Hohenlimburg. Sieben Bäume vor einer Kirche mitten in Hohenlimburg sind arg gestutzt. Wie geht der Wirtschaftsbetrieb da vor? Wir haben das Team begleitet

Wird das ein Kahlschlag an der Reformierten Kirche in Hohenlimburg? Sieben Kugelrobinien sind dort arg gestutzt. Kommen sie ganz weg? „Nein“, beruhigt Lars Dahlhaus. Neugierige Fragen und irritierte Blicke ist er gewöhnt. Dahlhaus gehört zur Verkehrssicherung beim Wirtschaftsbetrieb Hagen.

Lars Dahlhaus arbeitet bei der Verkehrssicherung des Wirtschaftsbetriebs Hagen und kümmert sich mit seinen Kollegen um rund 30.000 Bäume im Stadtgebiet.
Lars Dahlhaus arbeitet bei der Verkehrssicherung des Wirtschaftsbetriebs Hagen und kümmert sich mit seinen Kollegen um rund 30.000 Bäume im Stadtgebiet. © Marcel Krombusch

In Hohenlimburg unterwegs

Mit seinen Kollegen Frederik Eickmann und Lars Mukowski ist er dieser Tage in der Hohenlimburger Innenstadt unterwegs, um Bäume zu stutzen. Mit besagten Kugelrobinien an der Kirche sind sie dabei nicht zimperlich umgegangen: Bis auf den Stamm und die Kugel ist alles weg. „Das ist im ersten Moment ein krasser Anblick“, weiß Dahlhaus. „Aber für Leute, die das kennen, ist das kein Problem.“

Mit „das“ meint er den Rückschnitt, den er und seine Kollegen tagtäglich an den Bäumen im Hagener Stadtgebiet verrichten.

Geheilt: Das Loch eines vor Jahren abgesägten Astes ist im Baum wieder zugewachsen.
Geheilt: Das Loch eines vor Jahren abgesägten Astes ist im Baum wieder zugewachsen. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Ende der Vogelschutzzeit

Anfang Oktober endet die Vogelschutzzeit und Bäume dürfen nun bis Ende Februar wieder radikal geschnitten oder auch gefällt werden. Letzteres geschieht nur, wenn der Baum de facto schon tot ist. Mit dem Rückschnitt der Kugelrobinien an der Kirche werden diese Bäume vielmehr erhalten, betont Dahlhaus. Denn ohne Eingriff würden die Äste in der Kugel immer dicker und gegeneinander drücken.

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„Irgendwann wird der Wind eingreifen, der Ast wird auseinanderklappen und in den Stamm brechen. Dann ist der Baum hin und wir müssen ihn abschneiden“, malt er ein Szenario, dass er vermeiden will.

Baumpflege: Frederik Eickmann vom Verkehrssicherungsteam des Wirtschaftsbetrieb Hagen bei der Arbeit in Hohenlimburg.
Baumpflege: Frederik Eickmann vom Verkehrssicherungsteam des Wirtschaftsbetrieb Hagen bei der Arbeit in Hohenlimburg. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Baumkrone wächst nach

Wie lange es dauert, bis aus dem Baumstamm wieder eine stattliche Krone ragt? Das kommt auf die Witterung an. „Wenn wir ein feuchtes Frühjahr bekommen, dann schlagen sie schnell wieder aus. Wird es trocken, dann werden sie noch ein bisschen Zeit brauchen.“ Bis Dahlhaus erneut die Säge an die Bäume an der Kirche anlegt, um sie zu stutzen, werden mehrere Jahre vergehen.

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Zuständig für 30.000 Bäume

Auch deshalb der starke Rückschnitt. Denn viel regelmäßiger könnten sie Bäume im Stadtgebiet gar nicht betreuen, es fehlt schlicht an Zeit und nötigem Personal. Für rund 30.000 Bäume ist der Wirtschaftsbetrieb Hagen zuständig. Darauf kommen drei Baumkontrolleure und sechs Baumpfleger. Etwa 30 Meldungen zu Bäumen, um die sie sich kümmern sollen, laufen täglich im Mängelmelder der Stadt ein. Da wird nach Notwendigkeit sortiert, anders geht es nicht.

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„Wenn Gefahr im Verzug ist, dann handeln wir aber sofort“, unterstreicht Lars Dahlhaus, der seit 22 Jahren für die Bäume im Stadtgebiet unterwegs ist. Er mag seine Arbeit, sagt der gelernte Landschaftsgärtner, „weil sie so vielfältig ist.“

Ein Baum drückt ins Mauerwerk nahe des Werksgeländes von Bilstein in Hohenlimburg. Auch hier wollen die Baumpfleger tätig werden.
Ein Baum drückt ins Mauerwerk nahe des Werksgeländes von Bilstein in Hohenlimburg. Auch hier wollen die Baumpfleger tätig werden. © Marcel Krombusch

Baumpflege im Ort

Angesprochen wird er bei seiner Arbeit viel. Ortswechsel: Lennewiesen, vor Bilstein. „Können sie sich den Baum mal ansehen?“, wird Dahlhaus von einem Mitarbeiter des Unternehmens an der Straße angesprochen. Er deutet auf eine Baumreihe, die gegen eine Mauer ragt und diese zu beschädigen droht. Dahlhaus notiert den Fall, will sich kümmern.

Ortswechsel: vor dem Rathaus Hohenlimburg. Aus der Baumkrone einer Linde ragt totes Geäst. Bald werden sie auch hier tätig, sagt Dahlhaus. Gleiches gilt für mehrere Bäume an der Grünrockstraße.

Totholz ragt aus der Linde vor dem Rathaus in Hohenlimburg.
Totholz ragt aus der Linde vor dem Rathaus in Hohenlimburg. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Arbeit erklären

Die Reaktionen auf seine Arbeit: unterschiedlich. Mal bedanken sich Anwohner, mal beschweren sie sich über den vermeintlichen Kahlschlag. „Reden hilft“, gibt er sich offen, seine Arbeit zu erklären und Hinweise anzunehmen. „Es ist immer besser, wenn die Leute zu uns kommen, bevor wir die Säge anlegen – und nicht erst danach.“

Neun Bäume werden gefällt

In den kommenden Wochen wird der Wirtschaftsbetrieb Hagen weitere Bäume an verschiedenen Stellen in Hohenlimburg zurückschneiden und überhängende und tote Äste entfernen – meist aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht oder wegen Hinweisen von Anwohnern.

Zudem werden neun absterbende Bäume in Hohenlimburg gefällt. Drei davon stehen an der Wiesenstraße, drei auf dem Friedhof in Holthausen sowie je ein Baum am Exterweg in Halden, am Alten Henkhauser Weg und an der Kolbenstraße in Holthausen.

Die Bäume, die gefällt werden sollen, werden mit einem „X“ markiert und in den darauf folgenden Wochen gefällt.