Hohenlimburg. Nach der Geburt des Sohnes fühlte sich die Hohenlimburgerin Vanessa Güvenc oft überfordert im Alltag – und fand neues Glück mit einfachen Regeln:

Den Blick auf das Wesentliche richten. Dinge bewusst hinterfragen und ressourcenschonend leben. Mit dieser Einstellung hat die Hohenlimburgerin Vanessa Güvenc ihr persönliches Glück und innere Zufriedenheit gefunden. Jetzt will sie als Ordnungscoach anderen Menschen helfen und ihnen zeigen, was es braucht, um wieder mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben zu haben und den Alltag stressfrei zu meistern.

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Geburt des Sohnes

Angefangen hat alles vor vier Jahren mit der Geburt ihres Sohnes: „Mir ging es plötzlich wie vielen anderen Müttern und Vätern. Ich war gestresst und überfordert“, erinnert sich die 33-Jährige. „Überfordert vom Haushalt und dem andauernden Versuch, Ordnung in das tägliche Chaos zuhause zu bringen und gestresst von To-Do-Listen, die ich einfach nicht abgearbeitet bekam“. Schnell wird der jungen Frau bewusst, dass sie etwas ändern muss und will. Gemeinsam mit ihrem Mann beginnt sie Schritt für Schritt, sich mit dem Minimalismus-Gedanken zu beschäftigen.

Nur das Nötigste

Das Konzept vom Minimalismus bedeutet, dass nur die nötigsten Sachen in den Haushalt kommen und das Konsumverhalten auf ein Minimum eingestellt ist. „Minimalismus bedeutet aber nicht, dass wir nur noch aus einem Rucksack leben und Barfuß durch die Gegend laufen, aber es heißt unter anderem zu hinterfragen, ob ich wirklich 20 Paar Schuhe benötige und ob es mich glücklich macht“, erklärt Vanessa Güvenc.

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Langer Prozess

Es sei ein langer Prozess gewesen, berichtet Güvenc: „Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau. 13 Jahre habe ich in einem Drogeriemarkt gearbeitet. Mein Badezimmer war voll mit unzähligen Kosmetikprodukten. Und natürlich ist es mir anfangs sehr schwer gefallen, mich von diesen Dingen zu trennen.“ Inzwischen besitzt die junge Familie unter anderem nur noch drei Teller, drei Becher, drei Löffel, ein Bett und ein Bild und alle weiteren Dinge, die sie für den täglichen Gebrauch benötigen.

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„Brauche ich das?“

„Familie und Freunde empfinden unsere Wohnung als leer und ungemütlich. Wir empfinden es als sehr befreiend und beruhigend“, berichtet die 33-Jährige. Zwar besitze sie noch immer einige Kosmetikartikel „aber eben nur noch einen Lippenstift oder eine Wimperntusche. Es geht nicht darum, dass man auf alles verzichten muss. Es geht darum, sich wieder bewusst zu fragen: Brauche ich das Produkt oder will ich es einfach nur haben.“

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Kinderzimmer aussortiert

Das Kinderzimmer ihres Sohnes habe sie allerdings erst zum Schluss aussortiert: „Natürlich fällt es Kindern wesentlich schwerer, sich von ihren Spielzeugen zu trennen, deshalb ist es mir besonders wichtig, dass ich meinen Sohn beim Aussortieren immer mit einbeziehe. Ich erkläre ihm genau, warum wir etwas aussortieren. Und ich merke, dass er deutlich kreativer wird, desto weniger Spielzeug er besitzt.“

Ordnung beginnt im Kopf

Minimalismus meint, vom emotionalen Konsum zum rationalen Konsum zu kommen: „Ordnung beginnt im Kopf, so wie viele andere Dinge auch. Es nützt uns nichts, wenn wir einmal im Jahr ausmisten oder die Dinge von der einen Ecke in die andere Ecke schieben. Wir müssen lernen loszulassen und für dauerhafte Ordnung in unserem Leben sorgen. Auch wenn das anfangs mit Arbeit verbunden ist, aber es lohnt sich, die Komfortzone zu verlassen“, appelliert Vanessa Güvenc.

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Ehrlich und authentisch

Die gebürtige Hohenlimburgerin will ab sofort Familien beraten und Ordnung in deren Alltag bringen. „Ich berate aber auch Senioren und Seniorinnen. Es gibt viele ältere Menschen, die sich gerne von Dingen, die sie über Jahrzehnte aufbewahrt haben, trennen möchten, aber nicht wissen, wie und wo sie damit anfangen sollen.“ Bei ihrer Beratung sei ihr vor allem Ehrlichkeit und Authentizität wichtig.

Schritt in Selbstständigkeit

„Ich habe diesen Prozess selbst hinter mir und weiß deshalb genau, wie es sich anfühlt und wovon ich spreche. Und genau das möchte ich den Menschen erzählen und sie so ein Stück für den Minimalismus in ihrem Leben begeistern.“ Ein wenig Angst vor der neuen Aufgabe habe sie schon, sagt Vanessa Güvenc. Aber man müsse auch mal etwas riskieren, ergänzt sie.

„Ich habe mich lange mit dem Schritt in die Selbstständigkeit beschäftigt und alles genau vorbereitet. Und letztendlich weiß man nie, ob etwas klappt oder nicht. Aber man sollte es wenigstens probiert haben.“ Vanessa Güvenc hofft, dass sie viele Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken kann und sie ihren Blick wieder etwas schärfen. Den Blick auf das Wesentliche im Leben…