Hagen. Jahrelang versucht ein Paar aus Hagen, schwanger zu werden. Sie erzählen vom Druck, der Hoffnung bei der Kinderwunschtherapie und ihrem Wunder:

Ida krabbelt über den Boden und grunzt fröhlich, will bei Papa auf den Arm. Ida ist ein kleines Wunder. Ein kleines Wunder für ein Paar, das so lange auf dieses Wunder gewartet hat. Zwei Jahre lang haben sie versucht, ein Kind zu bekommen. „Im Freundes- und Familienkreis wird man ständig gefragt, wann es denn endlich ,so weit’ ist. Das setzt einen unter Druck, vor allem, wenn es einfach nicht klappt“, sagt Meike aus Hagen.

Bei Meike und Oliver klappte es nicht. Zumindest nicht auf natürlichem Weg. „Wir sprechen mit unserer Familie und Freunden offen darüber“, sagt die Hagenerin. „In Gesprächen merkt man schnell, dass man nicht allein ist und mehr Paare davon betroffen sind, als man denkt“. Schon allein aus diesem Grund hat sich das Paar dazu entschieden, seine Geschichte zu erzählen. „Das Thema ist eine extreme Belastung, viele Paare trennen sich. Uns hat es sogar noch mehr zusammengeschweißt“, sagen beide.

Über das Warten und Hoffen

Ida, ihr kleines Wunder, gibt es nur, weil sie sich für eine Kinderwunschtherapie entschieden haben. Und auch dabei gab es für die Familie heftige Rückschläge.

Erst einmal zurück zum Anfang: „Kinder haben wir zunächst eher ausgeschlossen“, blickt Meike zurück. Unter anderem, weil Oliver, der aus einer anderen Beziehung bereits ein Kind hat, vor vielen Jahren operativ eine Vasektomie machen lassen hat. „Ich hätte es selbst nicht gedacht, aber bei mir wurde irgendwann der Kinderwunsch größer. Ich habe mir einfach gewünscht, Mutter zu werden“, sagt Meike. Also ließ Oliver die Vasektomie rückgängig machen. Sie versuchten es. Und versuchten es. Aber es klappte nicht.

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Kinderwunschtherapie in Hagen gestartet

Das Paar entschied sich dazu, sich an das Kinderwunschzentrum „Freyja“ in Hagen zu wenden. „Wir haben lange überlegt, wo wir hingehen sollen, haben uns aber hier am wohlsten gefühlt“, blickt das Paar zurück. Erst spät weihten sie Meikes Familie in die Entscheidung ein – „es mündete in einem tränenreichen Abendessen mit großer Unterstützung.“ Meike lächelt dankbar. Dankbar über die Unterstützung ihrer Familie. Aber auch, weil sie jetzt selbst eine Familie haben darf.

Beim Erstgespräch wurde der Ablauf der künstlichen Befruchtung besprochen, dann startete zeitnah die Behandlung. „Ich musste zwei Präparate zu mir nehmen, unter anderem, um den Eisprung auszulösen.“ Eine Behandlung besteht aus verschiedenen Schritten – der hormonellen Stimulation, der Entnahme der Eizellen, der Befruchtung und dem Embryotransfer.

Künstliche Befruchtung der Eizelle durch ICSI an einem Mikroskop (Themenbild)
Künstliche Befruchtung der Eizelle durch ICSI an einem Mikroskop (Themenbild) © epd | Juergen Blume

Nach der Entnahme der Eizellen, die im Labor mit den Spermien des Mannes befruchtet werden, begann das hoffnungsvolle Warten auf den Tag des Embryotransfers. Die Hoffnung wich schnell der Ernüchterung. Mit einer einzigen Nachricht waren die Erwartungen dahin: „Wir haben kein lebensfähiges Kind zustande bekommen.“ Alle befruchteten Eizellen entwickelten sich nicht weiter. „Damit hatten wir gar nicht gerechnet, das war ein heftiger Schlag“, sagen Oliver und Meike. So ein Schlag, dass sie sich nicht sicher waren, ob sie es überhaupt noch einmal versuchen wollen.

Babyglück nach Fehlversuch

In Absprache mit dem Kinderwunschzentrum stellten sie Ernährung und Gewohnheiten um - verzichteten zum Beispiel auf Kaffee. „Es war irre, was man in 3 bis 4 Monaten für eine Änderung auf dem Spermiogramm sehen konnte“, sagt Oliver. Sie begannen die ganze Therapie von vorn. Die Medikamente, das Auslösen des Eisprungs, die Entnahme der Eizellen, und diesmal auch der Embryotransfer. Und dann begann es wieder, das hoffnungsvolle Warten.

„Nach gut zwei Wochen habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht. Er war negativ. Wir waren dann auf einem Markt und als wir zurückkamen, waren dort plötzlich zwei Striche. Wir haben erst gedacht, dass das gar nicht stimmen kann“, Meike denkt zurück und muss wieder lächeln. Sie machte sieben Tests. Sieben Mal positiv. Sieben Mal zwei Striche. Von der Katastrophennachricht ins Babyglück. „Wir konnten unser Glück wirklich kaum fassen. Wenn man ehrlich ist, gehörte es aber auch dazu, dass wir wirklich an jeder Station Angst hatten, dass der Traum wieder platzt“, sagen die Hagener. Aber die gesamte Schwangerschaft lief unkompliziert.

Ida, das kleine Wunder

Und dann, nach all dem Warten und Hoffen, war der Moment endlich da. Dann kam Ida. Ida, das kleine Wunder für die Familie. „Man glaubt das gar nicht, wenn so ein kleines Wesen wirklich im Arm liegt - das war ein wunderschöner Moment“, erinnern sich die Eltern. „Wir können daher nur anderen Betroffenen sagen: Gebt die Hoffnung nicht auf. Auch, wenn ein Therapie-Versuch scheitert, kann es klappen. Hätten wir aufgegeben, würde es Ida nicht geben.“

Ida, das kleine Wunder.