Eilpe. Daniela Metzner aus Hagen war Kinderpflegerin. Der Umgang mit den Kindern während Corona brach ihr das Herz. Sie suchte neues berufliches Glück.
Dass Daniela Metzner bereits 28 Jahre alt ist und erst seit 2021 ihre Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten absolviert, hat seinen Grund. Die junge Frau aus Hagen hat schon eine Ausbildung als Kinderpflegerin hinter sich und auch einige Zeit in einem Kindergarten gearbeitet.
Doch Corona änderte ihr Berufsleben schlagartig. „Wir durften die Kinder zeitweise nicht einmal mehr in den Arm nehmen und trösten“, beschreibt sie die strikten Annäherungsverbote während der Pandemie: „Dieser Umgang hat mir das Herz gebrochen. Es war unendlich traurig.“
Ihr Berufsbild war zerstört; um ihren inneren Frieden wiederzufinden, musste sie sich neu orientieren und startete vor zwei Jahren ihre zweite berufliche Laufbahn in der Tierarztpraxis von Gwendolyn Grelck in Eilpe. Und siehe da: „Es ist ein Traum, mit Tieren zu arbeiten“, sagt Daniela Metzner: „Tiere sind sehr ehrlich und auf ihre Art sehr dankbar. Man merkt es ihnen einfach an, wenn sie Angst haben oder glücklich sind.“
Vielfältiges Aufgabengebiet
Die Aufgaben einer tiermedizinischen Fachangestellten sind mit denen einer Tierarzthelferin, wie der Lehrberuf früher hieß, kaum noch zu vergleichen, auch wenn sich diese Wahrnehmung in der Öffentlichkeit noch nicht so recht durchgesetzt hat. Aber dass Daniela Metzner „Tiere streichelt“, kommt höchstens dann einmal vor, wenn ihr der hektische und durchaus anspruchsvolle Tagesablauf in der Tierarztpraxis Zeit dazu lässt – und das ist selten genug der Fall.
Zu ihrem Tätigkeitsspektrum gehören hygienische Aufgaben ebenso wie buchhalterische Belange und Arbeiten im Labor. „Ich muss u.a. mikroskopieren und mit Blut arbeiten“, berichtet sie. Und um die Besitzer der Patienten hat sie sich bisweilen auch zu kümmern – was oft viel Einfühlungsvermögen und Empathie erfordert.
Aber die bringt die Hagenerin ohnehin mit sich. Und das sei auch erforderlich, bestätigt ihre Chefin Gwendolyn Grelck (52), die die Praxis einst von ihrem Vater übernommen hat und inzwischen mit drei weiteren Veterinären betreibt: „Unsere Fachangestellten müssen sowohl Blut sehen können und sich auch vor Kot, Urin und Analdrüsen nicht ekeln. Natürlich müssen sie Tiere mögen, aber eben auch mit Menschen umgehen können. Sonst ist man hier fehl am Platze.“
Männer in klassischem Frauenberuf
Tiermedizinische Fachangestellte assistieren den Veterinären natürlich auch bei Operationen und kümmern sich während und nach einer Behandlung um die Tiere, sie fertigen Röntgenaufnahmen an und betreuen die Patienten auf der Krankenstation. Sie kennen sich aus mit artgerechter Haltung und der Prävention von Krankheiten, bei Notfällen können sie Erste Hilfe leisten. Verwaltungsarbeiten und die Organisation der Praxisabläufe sowie die Abrechnung der erbrachten Leistungen gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Wer will, kann sich auch spezialisieren, etwa zur Narkose- oder Zahnbehandlungsassistentin.
Es handele sich zwar um einen klassischen Frauenberuf, so Tierärztin Grelck, doch in ihrer Praxis arbeiten inzwischen zwei männliche Fachangestellte und zwei männliche Azubis: „Insgesamt beschäftigen wir sechs Angestellte und fünf Azubis.“ Es sei wichtig, die Praxis mit Blick auf die Zukunft personell solide aufzustellen, denn der Fachkräftemangel treffe auch die Veterinäre. Einen Realschulabschluss müsse man angesichts der anspruchsvollen, qualifizierten Ausbildung schon mitbringen: „Ohne Fachangestellte läuft in einer Tierarztpraxis heutzutage nichts mehr.“
Im zweiten Anlauf zum Traumberuf
Und so scheint Daniela Metzner im zweiten Anlauf ihren Traumberuf gefunden zu haben. In der Praxis werden neben Hunden und Katzen auch exotische Tiere und Reptilien behandelt: „Es ist immer wieder verblüffend, welche Tiere die Menschen halten“, sagt Gwendolyn Grelck. Erst neulich habe sie einen Weißbauchigel behandelt.
Auch Daniela Metzner hat, nachdem sie früher schon Ameisen und Schokoschaben ihr Eigen nannte, ein eher ungewöhnliches Haustier: eine Kornnatter, die sie mit tiefgekühlten Mäusen bei Laune hält: „Reptilien haben mich schon immer fasziniert.“ Tiere möchte sie in ihrem weiteren Leben einfach nicht mehr missen.