Hagen. Eine letzte Runde durch den verlassenen Kaufhof: Schaufensterpuppen, Beleuchtung – alles muss raus. So kommen Interessenten an die Schnäppchen.

Bekleidung, Kosmetik, Haushaltswaren oder Spielzeug – von all dem ist nichts mehr zu sehen. Statt dessen bestimmen Schaufensterpuppen, zusammengeschobenes Mobiliar und rot-weißes Flatterband die Szenerie.

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Sichten, Auflisten und Verkaufen von Inventar

Der Kaufhof wird leergeräumt – alles muss aus dem insolventen Warenhaus raus, damit die komplette, 12.000 Quadratmeter große Nutzfläche Ende November besenrein an den Immobilienbesitzer übergeben werden kann. „Wir arbeiten für den Hausbesitzer, nicht für den Kaufhof“, betont Ares Krebs. Er ist Verwerter, sprich, kümmert sich um das Sichten, Auflisten und Verkaufen von Inventar von Unternehmen, die pleite gegangen sind oder die zum Beispiel aus Altersgründen aufgegeben werden.

Ziel sind 90 Prozent

Seit Anfang September ist Ares Krebs im früheren Kaufhof in der Elberfelder Straße in Hagen für die Einzelhandelsberatung „Leicht und Co.“ mit Sitz in Burscheid im Einsatz. „Ich hab’ mir einen Überblick verschafft und erste Termine mit Großkunden vereinbart. Anfang Oktober sind wir dann mit dem Abverkauf für Privatkunden und Betreiber von Kleinunternehmen gestartet“, sagt der 54-Jährige.

Hat viel zu sichten, zu schätzen und zu verkaufen – Verwerter Ares Krebs. Schaufensterfiguren, Beleuchtungselemente, Vitrinen – der insolvente Kaufhof in Hagen wird komplett leergeräumt.
Hat viel zu sichten, zu schätzen und zu verkaufen – Verwerter Ares Krebs. Schaufensterfiguren, Beleuchtungselemente, Vitrinen – der insolvente Kaufhof in Hagen wird komplett leergeräumt. © WP | Michael Kleinrensing

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Ein Drittel der Kleiderständer, Wühltische, Beleuchtungselemente, Regale und etliches mehr sind bereits verkauft, „unser Ziel sind 90 Prozent“, sagt Ares Krebs.

100 Schaufensterpuppen sind schon verkauft

Der eloquente Mann, der seit Firmengründung, also seit 23 Jahren, bei „Leicht & Co.“ beschäftigt ist und im Laufe der Jahre weit über 100 Läden – von der kleinen Schneiderei über einen Eck-Kiosk bis hin zur großen Kaufhauskette – abgewickelt hat – schmunzelt: „Die hier sind schon alle weg.“ Sein Blick schweift zu einer Ansammlung von Schaufensterfiguren aus Kunststoff, die auf einer mit Flatterband abgetrennten Fläche im Erdgeschoss platziert sind. „Einer unserer Großkunden hat alle 100 Puppen gekauft. Und etliches mehr, insgesamt ein Viertel des kompletten Inventars. Die mittelständische Kaufhauskette stattet damit ihre eigenen Filialen neu aus.“

Knut Diekmeier hat die komplette Shop-in-Shop-Einheit von WMF gekauft. Der Marktverkäufer wird damit sein Schmuckgeschäft, das er in Kürze in Berlin eröffnet, einrichten. 
Knut Diekmeier hat die komplette Shop-in-Shop-Einheit von WMF gekauft. Der Marktverkäufer wird damit sein Schmuckgeschäft, das er in Kürze in Berlin eröffnet, einrichten.  © WP | Michael Kleinrensing

Im Untergeschoss – dort war früher die Haushaltswarenabteilung des Kaufhofs beheimatet – wird geruckelt und geschoben. Knut Diekmeier ist damit beschäftigt, Vitrinen auseinander zu schrauben.

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„Das hier ist ein Glücksfall für mich“, sagt der Marktverkäufer aus Berlin, der sich im kommenden Monat mit einem Schmuckgeschäft in der Hauptstadt selbstständig machen will.

