Hagen. Die Zahl der Photovoltaik-Anlagen in Hagen wächst rasant. Ein Beispiel, wie es laufen kann und welche Fehler Hausbesitzer vermeiden können.

Wolken verhängen dieser Tage immer wieder den blauen Himmel über Hagen. Dunkle Wolken, solche, die einem Herbsttag früh die Helligkeit rauben. Und so drohen Nicola und Marcus Paar schon bald der Moment, in dem es sich nicht mehr verhindern lässt, dass sie der Mark-E Strom abkaufen müssen.

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„Wir wollen möglichst autark sein“, sagt Marcus Paar, der auf Emst in einem Einfamilienhaus lebt. Das ist der Grund dafür, dass er und seine Frau Nicola in eine Photovoltaikanlage auf dem Dach investiert haben: Unabhängigkeit von den schwankenden Preisen auf dem Energiemarkt, Unabhängigkeit von einer Möglichen Knappheit und Unabhängigkeit selbst für den Fall (der in Hagen nur selten eintritt), dass der Strom im Stadtteil einmal komplett ausfallen sollte.

8,2 Cent pro Kilowattstunde Strom

So fiel der Entschluss im Mai. „Ich habe verschiedene Angebote eingeholt“, sagt Paar. Den Zuschlag erhält schließlich der Versorger selbst, die Mark-E, die nicht nur die Anlage liefert und installiert, sondern auch den überschüssigen Strom, den das Ehepaar nicht selber nutzt, abnehmen muss – für 8,2 Cent pro Kilowattstunde.

Marcus Paar (rechts mit Mark Schür von der Mark-E aus Hagen) produziert und verbraucht seinen Strom selbst. Im Wechselrichter im Keller des Hauses wird er umgewandelt.
Marcus Paar (rechts mit Mark Schür von der Mark-E aus Hagen) produziert und verbraucht seinen Strom selbst. Im Wechselrichter im Keller des Hauses wird er umgewandelt. © WP | Michael Kleinrensing

„Ende Juli habe ich den Auftrag erteilt, Ende August waren Anlage, Speicher und Wechselrichter installiert“, sagt Marcus Paar. „Am 31. August habe ich zum ersten Mal Strom produziert und geliefert.“

Personalprobleme beim Versorger

Ein nahezu reibungsloser Ablauf – lässt man mal den Kampf mit den Dokumenten außer Acht, den man bewältigen muss, bevor die Photovoltaikanlage in das Marktstammdatenregister eingetragen ist. So rund allerdings ist es in letzter Zeit nicht bei allen Hausbesitzern gelaufen, die eine Anlage auf dem Dach haben errichten lassen. Was zwei wesentliche Gründe hat: die Kombination aus Personalproblemen und wachsender Kundenzahl bei der Mark-E. Und einen falschen Weg, den potenzielle Betreiber und Installateure häufig einschlagen.

Auf beiden Seiten des Daches hat die Familie Paar aus Hagen Photovoltaik-Module installieren lassen.
Auf beiden Seiten des Daches hat die Familie Paar aus Hagen Photovoltaik-Module installieren lassen. © WP | Michael Kleinrensing

„Wir haben im diesem Jahr in unserem Netzgebiet schon 1750 neue Anlagen gezählt“, sagt Carsten Halbe, Leiter Netzwirtschaft bei der Mark-E-Schwester Enervie Vernetzt. „Das sind doppelt so viele wie 2022. Und da wiederum waren es doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Das ist in den letzten Monaten ein exponentielles Wachstum, das uns an unsere Grenzen bringt.“

Der richtige Wege zur neuen Photovoltaikanlage

Darüber hinaus betonen die Verantwortlichen, dass der erste Schritt zu einer neuen Anlage immer eine sogenannte Netzverträglichkeitsprüfung sein müsse. „Danach sollte ein Antrag auf Inbetriebnahme gestellt werden“, erläutert Mark Schür, Leiter neue Geschäftsfelder bei der Mark-E. „Denn damit wir Anlagen überhaupt erfassen und dann irgendwann auch abrechnen können, müssen wir erst einmal wissen, dass es sie überhaupt gibt.“ Parallel dazu sollte Marktstammdatenregister ausgefüllt und die Anlage an die Bundesnetzagentur gemeldet werden.

„Gebaute und genehmigte Anlagen können dann vom Installateur zur Inbetriebnahme angezeigt werden“, sagt Schür weiter. „Wenn wir aber erst nach einer Installation von einer neuen Anlage erfahren, ergeben sich bei der Fülle neuer Anlagen schnell längere Bearbeitungszeiten, die dann bei Betreibern zu Unmut führen.“

Für ein besseres Klima

Bei Paars war das nicht der Fall. „Für uns lief der Prozess reibungslos“, sagt Marcus Paar, der betont, dass neben wirtschaftlichen Überlegungen auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle gespielt hat. „Ich arbeite in einem mittlerweile CO2-neutralen Betrieb. Da wollte ich auch privat einen Beitrag zu einem besseren Klima leisten.“

Mit einer Leistung von 9,9 Kilowatt/Peak produziert das Ehepaar nun mehr Strom, als es selbst nutzen kann. „Wir sind noch dabei, unser Verhalten anzupassen“, sagt Nicola Paar. Waschmaschine und Spülmaschine sollen vor allem laufen, wenn die Sonne scheint oder wenn noch genug Strom gespeichert ist. Über die Anschaffung eines Hybridautos, das mit eigenem Strom geladen werden könnte, denken Paars nach.

Amortisierung abhängig vom Verhalten der Nutzer

Wann sich eine Anlage wie auf dem Dach der Paars rechnet, lässt sich auch von Experten nur schwer prognostizieren. „In 13 bis 14 Jahren bestimmt“, sagt Mark Schür, „letztlich hängt das aber auch vom Verhalten und von der Entwicklung der Strompreise ab. Wenn ich zum Beispiel zwei E-Autos mit einer Anlage lade, hat sie sich wesentlich schneller amortisiert.“