Breckerfeld. Elf Millionen Euro Umsatz macht die Härterei Schmidthaus in Breckerfeld mit 75 Mitarbeitern. Doch die Herausforderungen sind groß.

Sein Urgroßvater war der Erste. In einer einfachen Hütte am Fluss in Remscheid-Lennep härtete er Metall. Vermutlich würde der Pionier und Gründer das, was heute an der Langscheider Straße in Breckerfeld vor sich geht, über 80 Jahre später kaum wiederkennen. Die Härterei Schmidthaus ist heute ein Unternehmen mit elf Millionen Euro Umsatz, bis zu 75 Mitarbeitern und mit Kunden in ganz Europa. Sie ist trotz aller Energie-, Klima- und Wirtschaftszwänge, die Unternehmen aktuell drücken, eine Erfolgsgeschichte aus Breckerfeld. Und zwar deshalb, weil man erkannt hat, das die Einzigartigkeit in der Spezialisierung liegt.

Wolf Maximilian Schmidthaus ist 36 Jahre und – wenn man die lange Historie des Unternehmens betrachtet – erst kurze Zeit Geschäftsführer. Mitgesellschafter war er schon seit 2018 gewesen. Er übernahm die Position im vergangenen Jahr von seinem Vater. Zuvor hatte der studierte Wirtschaftspsychologe und Betriebswirt Erfahrungen in völlig unterschiedlichen Bereichen gesammelt. Als Verkaufsleiter bei Lidl oder in einer Kanzlei für Wirtschaftsprüfung. Als sein Vater Jürgen, der das Unternehmen bereits in dritter Generation führte, zurücktrat, knüpfte Wolf Maximilian an. Das Unternehmen blieb und bleibt so in Familienhand.

Das Unternehmen Schmidthaus an der Langscheider Straße in Breckerfeld
Das Unternehmen Schmidthaus an der Langscheider Straße in Breckerfeld © Michael Kleinrensing

Übergänge dieser Art stellen Unternehmen – nicht nur die Härterei Schmidthaus – immer vor große Herausforderungen. Wenn Generationen aufeinander folgen, entstehen unterschiedliche Ansichten, Ansätze, Leitbilder. Erfahrung und Innovation, Tradition und Zukunftsgewandheit, alles steht immer und immerwährend auf dem Prüfstand. „Das ist natürlich auch bei uns so“, sagt Wolf Maximilian Schmidthaus. Zumal da auch die großen Herausforderungen sind, die der Zeitgeist und die Weltwirtschaftssituation mit sich bringen.

Erwärmen und Abkühlen

Härten ist ein Wärmebehandlungsverfahren. Es erhöht die mechanische Widerstandsfähigkeit von Metallen wie Stahl oder Aluminium und verändert das Gefüge. Die Umwandlungshärtung ist eines der wichtigste Härtungsverfahren. Wolf Maximilian Schmidthaus gibt ein Beispiel, das viele Menschen aus der Praxis kennen dürften: Schlüsselringe. Damit sie sich auseinanderspreizen lassen, wenn ein Schlüssel darauf gefädelt wird und anschließend wieder zusammenpressen, müssen sie speziell gehärtet werden. Ganz, ganz einfach gesprochen: Das Härten erfolgt durch Wärmebehandlung mit anschließendem schnellen Abkühlen.

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Nun härtet die Härterei Schmidthaus Metalle für Maschinen und Anlagen und für den Pkw- und Nutzfahrzeugbau. Sie kann die großen Teile. „Aber was uns ausmacht auf dem Markt, ist, dass wir alles von 200 Gramm bis fünf Tonnen härten können. Das ist unsere Vielseitigkeit“, sagt Wolf Maximilian Schmidthaus. Das Härten von Stahl ist energieintensiv. Und es geht dabei nicht nur um Kosten für das Unternehmen. Im Prinzip läuft der Prozess, bei dem alltagswichtige Produkte entstehen, auch dem Klimawandel zuwider. „Ja, das ist so. Bei der Wärmebehandlung entsteht CO2. Bei uns stehen 48 Industrieöfen. Ein Kollege hier hat mal errechnet, das unser Gasverbrauch bei Privatleuten für die Versorgung für 100 Jahre reicht.“

 Blick von „Sonnenschein“ auf Breckerfeld mit dem Gewerbegebiet an der Langscheider Straße, an dem die Härterei Schmidthaus liegt.
Blick von „Sonnenschein“ auf Breckerfeld mit dem Gewerbegebiet an der Langscheider Straße, an dem die Härterei Schmidthaus liegt. © WP | Michael Kleinrensing

Die Ziele bis 2030

Wolf Maximilian Schmidthaus geht sehr offen damit um. „Das liegt ja auch auf der Hand“, sagt er, wohlwissend wie wichtig die Leistung aller Härtereien der Region und in Deutschland für die Wirtschaftsleistung dieses Landes ist. Das ist bei der Härterei Schmidthaus nicht anders. „Ich persönlich und das Team blicken deshalb auch mit dem Energiefokus in die Zukunft. Wie schaffen wir es bis 2030, dass unsere Auslastung weiter so gut bleibt, wir unsere Mitarbeiter halten und vielleicht mit der Hälfte der Energie produzieren können. Da Lösungen zu finden, das treibt uns an.“

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Das Unternehmen ist sehr rege auf Social Media, präsentiert dort transparent seine Produktionsprozesse und seine Aufgabenfelder in der Firma. „Das tun wir, weil es uns wichtig ist zu zeigen, wie unser Metier funktioniert, aber vor allem auch, weil wir gutes Personal finden wollen“, sagt Schmidthaus. In der Härterei arbeiten Menschen, die sich die speziellen Fertigkeiten, die es braucht, quasi „on the job“ angeeignet haben. Unter den Ofenwerkern befinden sich auch Maschinenbediener mit Abitur, aber auch ohne Schulausbildung. Schmidthaus ist es wichtig, das zu erwähnen, weil es zeigt, für wen dieses Arbeitsfeld attraktiv sein kann und dass man es auch auf dem zweiten Weg schaffen kann, wertvoll für ein solches Unternehmen zu werden.

Firma als Lohndienstleister

„Wir haben eine soziale Verantwortung. Das ist mir sehr wichtig. Die Mitarbeiter sind der Schlüssel zu unserem Erfolg“, sagt Wolf Maximilian Schmidthaus, der eine Matrix innerhalb des eigenen Unternehmens hat aufstellen lassen, die es möglich macht, einzelne Mitarbeiter auch für ihre speziellen Fähigkeiten zu entlohnen. Die Standortfrage übrigens, die habe man sich in der Härterei Schmidthaus nie gestellt. „Breckerfeld ist ein guter Standort für uns. Wir sind ja ohnehin Lohndienstleister. Die Kunden bringen ihre Materialien zur Verarbeitung zu uns. Und dass wir nicht so ganz nah an einer Autobahn liegen oder liegen müssen, zeigt uns gerade das Beispiel A 45. Wir sind weit genug weg. So entstehen uns durch die Brückensperrung keine Probleme.“