Hagen. Ilyas Caliskan ist Busfahrer bei der Straßenbahn AG in Hagen. Weil er gerne unterwegs ist, hat sich für den 42-Jährigen ein Traum erfüllt.
Rund 3000 Kilometer sind es bis in die Türkei. Und wenn Ilyas Caliskan diese Strecke mal wieder geschafft hat, dann, so sagt er, sei das einfach ein schönes Gefühl. „Ich fahre gern. Und ich fahre auch gern längere Strecken. Die Familie mit dem Flugzeug zu besuchen – das käme für mich nicht in Frage.“
Er fährt gern. Und deshalb hat Ilyas Caliskan, 42 Jahre alt, seinen Traumjob gefunden. Er ist Busfahrer bei der Hagener Straßenbahn. Ein Quereinsteiger, der bis zur Wirtschaftskrise Anfang der 2000er Jahre als Drucker gearbeitet und erst später seine Erfüllung gefunden hat.
Die Stadt aus anderer Perspektive
Er fährt gern in den Linienbussen in Hagen. An jedem Tag. Wenn es auch länger dauern mag, bis er 3000 Kilometer auf diese Art zusammenbekommen hat. „Man trifft immer andere Leute. Man lernt die Stadt kennen“, sagt Ilyas Caliskan, der schon während einer Schicht zwischen einzelnen Linien hin und her wechselt. „Eine Woche am Steuer hat bei mir gereicht, danach hatte ich alle Strecken im Kopf.“
Was trotzdem nicht ausschließt, dass er sich mal verfährt. Was bei erfahrenen Busfahrern wie Ilyas Caliskan zwar nicht oft, aber doch immer mal wieder vorkommen mag. „Wenn – dann melde ich das der Leitstelle“, sagt der Busfahrer, „und ich versuche, mich irgendwie wieder auf die Linienstrecke einzufädeln. Man kennt ja die Hagener Straßen.“
Lieblingsstrecke nach Breckerfeld
Er fährt gerne. Auch und vor allem auf einer seinen Lieblingsstrecken. Eine davon ist die nach Breckerfeld, auf der die Linie 512 der Straßenbahn verkehrt: schöne Landschaft, reichlich Natur, relativ wenig Verkehr. Und der Bus ist in aller Regel auch nicht so voll wie auf einer der Hauptstrecken mitten im Feierabendverkehr.
Dann gibt es sie, die stressigen Momente, die auch jemanden, der gerne fährt, belasten können. Autofahrer, die es eilig haben und die an Stellen noch an Bussen vorbeirasen, an denen ein Überholen kaum möglich ist. Das sind Momente, in denen Caliskan und seine Kollegen für andere mitdenken müssen. „Wenn dann noch der Bus so richtig voll ist, man ohnehin schon mit Verspätung unterwegs ist oder ein falsch parkendes Auto ein Weiterfahren gar unmöglich macht, kann es für uns Busfahrer schon mal stressig werden.“
Wechsel am Hauptbahnhof
Bis zu neuneinhalb Stunden dauert die Schicht eines Busfahrers. Bei 39 Stunden liegt die Arbeitszeit pro Woche. „In der Regel starten wir morgens mit der Ausfahrt am Betriebshof oder später am Hauptbahnhof“, sagt Ilyas Caliskan. Da gibt es einen Pausenraum für die Fahrer – mit Massagesessel.
247 Kollegen hat Ilyas Caliskan allein bei der Hagener Straßenbahn. Und vielleicht kommt in den nächsten Jahren noch ein ganz besonderer hinzu. Denn Caliskans Sohn, 15 Jahre jung, hat bereits ein Praktikum bei der Hagener Straßenbahn absolviert. Er könnte Fachkraft im Fahrdienst (FiF) werden und eine dreijährige Ausbildung bei dem Verkehrsunternehmen machen, die mit einem kaufmännischen Teil wesentlich mehr umfasst als nur den Führerschein und die Kenntnisse über die Fahrzeuge. „Ich hätte nichts dagegen“, sagt Ilyas Caliskan. „Busfahrer ist ein krisensicherer Job, den man auch in Krisenzeiten nicht mal einfach so verlagern kann.“
Vom Trecker in den Linienbus
Er fährt halt gern, dieser Ilyas Caliskan, der in Schwerte lebt und seit 2009 bei der Hagener Straßenbahn AG angestellt ist. Schon damals als Kind, als ihn sein Onkel in der Türkei immer auf dem Trecker mitgenommen hat. Und heute – in den Linienbussen der Hagener Straßenbahn.