Hagen. Zahlen vom BKA belegen: Hagen ist die drittgefährlichste Stadt im Ruhrgebiet – und liegt damit vor Duisburg. Wie die Polizei die Situation sieht.

Hagen zählt zu den zehn gefährlichsten Städten in ganz Nordrhein-Westfalen. Das ist zumindest das Ergebnis einer Statistik, die das Bundeskriminalamt (BKA) kürzlich veröffentlicht hat. Nur zwei Städte im Ruhrgebiet liegen, was die Zahl der jährlich angezeigten Straftaten pro 100.000 Einwohner betrifft, noch vor der Volmestadt. Das Ruhrgebiet insgesamt, so heißt es in der Mitteilung des BKA, komme bei der Statistik aber eher besser weg als es sein Ruf vermuten lassen würde.

Hagen hingegen belegt einen wenig schmeichelhaften Platz acht in dieser Statistik. 9654 Straftaten pro 100.000 Einwohner hat das BKA hier erfasst. Damit lässt die Volmestadt zum Beispiel Duisburg hinter sich, nur in Dortmund (Rang 5) und Recklinghausen (Rang 4) ist es im gesamten Ruhrgebiet nach dieser Statistik gefährlicher.

Die Polizei in Hagen äußert sich auf Nachfrage unserer Redaktion dazu. Bei einer Beurteilung sei man aber vorsichtig. Dem Zahlenwerk vom BKA, so teilt ein Sprecher der Polizei Hagen mit, fehle eine Einordnung: „Die Ausgangsstatistik beschränkt sich auf die Darstellung der Fallzahlen ohne Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen der Städte mit ihrer spezifischen Sozialstruktur, dem Migrationsanteil und sonstigen Besonderheiten (Studienort, Arbeitslosenquote, Miet- und Wohnsituation, Vergnügungsviertel, Touristen etc.). Eine Beurteilung ist so nur schwer möglich“, heißt es in der Antwort von Polizeihauptkommissar Sebastian Hirschberg.

Polizei Hagen beobachtet die Fallzahlen sehr aufmerksam

Auch über das, was diese Statistik eventuell über die Arbeit der Hagener Polizei aussagen könnte, könne man sich in der Behörde kein Urteil erlauben: „Der Polizei Hagen liegen keine empirischen Untersuchungen zur Wirkung ihrer strafprozessualen und präventiven Maßnahmen in Hagen vor. In der Folge können auch keine validen Aussagen dazu gemacht werden, wie sich die Kriminalitätslage ohne die intensiven Bemühungen der Polizei Hagen entwickelt hätte“, betont Hirschberg.

„In jedem Fall“, so berichtet er weiter, „beobachten wir die Entwicklung der Fallzahlen in allen Phänomenbereichen sehr aufmerksam und reagieren bei der Feststellung von Brennpunkten oder Serien u.a. mit der Einrichtung von Ermittlungsgruppen bzw. -kommissionen und/oder abgestimmten präventiven Maßnahmen wie beispielsweise Präsenzkonzepten. Die Schwerpunktbildung der Polizei Hagen spiegelt sich u.a. im dem Sicherheitsprogramm unserer Behörde wider“.

Mehr Personal und Schulungen würden helfen

Aber was müsste sich ändern, damit die Zahl der Straftaten in Hagen verringert werden kann? Laut Polizei sind es vor allem die Rahmenbedingungen für ihre tägliche Arbeit: „Wesentliche Kriterien für eine erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung sind die Bereitstellung der notwendigen personellen und sachlichen Ressourcen, eine sachgerechte Aus- und Fortbildung und eine möglichst unverzügliche Strafverfolgung und Sanktionierung durch die Judikative“, erklärt Hirschberg.

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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) habe in den vergangenen Jahren kontinuierlich die Einstellungszahlen erhöht und versuche derzeit, 3000 Einstellungen pro Jahr zu realisieren. Bei der Polizei in Hagen kommt das offenbar gut an: „Er schafft damit das Fundament für eine verbesserte personelle Ausstattung. Die Aus- und Fortbildung wird derzeit darauf ausgerichtet.“ Die polizeilichen Befugnisse, so betont Hirschberg auf Nachfrage, reichten grundsätzlich aus.

Dafür braucht es fähige Bewerber, die sich von solchen Statistiken nicht abschrecken lassen. Im Polizeipräsidium am Höing betrachtet man diesen Umstand aber eher entspannt: „Wir haben keine Schwierigkeiten, junge Polizistinnen und Polizisten für die Arbeit bei der Hagener Polizei zu begeistern. Wir erkennen bei unseren Kolleginnen und Kollegen eine hohe Motivation und Einsatzbereitschaft“, so der Polizei-Sprecher.

Für den Hintergrund: Diese Statistik vermittelt ein ähnliches Bild wie die Kriminalitätsstatistik, die das Land NRW vor einigen Wochen veröffentlicht hat. Demnach ist die Zahl der Straftaten, die in Hagen begangen wurden, auch in absoluten Zahlen insgesamt gestiegen. Zu den häufigsten Delikten zählen Körperverletzung (zuletzt vermehrt mit Messereinsatz).

18.224 Straftaten sind auf dem Gebiet der Stadt Hagen im Jahr 2022 verübt worden. Das sind nicht nur 3766 mehr als ein Jahr zuvor, als die Corona-Pandemie noch einen großen Einfluss auf den Alltag und das Verhalten der Menschen hatte. Das ist auch die höchste Fallzahl in den letzten zehn Jahren.