hauptstelle für immerhin 1,4 Millionen Menschen zuständig ist.
Hagen kennt jener Mann, der bisher in den Präsidien Wuppertal und Dortmund gearbeitet hat. Zum einen, weil sein Vorgänger, Guido Liedke, gerade erst in die Stadt der Schwebebahn gewechselt war und er mit ihm noch einige Wochen auf demselben Flur gearbeitet hat, zum anderen, weil er als Vater eines Sohnes und zweier Töchter (15, 13 und 11 Jahre alt) im Westfalenbad, wie er selbst sagt, wohl „Kunde des Jahres“ gewesen ist. „Meine Kinder sind Frostbeulen. Und da ist das Wasser etwas wärmer als in anderen Bädern.“
Herausforderungen in Hagen
Gereci aber kennt auch die Herausforderungen in Hagen. Da hatte sich die Kriminalität speziell im letzten Jahr in eine Richtung entwickelt, die der Polizei nicht recht ist - galt Hagen doch lange Zeit als eine der sichersten Großstädte in Nordrhein-Westfalen. „In Hagen haben wir was zu tun“, sagt Gerici, „aber das macht die Aufgabe reizvoll.“ Und weiter: „Corona hat uns die gute Statistik verhagelt. Gleichwohl will ich unterstreichen, dass die Kollegen hier sehr gute Arbeit gemacht haben. Es gibt bestimmte Indikatoren, die Indizien dafür sind, dass die Kriminalität hier niedriger sein müsste als sie tatsächlich ist. Und das hängt mit dem zusammen, was die Polizei hier leistet.“
Dabei weiß er, der Jurist, der einst für den Deutschen Gewerkschaftsbund gearbeitet hat und erst auf dem „zweiten Bildungsweg“ doch noch zur Polizei gegangen ist („Nach dem Abi fanden meine Eltern das zu gefährlich“) nur zu genau, dass auch der Justiz und der Kommune eine Rolle bei der Kriminalitätsbekämpfung zufallen. „Es kann für Polizisten frustrierend sein, wenn sie immer wieder denselben Intensivtäter verhaften, weil Gerichte mit den Verfahren nicht hinterherkommen. Das ist auch der Bevölkerung nur schwer zu vermitteln“, sagt Gereci, „auf der anderen Seite sehe ich es als unsere Aufgabe an, so gute und saubere Vorarbeit zu leisten, dass Richter nicht umhinkommen, Täter auch zu verurteilen. Letztlich geht es im Vorfeld auch um gute Sozialarbeit in den Kommunen. Das kann helfen, Jugendliche davon abzuhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten.“
Schwerpunkte setzen
Gereci selbst ermittelt und verhaftet nicht mehr. Er sieht es als seine Aufgabe an, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass seine Kollegen gut arbeiten können. „Es kommt mir darauf an, die richtigen Schwerpunkte zu setzen - zum Beispiel durch das Einsetzen von Ermittlungskommissionen“, sagt er und hat dabei einen Erfolg vor Augen, der noch vor seiner Zeit in Hagen auf den Weg gebracht wurde. Der Polizei war es nach intensiven Untersuchungen gelungen, eine ganze Serie von Einbrüchen in Gartenlauben aufzuklären. 120 an der Zahl, begangen von ein und demselben Täter.
Noch so ein Match. Ein Volltreffer. Wenn auch einseitig. Nicht im tinderschen Sinne.