Hagen. Taucher suchen im Hengsteysee in Hagen an der Baustelle Beachclub nach Bomben. Warum sie bisher noch nicht weit genug vordringen konnten.
Dass Taucher hinab in den trüben Hengsteysee im Norden von Hagen tauchen, ist eher selten. Überschaubar ist das Unterwassererlebnis in jenem Gewässer, dessen Tiefe durch sich ablagernde Sedimente in den letzten Jahren immer geringer geworden ist. Nun aber sind Spezialisten im Wasser. Auf der Suche nach Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg.
Baustelle Beachclub: Hier, wo direkt am Freibad Hengstey gerade mit großem Aufwand ein neues Freizeitareal nebst einem riesigen Steg entsteht, der elf Meter weit in den See hinausragt, um dann in einem Bogen in Richtung Ufer und Beachclub geführt zu werden. Der Aufwand für die Tauchgänge ist nicht unerheblich. Der Weg ins Wasser ist vom Ufer aus eigens geschottert worden. Zwei Trichter sind angelegt, in die die Spezialtaucher hinabsteigen. Drei Meter tauchen sie dann in die Tiefe.
Der Aufwand ist erheblich. Aber die Ergebnisse lassen noch auf sich warten. „Es geht nicht so richtig voran“, sagt Thomas Lichtenberg, Leiter des Ordnungsamt der Stadt Hagen. „Immer wieder rutscht Boden nach. Es ist dem Taucher noch nicht gelungen, bis dahin vorzudringen, wo wir den Gegenstand aus Metall vermuten. Und noch ist auch unklar, wie das gelingen kann.“
Worum es sich genau handelt? Völlig offen. Es könne eine Dose sein, ein altes Fahrrad, aber eben auch eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Verdacht auf Bombenabwurf
Dass diese beiden Stellen überhaupt genauer untersucht werden müssen, hängt mit einer Sondierung zusammen, die rund eineinhalb Monate zurückliegt. Land und Wasser waren seinerzeit untersucht worden, weil das Areal zu den sogenannten Verdachtsgebieten zählt. Weil sich das Koepchenwerk auf der anderen Seeseite und ein ehemaliges Stellwerk im Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Bades befanden, könnte es sein, dass alliierte Bomber das Gelände getroffen haben und sich möglicherweise gefährliche Blindgänger im Boden befinden.
„Bevor wir mit den Fundamentarbeiten beginnen, brauchen wir Klarheit“, hatte Hans Jörg Stratmann, Projektmanager bei der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, die den Beachclub baut, erklärt. Und das bestätigt HVG-Sprecherin Alicia Pieper: „Wir hoffen darauf, dass bis Mitte nächster Woche Ergebnisse vorliegen. Die Maßnahmen führen dazu, dass sich der Zeitplan verschiebt.“ Wie weit er genau aus dem Ruder gelaufen ist, vermag die HVG-Sprecherin noch nicht zu sagen. Das hänge auch davon ab, wann die Taucher, die in den nächsten Tagen erneut ins Wasser sollen. Entwarnung gegen können oder ob gar der Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken muss.
Diese Sondierungen sind nötig, um eine offizielle Freigabe der Bezirksregierung Arnsberg für die Arbeiten zu bekommen. Zunächst waren Löcher gebohrt worden, dann ein nicht magnetisches PV-Rohr eingeführt und schließlich mit einem Magneten das Umfeld untersucht worden. Dabei hatte die Bezirksregierung ein Raster vorgegeben, in dem wiederum untersucht werden muss.
Weil nun bei der ersten Sondierung zwei Verdachtsstellen aufgetreten sind, steigt nun ein Taucher ins Wasser, um zu ertasten, was sich genau an Ort und Stelle befindet.
Diese Arbeiten bilden den Auftakt zur Umgestaltung eines ganzen Areals. Gestartet ist die HVG unmittelbar nach der Schließung des Freibads am Ende der Sommerferien. Im nächsten Frühjahr soll der Bereich eröffnet werden.
Kosten laufen aus dem Ruder
Beachclub und Steg, der einmal an der Terrasse des Strandhauses beginnen soll, werden frei zugänglich sein. Gleiches gilt für einen Container, der den Steg stützt und in dem ein Café bzw. Imbiss untergebracht wird.
„Wir wollen all jene abholen, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind oder am Ufer entlang spazieren“, so Hans Jörg Stratmann. Auch vom Bad aus soll es eine Verbindung zum Container geben. Lediglich die Becken im Hengsteybad bleiben genau so, wie sie jetzt sind.
Die Baukosten für den künftigen Freizeit-Hotspot sind seit der ersten Projektidee durch die Decke geschossen. Ursprünglich hatte man in Reihen der Planer die Vorstellung, die Baumaßnahme bereits für 2,75 Millionen Euro den Hagenern bescheren zu können. Die Kosten für Strandhaus, Steg, Promenade und Beachclub sind auf inzwischen 5,7 Millionen geklettert.
Wesentlicher Kostentreiber war die energetische Sanierung des in die Jahre gekommenen Strandhauses. Die Gründungsarbeiten für die Steganlage im Hengsteysee werden etwa 550.000 Euro teurer als kalkuliert. 16,4 Prozent der Investitionssumme trägt die Stadt (932.520 Euro), den Rest muss die HVG übernehmen.