Hagen. Die Hagener City braucht Impulse, um den Kaufkraftabfluss zu stoppen. Doch die vom OB versprochene Offensive lässt auf sich warten.

Drei Wochen ist es inzwischen her, dass der Unternehmerrat Hagen beim Oberbürgermeister versucht hat, sich danach zu erkundigen, wie weit die im Frühjahr versprochene Vitalisierungsoffensive für die Hagener Innenstadt inzwischen gediehen sei. Eine Antwort lässt weiter auf sich warten – nicht einmal eine Eingangsbestätigung hat Winfried Bahn, der als Initiator des Unternehmerrates gut 80 Betriebe in Hagen repräsentiert, bis heute auf sein sowohl per Post als auch per E-Mail versandtes Schreiben erhalten: „Offensichtlich haben unsere Stadtväter kein Interesse an der Vitalisierung unserer Innenstadt“, schlussfolgert er bislang. Die Stadt Hagen teilte auf Anfrage der Stadtredaktion zu diesem schleppenden Vorgehen mit, dass eine Antwort immerhin schon einmal in Bearbeitung sei.

Offensichtlich haben unsere Stadtväter kein Interesse an der Vitalisierung unserer Innenstadt.
Winfried Bahn, Initiator und Sprecher des Unternehmerrats Hagen

Dabei stellte im April Erik O. Schulz höchstselbst nach der Insolvenz und dem zähen Restart der Rathaus-Galerie sowie dem fatalen Kaufhof-Aus fest, dass die City vor einem Total-Absturz gerettet werden müsse. Es solle zügig gehandelt werden und zugleich ein Fördergebiet „City Hagen“ entstehen, in dessen Mittelpunkt die zeitgemäße Umgestaltung der Fußgängerzone zwischen Theater und Johanniskirche stehe. „Wir müssen das Signal senden, dass wir uns als Oberzentrum längst noch nicht aufgegeben haben“, formulierte der Verwaltungschef angesichts der Brisanz der Lage.

Konkrete Maßnahmen sind gefordert

Da bislang kein einziges Ergebnis dieses Prozesses überliefert ist, fasste Bahn im Namen des Unternehmerrates ein halbes Jahr später neugierig nach: „Für Händler, Unternehmer und Bürger ist es von großem Interesse, wann die Fußgängerzone, also die Elberfelder Straße und auch Teile der Mittelstraße, erneuert wird. Es wird Zeit, das Flair der 70er-Jahre hinter uns zu lassen und in die Neuzeit zu bringen“, möchte er konkret erfahren, was in den vergangenen sechs Monaten in puncto Attraktivitätssteigerung bereits eingefädelt wurde, um einen weiteren Kaufkraftabfluss zu stoppen.

Der Charme der Hagener Innenstadt scheint ein wenig aus der Zeit gefallen.
Der Charme der Hagener Innenstadt scheint ein wenig aus der Zeit gefallen. © WP | Michael Kleinrensing

Parallel erkundigte sich der Frontmann des Unternehmerrates schriftlich ebenfalls bei sämtlichen Ratsfraktionen nach dem Stand der Vitalisierungsoffensive – übrigens mit demselben ernüchternden Ergebnis: Nach drei Wochen gibt es noch keine einzige Reaktion aus den Parteien, die sich ja sonst gerne über die Politikverdrossenheit der Hagener Bürger wundern.

„Die Motivation scheint komplett raus zu sein“, möchte Bahn sich weiterhin nicht damit abfinden, dass die Fußgängerzone vorzugsweise Schlagzeilen mit der Neueröffnung von Döner-Buden macht. „Es fehlt in Hagen eine Vision, wie die Innenstadt aktiviert werden soll. Aber nur so kann eine weitere Abwanderung verhindert werden. Wohlempfinden für Bürger braucht eine lebenswerte Innenstadt. Diese ist Voraussetzung, damit auch junge Leute in Hagen bleiben“, warnt er vor einer schleichenden Abstimmung mit den Füßen. „Man muss immer wieder dranbleiben und hartnäckig sein – in dieser Stadt muss man eben viel Humor mitbringen“, gibt der Sprecher der Initiative sich fatalistisch.

Kritik an fehlender Transparenz

Eine Haltung, mit der sich die in der lokalen Wirtschaft verhafteten Mitglieder zunehmend schwertun. Dies wurde zuletzt erst wieder bei einem Unternehmerratstreffen bei der Märkischen Bank deutlich, bei dem es neben der Zukunft der Innenstadt unter anderem auch um die Flächenentwicklung in Hagen ging. „Von den 44 Teilnehmenden sind viele entweder deprimiert oder haben die Faust in der Tasche“, betont Bahn, dass es sowohl um fehlendes Handlungs- und Entscheidungstempo, aber auch ausbleibende Kommunikation gehe.

An dem Abend wurde vor allem ein effizienteres Vorgehen beim Flächenmanagement eingefordert, weil hier der Druck bei den heimischen Mittelständlern besonders hoch sei. Hier würden auch die Flächen Westside und Varta-Insel erst mittelfristig eine Rolle spielen können, weil für deren Entwicklung sicherlich weitere fünf Jahre ins Land ziehen würden, forderten die Teilnehmer des Treffens wie so oft mehr Transparenz seitens Politik und Verwaltung ein.

Zumindest diese Erwartung möchte die städtischen Planer kurzfristig in Teilen erfüllen: An diesem Donnerstag will die Bauverwaltung der Öffentlichkeit präsentieren, wie man sich die weitere Entwicklung rund um die Westside vorstelle.