Hagen. Mara Kouki arbeitet lange in der Intensivmedizin. Um Familie und Job besser unter einen Hut zu bekommen, schlägt sie in Hagen einen neuen Weg ein
Manchmal trifft man Entscheidungen im Leben, von denen man anfangs nicht weiß, ob es die richtigen sind. „Ich habe viele Jahre im Bereiche Innere Medizin und Intensivmedizin in Kliniken gearbeitet“, sagt Ärztin Dr. Mara Kouki. Und: „Ich dachte immer, ich würde das mein Leben lang machen.“
Sie machte es nicht ihr Leben lang. Sie wurde schwanger und merkte, dass sich ihr Beruf und ihr Privat- und Familienleben nicht gut miteinander vereinbaren lassen, wie sie es sich wünschen würde. „Mein Mann ist ebenfalls Arzt, wir haben beide im Schichtdienst gearbeitet.“
Familienleben und Beruf miteinander vereinen
Sie traf die Entscheidung, sich beruflich umzuorientieren. „Wir hatten damals eine Medizinstudentin im Praktischen Jahr bei uns, die mich fragte, ob nicht eine Hausarztpraxis was für mich wäre. Erstmal dachte ich, das wäre nichts für mich. Mittlerweile sehe ich das ganz anders“, sagt die 37-Jährige.
Mittlerweile arbeitet die Medizinerin, die in Lübeck studiert und viele Jahre auch im Ruhrgebiet in verschiedenen internistischen Kliniken arbeitete, in einer Hausarztpraxis als Fachärztin für Allgemeinmedizin in Hagen-Boele.
„Ich habe mir damals, nach der Geburt meiner Tochter und der Elternzeit, einen Ruck gegeben und beschlossen, einen neuen Schritt zu wagen“, erinnert sich die junge Frau, die mit ihrer Familie in Dortmund lebt. Der Kontakt zu einer Emster Praxis, in der sie zunächst über vier Jahre arbeitete, kam ebenfalls über die Medizinstudentin zustande. „Die ersten ein bis zwei Wochen habe ich, im Vergleich zur Intensivmedizin, die eigentlich meine Leidenschaft war, als langweilig empfunden“, erinnert sich Dr. Mara Kouki und lacht. „Ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Es gibt auch bei uns viele spannende Fälle.“
Seit April in Boeler Praxis
Vier Jahre lang absolvierte sie ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin in Teilzeit. Im März dieses Jahres wurde sie fertig, seit April arbeitet sie in der Praxis in Boele. „Ich hatte meine jetzige Chefin auf einer Fortbildung kennengelernt und wir kamen sofort gut miteinander aus. Es passte einfach“, erklärt Mara Kouki die Entscheidung.
Auch im Hausarzt-Betrieb gebe es natürlich stressige Tage, auch mal Überstunden. Aktuell ist Erkältungssaison, da sei naturgemäß etwas mehr los. „Aber ich arbeite grundsätzlich selbstständiger als damals in der Klinik, bin sehr nah an den Menschen und kenne meine Patienten einfach besser, weil ich sie regelmäßig sehe. Das finde ich schön“, betont Dr. Kouki.
Viele Hausärzte hätten Nachfolge-Probleme, dabei würden sie perspektivisch aus ihrer Sicht immer wichtiger, sagt die Ärztin. Auch, weil sie wie eine Art Filter agieren, wenn es um die Abschätzung gehe, wer in eine Klinik müsse und wer nicht. „Die Kliniken sind oft voll, sie können nicht alles abfangen. Da kann unsere Einschätzung schon zu einer Entlastung werden“, ist sie sich der Verantwortung bewusst.
Mehr Ärzte für Niederlassung gewinnen
Koukis Beispiel soll eines von vielen sein, das junge Ärzte dazu ermutigt, eine Niederlassung in Erwägung zu ziehen, wirbt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) für die Niederlassung. Mit der Kampagne „Praxisstart“ werbe man um die Ärzte von morgen – wie Dr. Mara Kouki. Einzelpraxis? Berufsausübungsgemeinschaft? Oder lieber erst einmal in die Anstellung? Die Kampagne hole, verspricht die KVWL, Berufseinsteiger individuell ab und informiere ausführlich über die vielfältigen Möglichkeiten in der ambulanten Versorgung.
„Die Herausforderungen und Bedingungen haben sich für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den vergangenen Jahren stark verändert, nichtsdestotrotz bietet die Niederlassung einen Reiz und viele Chancen; genau hier setzen wir als KVWL mit Praxisstart an. Wir zeigen Möglichkeiten und Wege auf, um erfolgreich in der Niederlassung durchzustarten“, sagt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL.
„Ich finde das genau den richtigen Ansatz“, betont Dr. Mara Kouki. „Einfach mit der Nachricht verbunden: Die Allgemeinmedizin ist eine vielfältige und zugleich anspruchsvolle Aufgabe. Für mich jedenfalls war es genau der richtige Schritt.“