Hagen. Das Gelände und der See am Beachclub Hengstey am Hengsteysee in Hagen werden untersucht. Hier könnten Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen.

Die eigentliche Bauleitung sitzt unaufgeregt auf einem Erdhügel, blickt hinüber und dann wieder auf die Küken zu ihren Füßen, die in den letzten beiden Wochen erheblich zugelegt haben. Der Nilgans, die sich – kaum dass ein Bagger die Grasnarbe weggekratzt hatte – im Hengsteybad in Hagen auf die Suche nach Würmern gemacht hatte, entgeht nichts. Schaufeln schaufeln Erde, Kipplaster rangieren und am Ufer des Hengsteysees steht ein Bagger mit einem acht Meter langen Bohrer.

Derjenige, der für die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) rund um die Baustelle Beachclub am Hengsteybad verantwortlich zeichnet, kennt die Nilgans. Hans Jörg Stratmann ist Projektmanager bei der HVG. Weil im Wasser, in dem des Sees, nicht in dem des Beckens, außergewöhnliche Arbeiten anstehen, ist er selbst vor Ort. Experten suchen nach Bomben.

Suche nach Blindgängern

Eine sogenannte Sondierung, die im See und zuvor auch eine an Land, ist nötig, weil das Areal zu den sogenannten Verdachtsgebieten zählt. Weil sich das Koepchenwerk auf der anderen Seeseite und ein ehemaliges Stellwerk im Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Bades befanden, könnte es sein, dass alliierte Bomber das Gelände getroffen haben und sich möglicherweise gefährliche Blindgänger im Boden befinden. „Bevor wir mit den Fundamentarbeiten beginnen, brauchen wir Klarheit“, sagt Hans Jörg Stratmann. Und eine offizielle Freigabe der Bezirksregierung Arnsberg, mit der Stratmann und Patrick Messerschmidt, Leiter Controlling, IT und Projektmanagement bei der HGV, Anfang der kommenden Woche rechnen.

Auf dem Gelände des Hengsteybads in Hagen haben die Arbeiten begonnen. Bis zum Frühjahr entsteht ein Beachclub.
Auf dem Gelände des Hengsteybads in Hagen haben die Arbeiten begonnen. Bis zum Frühjahr entsteht ein Beachclub. © WP | Michael Kleinrensing

Um diese Freigabe zu bekommen, wird sondiert. An Land auf der Fläche, im Wasser dort, wo die Fundamente einen Steg tragen sollen, der elf Meter weit in den See hinausgeht, um dann in einem Bogen in Richtung Ufer und Beachclub geführt zu werden. „Zunächst werden Löcher gebohrt, dann ein nicht magnetisches PV-Rohr eingeführt und schließlich mit einem Magneten das Umfeld untersucht“, erklärt Stratmann das aufwändige Verfahren mit einfachen Worten. Dabei habe die Bezirksregierung ein Raster vorgegeben, in dem wiederum untersucht werden muss.

Eröffnung im kommenden Frühjahr geplant

Die Firma Schollenberg Kampfmittelbeseitigung aus Celle ist eine der wenigen in Deutschland, die sich auf derartige Untersuchungen spezialisiert hat. „Für die Landsondierung übernimmt das Land NRW die Kosten“, erklärt Patrick Messerschmidt, „für die seeseitige Untersuchung muss die HVG selbst aufkommen.“

Ein Steg soll die Terrasse des Strandhauses am Hengsteysee in Hagen mit dem Ufer verbinden. Der Weg führt durch einen Container hindurch.
Ein Steg soll die Terrasse des Strandhauses am Hengsteysee in Hagen mit dem Ufer verbinden. Der Weg führt durch einen Container hindurch. © Landschaftsarchitekten Gasse/Schumacher/Schramm

Diese Arbeiten bilden den Auftakt zur Umgestaltung eines ganzen Areals. Gestartet ist die HVG unmittelbar nach der Schließung des Freibads am Ende der Sommerferien. Ziel ist es, dass der Beachclub nebst Steg bereits im nächsten Frühjahr eröffnet werden kann. Eine Voraussetzung: Es werden keine Bomben entdeckt.

Freier Zugang zum Beachclub am Hengsteysee

Beachclub und Steg, der an der Terrasse des Strandhauses beginnt, werden frei zugänglich sein. Gleiches gilt auch für einen Container, der den Steg stützt und in dem ein Café bzw. Imbiss untergebracht wird. „Wir wollen all jene abholen, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind oder am Ufer entlang spazieren“, sagt Hans Jörg Stratmann. „Auch vom Bad aus schaffen wir eine Verbindung zum Container.“ Lediglich die Becken im Hengsteybad bleiben genau so, wie sie jetzt sind.

Experten suchen nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg: Bis zu acht Meter tief wird gebohrt.
Experten suchen nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg: Bis zu acht Meter tief wird gebohrt. © WP | Michael Kleinrensing

Sobald die Freigabe für das Areal vorliegt, starten die Fundamentarbeiten. Dann wird das Gerüst des Containers, der quasi in den Steg integriert wird, aufgestellt. Anfang des kommenden Jahres wiederum soll dann der Steg aufgestellt werden.

Baukosten sind explodiert

Die Baukosten für den künftigen Freizeit-Hotspot sind seit der ersten Projektidee durch die Decke geschossen. Ursprünglich hatte man in Reihen der Planer die Vorstellung, die Baumaßnahme bereits für 2,75 Millionen Euro den Hagenern bescheren zu können. Die Kosten für Strandhaus, Steg, Promenade und Beachclub sind auf inzwischen 5,7 Millionen geklettert.

Am Strandhaus des Hengsteybads im Norden von Hagen entsteht in den nächsten Monaten ein Beachclub. Im Frühjahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Am Strandhaus des Hengsteybads im Norden von Hagen entsteht in den nächsten Monaten ein Beachclub. Im Frühjahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. © WP | Michael Kleinrensing

Wesentlicher Kostentreiber war die energetische Sanierung des in die Jahre gekommenen Strandhauses. Die Gründungsarbeiten für die Steganlage im Hengsteysee werden etwa 550.000 Euro teurer als kalkuliert. 16,4 Prozent der Investitionssumme trägt die Stadt (932.520 Euro), den Rest muss die HVG übernehmen.