Auf WMF-Regalen wird künftig Schmuck angeboten

Knut Diekmeier hat die komplette Shop-in-Shop-Einheit von WMF gekauft. In den Vitrinen und auf den Regalen, wo früher Töpfe, Pfannen und Geschirr präsentiert wurden, werden künftig also Schmuck und Juwelen zur Schau gestellt.

„Ich bin mit meinem Sprinter die 540 Kilometer von Berlin nach Hagen gefahren und lade jetzt die Sachen ein. Wenn nicht alles ins Auto passt, muss ich halt zweimal fahren“, sagt der junge Mann entspannt. Und fügt an: „Ich hab’ für die gesamte WMF-Einheit 450 Euro bezahlt. Der Neupreis liegt bei ein paar Tausend Euro.“

Hochwertig und beleuchtet

Auf der Verkaufsplattform Ebay habe er das Mobiliar entdeckt und sofort zum Inventarverwerter Kontakt aufgenommen, „für mich sind die Möbel ideal, da sie hochwertig und allesamt mit Beleuchtung ausgestattet sind“.

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Ares Krebs ist in Hagen schon auf einige ungewöhnliche Kunden gestoßen: „Ein Mann hat eine komplette Shop-Einheit von Leonardo-Glas gekauft. Er verschifft nun alles nach Kenia. Dort haben der Mann und seine afrikanische Frau ein Penthouse gekauft, und die Rückwand der Ladeneinrichtung soll dort im Wohnzimmer aufgestellt werden.“

Tom-Taylor-Mobilar wird zum begehbaren Kleiderschrank

Und eine Shop-Einheit von Tom Taylor wird ein anderer Kunde zu einem riesigen, begehbaren Kleiderschrank für seine Frau umgestalten.

Auch überdimensionale Nikolausmützen und Sternenvorhänge werden verkauft. Ende November wird das frühere Warenhaus besenrein übergeben. 
Auch überdimensionale Nikolausmützen und Sternenvorhänge werden verkauft. Ende November wird das frühere Warenhaus besenrein übergeben.  © WP | Michael Kleinrensing

Hinter der Eingangstür des früheren Warenhauses mit dem grünen Schriftzug hat der Verwerter überdimensionale Nikolausmützen, die wohl als Decken-Deko für Geschäfte vorgesehen waren, platziert, ein paar Meter weiter einen glitzernden Sternenvorhang.

Ein hochwertiger Turnbock mit Lederpolster

Die dritte Etage ist kaum noch als frühere Sportabteilung zu erkennen. Nur eine Lauftreppe zum Testen von Outdoor-Schuhen ist in einer Ecke noch zu sichten.

Auch dieser hochwertige Turnbock mit Lederpolster wird veräußert.
Auch dieser hochwertige Turnbock mit Lederpolster wird veräußert. © WP | Michael Kleinrensing

Und ein Turnbock mit Lederpolster, „der ist wie neu und kostet beim Hersteller über 1000 Euro. Wir haben ihn für 150 Euro verkauft“, sagt Ares Krebs. Was noch zu haben ist? Zum Beispiel eine Starwars-Möbelrückwand – ein Kracher für Science-Fiction- und Fantasy-Fans.

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Ab Donnerstag, 12. Oktober, klärt eine Schaufensterwerbung am früheren Kaufhof die City-Bummler in Hagen über das Prozedere, also den Kauf über Ebay, auf.

Interessenten können Ares Krebs aber auch zu üblichen Bürozeiten direkt auf dem Handy anrufen (0163 280 13 00), „ich komme dann zum Hintereingang an der Hochstraße und lasse die Kunden, die Ware abholen möchten, hinein“.

>>> Weitere Infos >>>

Zur Zukunft des ehemaligen Kaufhof-Komplexes in der Hagener Fußgängerzone (Besitzer der Immobilie ist die Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH) nur so viel:

Nach Informationen unserer Zeitung soll es mittlerweile ein Nutzungskonzept für die Flächen im Erdgeschoss, auf die wohl wieder Einzelhandel ziehen soll, geben. Die oberen Etagen werden künftig vermutlich anders genutzt.