Hagen. Wenn man die Pariser Klimaziele auf Hagen herunterbricht, droht ein Scheitern. Warum das so ist, wo es gut läuft und wo es noch Potenzial gibt.
Wenn Hagen seinen Beitrag leisten will, um die Ziele, die auf der Klimakonferenz in Paris festgelegt wurden zu erreichen, wird es knapp: Bis 2031 darf die Stadt dann in Summe „nur“ noch 9,7 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen.
Klingt nach mehr als es ist. Denn hält der aktuelle CO2-Ausstoß wie bislang an, dann dürfte schon in zwei Jahren nur noch eine Millionen Tonnen ausgestoßen werden. 2020 – das sind die jüngsten Werte in der Treibhausgasbilanz für Hagen – lag der Ausstoß noch bei 1,9 Millionen Tonnen. Dass er sich innerhalb von fünf Jahren nunmehr halbiert, scheint trotz aller Bemühungen unwahrscheinlich.
Klimaziele: Hagen in schlechter Gesellschaft
Dass Klimaziele gerissen werden, ist allerdings kein Hagener Phänomen: Mit 9,8 Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf liegt Hagen 2020 sogar noch unter dem NRW-Schnitt. Noch positiver erscheint das Hagener Ergebnis, wenn man auf 13,9 Tonnen blickt, die die Statistik, für die Metropole Ruhr ausweist.
Immerhin: Im Vergleich zu 2012 sind die Treibhausgas-Emissionen in Hagen um fast 28 Prozent zurückgegangen. Dazu beigetragen hat insbesondere der Energieträger Strom.
Effizientere Geräte im Haushalt
„Im privaten Bereich spielen da sicherlich effizientere Haushaltsgeräte und eine energiesparende Beleuchtung eine Rolle“, sagt Hans-Joachim Wittkowski, Klimaexperte im Umweltamt der Stadt Hagen. „Das geht in Teilen einher mit einem Bewusstsein für energiesparendes und klimaschonendes Handeln.“
Industrie und Gewerbe hingegen sind – trotz sinkender Verbräuche – die Sektoren, die für den höchsten Treibhausgas-Ausstoß verantwortlich sind. „Viele Unternehmen verfolgen aber Strategien, um die Klimaziele einzuhalten“, sagt Wittkowski. So sei bei Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ein Rückgang von 18,7 Prozent zwischen 2012 und 2020 zu verzeichnen, im Industriebereich immer noch ein Rückgang von 10,6 Prozent.
CO2-Ausstoß durch Verkehr nimmt zu
Zugenommen hat der CO2-Ausstoß auf dem Verkehrssektor. „Zwischen 2012 und 2019 ist der Verbrauch um 9.1 Prozent gestiegen“, sagt Wittkowski, „dahinter stehen mehr zugelassene Fahrzeuge und eine entsprechend höhere Fahrleistung.“ Mit 1,1 Prozent (Stand 2020) sei hingegen der Anteil der zugelassenen Elektrofahrzeuge im Jahr 2020 noch gering. Bei allen positiven Entwicklungen, die zeitweise bereits vor 2020 einsetzen: Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Konsequenzen dürften einen Einfluss gehabt haben.
Ebenso positiv: Die Stromproduktion aus Erneuerbaren ist seit 2012 erheblich gestiegen. „Insbesondere durch die Windkraft und die Photovoltaik“, blickt Wittkowski auf einen Bereich, der in den letzten Monaten noch einmal richtig Fahrt aufgenommen hat.
Klima: Trendwende ist nicht gelungen
Trotz aller positiven Ansätze steht am Ende auch für Hans-Joachim Wittkowski auch mit Blick auf einen Klimanotstandsbeschluss, den der Rat der Stadt bereits 2019 gefasst hat, ein ernüchterndes Fazit: „Eine merkliche Trendwenden ist nicht gelungen“, so der Klimaexperte der Stadt Hagen. Die Schlussfolgerung: Erhebliche Maßnahmen seien zeitnah anzustoßen.
Dabei blickt Wittkowski über das Jahr 2031 hinaus: „Bis spätestens 2045 sollte der Einsatz von grünem Wasserstoff ein wichtiger Eckpfeiler werden.“ Eingesetzt bei der Gas- und Wärmeversorgung, im Öffentlichen Personennahverkehr oder im Schwerlastverkehr könne das zu „großen Treibhausgas-Einsparungen“ führen.