Hagen. Wibke Dressler ist Fachangestellte für Bäderbetriebe. Im Westfalenbad Hagen wird sie immer wieder zur Retterin.
Es ist längst nicht die erste Situation, in der Wibke Dressler, 21 Jahre jung, zur Retterin wird. Und ohne zu dramatisieren: Ein Teil ihres Jobs ist es auch, Menschen das Leben zu retten. Dafür ist sie ausgebildet, dafür hat sie trainiert, dafür hat sie sich - obwohl sie selbst Leistungsschwimmerin war - richtig quälen müssen. „Die Prüfung war wirklich hart und anspruchsvoll.“
Weitere Unternehmenspässe:
- Architektin schafft in Bank neue Arbeitswelten
- Fleischer-Azubi stehen viele Türen offen
- Kinderpflegerin findet Glück in Tierarztpraxis
- Busfahrer aus Leidenschaft
Es ist längst nicht die erste Situation: Das Mädchen, das eben noch am Beckenrand des Nichtschwimmerbeckens im Westfalenbad Hagen steht, dann hineinhüpft, keinen Boden unter den kleinen Füßen findet, wild mit den Armen rudert, mit dem Kopf immer wieder untertaucht. Wibke Dressler sprintet los, schmeißt noch eben das Telefon, das sie immer bei sich trägt, zur Seite und springt hinein - im T-Shirt und mit Hose.
Es kommt auf Sekunden an
„In solchen Augenblicken kann es auf Sekunden ankommen“, sagt sie, „da ist keine Zeit, um noch irgendetwas auszuziehen, bevor man ins Wasser springt.“ Wibke Dressler, die Retterin, hat das Mädchen auf den Arm genommen, es hinausgetragen, es getröstet. „Das“, sagt sie, „kommt vor, ist aber nicht der Alltag. Da geht es dann eher darum, mal eine kleine Wunde zu versorgen.“
Das Retten ist ein Teil ihres Jobs. Teil eines Berufs, den sie liebt, und bei dem es irgendwie vorgegeben schien, das sie ihn einmal ergreifen würde. Dass sie es häufig auch noch im Westfalenbad tut, in jenem Schwimmbad, in dem sie selbst so oft ihre Bahnen gezogen hat, passt ins Bild.
Im alten Stadtbad Mitte Schwimmen gelernt
Wibke Dressler ist eine Wasserratte, im positivsten Sinne. „Das ging schon beim Babyschwimmen los, im alten Stadtbad Mitte habe ich dann das Schwimmen gelernt“, sagt sie. Das Mädchen hat Talent. Und so wird Wibke Dressler zur Leistungsschwimmerin, die es bis in den NRW-Kader und mit ihrem Verein, dem SV Hagen, bis zu den Deutschen Meisterschaften gebracht hat. „Schon während meiner Schulzeit habe ich ein Praktikum im Westfalenbad gemacht“, sagt sie. „Mein Weg war wohl vorgezeichnet.“
Fachabi am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, dann die duale Ausbildung bei Hagenbad, das neben dem Westfalenbad auch für das Richard-Römer-Lennebad in Hohenlimburg sowie die Freibäder verantwortlich zeichnet: „Die dauert für Fachangestellte für Bäderbetriebe drei Jahre“, sagt Wibke Dressler. Zur Schule geht sie in dieser Zeit am Cuno-Berufkolleg. Schwimm- und Rettungslehre, Erste Hilfe, Bäderorganisation und Chemie stehen unter anderem auf ihrem Stundenplan.
Bäderbetriebe suchen Nachwuchs
Seit Juli 2023 ist Wibke Dressler ausgebildete Fachangestellte für Bäderbetriebe. Und: arbeitet im Westfalenbad. „Ich habe Glück gehabt, dass hier gerade eine Stelle frei geworden ist“, sagt Wibke Dressler, die gleichwohl weiß, dass es auch in diesem Berufszweig an Fachkräften mangelt und Bäderbetriebe händeringend nach Nachwuchs suchen.
Es passt. Und Wibke Dressler schwärmt von ihrem Job: „Er ist abwechslungsreich und vielseitig. Im Sommer hatte ich noch viel in den Freibädern zu tun, jetzt eben im Westfalenbad.“ Und neben der Aufsicht am Becken („Wir schauen, dass jeder sicher schwimmen kann“) spielt die Technik eine wichtige Rolle. Es geht um das Spülen der Filter, um die Funktion der Pumpen, um die Kontrolle der Wasserwerte. Darüber hinaus gilt es im Bad Kurse anzubieten und Events zu organisieren.
Retterin, Bademeisterin - das ist für Wibke Dressler der Traumjob. Weil sie eine geborene Wasserratte ist. „Und weil ich bei all dem, was ich mache, immer mit Menschen zu tun habe“, sagt sie.