Hagen. Im neuen Automaten-Kiosk in Hagen kann man 24 Stunden einkaufen. Alles über den Betreiber, die jungen Kunden und über den Renner „Fanta Berry“.
Neues aus der City: Der Name scheint Programm. „Hype“, so heißt der 24-Stunden-Automaten-Kiosk, der in der Hagener Innenstadt eröffnet hat. Und der Laden hat tatsächlich vor allem bei jungen Leuten einen totalen Hype ausgelöst. Und wird nicht nur zum Convenience-Shopping, sondern auch für Selfies mit dem Smartphone angesteuert. Der Grund? Die hippe Einrichtung mit den zum Beispiel neonfarbenen Engelsflügeln samt Heiligenschein an der Wand.
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Dort, wo früher das Geschäft „Asia-Foodland“ ansässig war, ist am 20. September der neue Trend-Shop (fast) ohne Personal an den Start gegangen. Geschäftsführer Jules-Etienne Colin (22) hat insgesamt acht Automaten angeschafft, unterstützt wird er von seinem Bekannten Marc Stengel (35), der ihn in Social-Media-Angelegenheiten unterstützt.
Rund um die Uhr Snacks und Getränke
Das Prinzip ist einfach: Die Eingangstür des Shops in der Spinngasse 4 ist immer – also tatsächlich 24 Stunden lang - geöffnet, heißt, es gibt rund um die Uhr Snacks und Getränke.
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Kunden (tagsüber kommen etliche Schüler von der Cuno-Berufsschule und dem Fichte-Gymnasium, abends größtenteils junge Erwachsene) wählen per Tastendruck ein Produkt ihrer Wahl aus einem der Automaten aus. Eine Spirale wirft das Gewünschte in einen Schlitz, bezahlt wird in bar, per EC- oder Kreditkarte oder per PayPal.
Von Heißgetränken wie Kaffee, Tee, Kakao oder Tütensuppe für jeweils einen Euro über Salzgebäck wie Chips, Candy-Artikeln wie Weingummi bis hin zu alkoholfreien Getränken gibt’s alles per Knopfdruck.
Einige Automaten mit Ausweislesegeräten ausgestattet
„Die Automaten mit alkoholischen Getränken sind aufgrund des Jugendschutzgesetzes mit einem Ausweislesegerät ausgestattet“, erläutert Jules-Etienne Colin. Er wohnt, genau wie sein Bekannter Marc Stengel, in Hagen. Colin absolviert derzeit eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, Stengel ist als Regisseur und Filmproduzent für private Auftraggeber tätig.
Niemand saut rum oder randaliert
Damit, dass der 24/7-Automaten-Kiosk so viele Kunden anlocken und solch einen Hype auslösen würde, haben die Männer nicht gerechnet, „wir sind absolut zufrieden, es läuft bislang super und niemand saut hier rum oder randaliert“, lobt Jules-Etienne Colin die Kundschaft.
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Anfangs, gesteht Marc Stengel, der nur einen Steinwurf vom Shop entfernt wohnt, habe er kein Auge zugetan, „und ich hatte immer meine Ohren auf, ob ich etwas Verdächtiges höre, aber bislang lief alles friedlich. Unser Motto lautet ja auch: „Macht hier, was ihr wollt, aber haltet alles sauber“, sagt der 35-Jährige und gibt Beispiele: „Ein Kunde hat im Kiosk ein kurzes Musik-Video gedreht, einige nutzen den Shop als Art Posing-Room, und Jugendliche tauschen sich hier für ein paar Minuten aus, das ist doch schön.“
Kiosk wird videoüberwacht
Der bewusst dunkel gehaltene Shop „schaffe ein besonderes Feeling“, schwärmt Colin, er erinnere ein wenig an die gerade bei jungen Leuten angesagten „Hollister“-Modeläden. Übrigens wird der Kiosk videoüberwacht, „es gibt eine Direktschaltung zu einem Sicherheitsdienst, aber bislang war kein Einsatz nötig“, sagen die beiden Männer erleichtert.
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Martina Friske, die das Comic-Center gegenüber des neuen Shops betreibt, bestätigt, dass sich dort ein neuer In-Treff gebildet habe, „der schummerige Kiosk im TikTok-Style scheint gerade Jugendlichen ein besonderes Einkaufserlebnis zu bieten. Der Automaten-Kiosk übt auf junge Leute einen ganz besonderen Reiz aus. Wenn der Shop eine Klinke hätte, würde ich sagen, die Kunden geben sich die Klinke in die Hand“, lächelt die Geschäftsführerin des Comic-Centers in der Spinngasse 5.
Kein Leerstand
Sie ist froh, dass gegenüber kein Leerstand entstanden ist und es dort lebendig zugeht. „Und dass dort kein Personal benötig wird, ist einerseits zwar schade, in der heutigen Zeit des Arbeitskräftemangels aber auch ein Vorteil“, sagt Martina Friske.
Aber zurück zu den Automaten, die von Colin und Stengel mehrmals täglich kontrolliert und nach Bedarf aufgefüllt werden: „Am Besten laufen unsere Importgetränke aus Asien“, zieht Marc Stengel nach einem knappen Monat Bilanz, „unser absoluter Renner ist Fanta Berry aus China, weil es die Sorte in Deutschland kaum gibt“.
Fruchtig und knallig-blau
Das alkoholfreie Getränk ist knallig-blau, hat einen fruchtigen Geschmack und eine Flasche kostet zwei Euro. Aber auch die Tasten für alkoholische Mixgetränke wie „Jack-Daniels-Cola“ würden häufig von den Kunden gedrückt.
Und zu welcher Uhrzeit wird der 24/7-Automaten-Kiosk (Gesamtfläche 100 Quadratmeter, Verkaufsfläche 50 Quadratmeter) am meisten angesteuert? „Von 16 bis 2 Uhr geht’s hier rund. Primetime ist 22 Uhr“, sagt Jules-Etienne Colin. Dann würden viele junge Leute Snacks fürs Chillen zu Hause oder mit Freunden kaufen.