Hagen. Ob Wärmepumpen in alten Häusern effizient und bezahlbar funktionieren, zeigt ein 50-Grad-Heizungstest. Experte Stephan Herpertz sagt, wie es geht.
Definitiv: Die Heizsaison beginnt. Es lohnt sich, einen Energiesparcheck zu machen, sagt Stephan Herpertz, Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit dem „50-Grad-Check“ kann man relativ einfach prüfen, ob das eigene System effizient läuft – und ob es für die von der Bundesregierung beworbene Umstellung auf eine Wärmepumpe geeignet ist, ohne dass finanzielle Überforderung droht.
Das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung hatte, wenn man so will, einen miesen Vorlauf. Ein im Detail noch nicht zu Ende gedachter Referentenentwurf wurde Ende vergangenen Jahres gezielt an die Öffentlichkeit gebracht und sorgte für hitzige politische Diskussionen, vor allem aber für Verunsicherung bei „Otto Energieverbraucher“. Inzwischen haben sich die Gemüter etwas beruhigt, die Vorschriften für Besitzer von älteren Bestandsgebäuden sind zeitlich entschärft worden und werden flankiert mit sozial gestaffelten Förderungen. Wer weniger finanzielle Möglichkeiten hat, erhält mehr Unterstützung, bis zu 70 Prozent beim Umbau auf klimafreundliche Heizsysteme. Großer Favorit der Regierung sind nach wie vor die Wärmepumpen, die laut Experten schon heute in 75 Prozent aller Gebäude effizient einsetzbar sein sollen. Ob es in den eigenen vier Wänden klappt, kann man im ersten Schritt mit dem „50-Grad-Check“ selbst testen, versichert Stephan Herpertz. Wie man vorgeht, erklärt der Energieexperte hier.
Die Vorlauftemperatur
Bei dem Test geht es um eine Kontrolle, wie heißt das Wasser im Heizungssystem wirklich sein muss, um die eigenen vier Wände auch in wirklich kalten Perioden ausreichend beheizen zu können. „Eigentlich sind alle modernen Heizungen Niedrigtemperaturheizungen, auch die Öl- und Gas-Brennwertheizungen. Es lohnt sich also auch hier, die Einstellung zu optimieren“, sagt Herpertz. Häufig werden Gas- und Öl-Brennwertheizungen noch mit Vorlauftemperaturen von um die 70 Grad betrieben. Unnötigerweise sagt der Experte. Oft ginge es auch mit weniger heißer Einstellung und Energieverbrauch. Was ist zu tun?
Die Heizkurve
Bei modernen Heizungen kann man sehr vieles einstellen. Manches sollte ein Fachmann übernehmen. Die Einstellung der Heizkurve mit den Vor- und Rücklauftemperaturen ist aber kein Hexenwerk, wenn man sich damit beschäftigt, sagt Herpertz. Voraussetzung für den 50-Grad-Test ist allerdings, dass die bestehende Heizung mit einem Außentemperaturfühler verbunden ist. „Selbst die Heizkurve zu verändern, ist normalerweise kein Problem. Man sollte seine Heizung sogar gut kennen und auch bedienen können. Die eigene Heizung zu kennen, hilft Energie zu sparen.“ Also, schnell mal den Staub von der Beschreibung pusten und eine Lektüre zur Hand nehmen, die sich lohnt.
Die Vorlauftemperatur muss für den Test auf 50 bis maximal 55 Grad reduziert werden. Ob diese Temperatur reicht, zeigt sich erst, wenn es an mehreren Tagen hintereinander richtig kalt war, möglichst unter null Grad Celsius. Wenn die Wohnung oder das Haus bei voll aufgedrehten Thermostatventilen dann noch ausreichend warm wird, sei der Einsatz einer Wärmepumpe effizient möglich. Klappt das nicht, wäre für eine System-Optimierung nötig. Das bedeutet aber nicht automatisch teure Sanierungsmaßnahmen.
Einfache Nachbesserungen
Wenn es mit der 50-Grad-Vorlauftemperatur nicht auf Anhieb klappt, kann dies an einzelnen Heizkörpern liegen, die nicht ausreichend dimensioniert sind. Der nächste Schritt wäre die sogenannte „raumweise Heizlastberechnung“. Die ist Sache des Fachmanns, der dann gleich einen – ohnehin sinnvollen – hydraulischen Abgleich des Systems vornehmen sollte. Damit soll ein optimaler Wassermengenfluss durch alle Heizkörper erreicht werden. Das spart Energie. Die Heizlastberechnung zeigt, welche Heizkörper gegen leistungsstärkere ausgetauscht werden müssten, um einen effizienten Wärmepumpenbetrieb zu erreichen. „Die raumweise Heizlastberechnung ist ein Werkzeug, um das schwächste Glied im Heizkreislauf zu finden“, erklärt Herpertz. Der Abgleich kostet ein paar hundert Euro, ist aber in vielen Fällen förderfähig über das Programm Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).
Fazit
Der 50-Grad-Test ist eine gute Orientierung, ob es sich für Besitzer älterer Gebäude lohnt, über eine Umrüstung nachzudenken. Grundsätzlich gilt allerdings, je niedriger die Vorlauftemperatur, desto sparsamer ist der Betrieb. Eine Wärmepumpe benötigt Strom. Je mehr Wärme durch eine schlechte Dämmung verpufft, desto höher fällt die Stromrechnung aus. Wie fit das eigene Gebäude ist, kann am besten ein unabhängiger Energieberater beurteilen (auch für dessen Einsatz gibt es Förderung).
Nachdem die Preise für Wärmepumpen zuletzt unverhältnismäßig in die Höhe geschnellt waren, scheint es nun etwas Entspannung am Markt zu geben – denn die Nachfrage nach Wärmepumpen ist eingebrochen. 80 Prozent der Installationsbetriebe seien in der Lage Wärmepumpen einzubauen. „Unser Handwerk steht bereit, die Heizungskeller der Republik klimaneutral zu machen“, sagte Michael Hilpert, Präsident des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK).
Ziel der Bundesregierung ist es, dass jährlich 500.000 Wärmepumpen in Deutschland neu installiert werden. Experte Herpertz erklärt die mittlerweile von 40-45 auf 50-55 Grad Celsius nach oben verschobene „Effizienzgrenze“ für Wärmepumpen mit ständig verbesserter Technik – nicht etwa mit gesunkener Nachfrage nach der Technik.