Hagen. Besonders Kinder lieben die dicke Männer-Figur „Hermann“ in Hagen-Eppenhausen. Jetzt wurde sie zerstört. Was der traurige Eigentümer nun vorhat.
Einfach unfassbar… Er ist traurig. Und wütend. Und fragt sich immer wieder: „Warum?“ Hubertus Groppe schüttelt den Kopf, sagt mit verbitterter Stimme „Was müssen das für Vollidioten sein, die so etwas Gemeines machen?“ Die Rede ist von „Hermann von Eppenhausen“; die im Viertel bekannte Figur wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag (14./15. Oktober) mutwillig zerstört.
„Alltagsmensch“ wurde vor eineinhalb Jahren vor dem Laden platziert
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Seit eineinhalb Jahren steht der freundliche Koloss – ein von der bekannten Wittener Künstlerin Christel Lechner gestaltete „Alltagsmensch“ – vor der Polsterei/Designideen an der Eppenhauser Straße 68.
Nicht zum ersten Mal wurden Skulpturen in Hagen und Umgebung zerstört. Vor einiger Zeit wurde an der Denkmalstraße in Boele ein „Alltagsmensch“ beschädigt – seitdem steht die Figur aus Sicherheitsgründen im Eingangsbereich des Edeka-Supermarktes am Boeler Marktplatz.
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Vandalismus fand auch in Herdecke statt: In der dortigen Fußgängerzone wurde die Figur „der Fotograf“ von Christel Lechner vom Sockel getrennt und zerstört. Und auch im Skulpturenpark auf dem alten Friedhof in Breckerfeld wurden vor einigen Wochen mehrere Werke durch Randalierer zerstört beziehungsweise gestohlen.
Aber zurück zu „Hermann“: Am Sonntagmorgen, 15. Oktober, gegen 9 Uhr klingelte das Telefon bei Hubertus Groppe. Ein Nachbar aus der Eppenhauser Straße teilte ihm mit, dass „der dicke Mann“ umgefallen sei.
Der Raumausstatter-Meister fuhr sofort zu seinem Laden und traute seinen Augen nicht: „Die Figur aus Beton wiegt ca. 200 Kilo und war mit Erdankern 30 Zentimeter tief im Boden gesichert. Da muss jemand viel Gewalt, Kraft und Zeit aufgewendet haben, den menschengroßen Kerl umzuschmeißen“, so Groppe verbittert.
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Die linke Seite der Statue sei komplett zerstört, Arm und Kopfbedeckung seien demoliert. Er, Groppe, habe dann gleich die Polizei gerufen und Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt gestellt.
Dann habe er mit Hilfe seines Nachbarn den beschädigten Koloss auf einen Rollwagen gehievt und ihn in seine Garage verfrachtet. „,Hermann’ kommt wieder“, verspricht Hubertus Groppe mit kräftiger Stimme, „genau an die gleiche Stelle“.
In seiner Garage wird der 57-Jährige die Figur jetzt restaurieren, „ich denke, Anfang des Jahres platziere ich ,Hermann’ wieder vor dem Laden. Das ist mir eine Herzensangelegenheit“.
Häufig verharren Spaziergänger vor dem stämmigen Kerl mit dem Stuhlkissen unterm Arm und dem Partyhütchen auf dem Kopf, „ein Kind kommt fast täglich vorbei und drückt dem großen Mann einen Kuss auf seinen dicken Bauch“, lächelt Hubertus Groppe.
Rückblick: Im vergangenen Jahr hat der Raumausstatter von einer Kundin, die von Hagen nach Düsseldorf zog, die stark ramponierte „Alltagsmenschen“-Figur erhalten, „im Tausch gegen eine Filztasche“. Groppe hat die Skulptur, wohl eines der Erstlingswerke der Künstlerin Christel Lechner, gesäubert und aufwendig restauriert. „Auf Facebook hab’ ich dann einen Aufruf gestartet und um Namensvorschläge gebeten. Viele haben für ,Hermann’ gestimmt“.
Und jetzt? Liegt der zerstörte „Hermann“ auf einer Palette in der Garage. Und Hubertus Groppe fragt sich immer und immer wieder „warum?“
>>> Weitere Infos >>>
Hubertus Groppe, Eigentümer von „Gestaltungsideen Groppe“, verkauft Gebrauchsgegenstände mit ausgefeiltem Design und witzigen Namen.
Die Räume an der Eppenhauser Straße 68 sind zweigeteilt – auf der linken Seite befindet sich die Werkstatt samt Polsterei, rechts wird Kunsthandwerk unter dem Namen „Huby“ präsentiert.
>>> Infos zu den „Alltagsmenschen“ >>>
Die „Alltagsmenschen“, die mittlerweile europaweit bekannt sind, stammen von Christel und Laura Lechner. Die beiden Künstlerinnen sind nicht nur Mutter und Tochter, sondern sie arbeiten und leben auch gemeinsam auf dem idyllisch gelegenen Atelier Lechnerhof in der Nähe von Witten.
Seit 1996 erschafft Christel Lechner mit ihrem Team und seit 2004 gemeinsam mit ihrer Tochter Laura Lechner immer neue Skulpturengruppen und Installationen, die den Betrachter innehalten lassen.
Das Besondere an den Werken: Die typischen Schönheitsbilder oder -ideale sind den beiden Frauen in ihrer Arbeit fremd. Ihre manns- oder fraugroßen Figuren tragen Badeanzug oder Shorts, Karohemd oder Schirmmütze. Und sie zeigen fast stolz ihre Falten und Runzeln, ihre dicken Bäuche oder stramme Waden. Was alle Skulpturen gemeinsam auszeichnet: Die Figuren ruhen in sich selbst; Hektik scheint ihnen fremd.
Die „Alltagsmenschen“ werden bei ihrer Arbeit oder in ihrer Freizeit gezeigt, häufig auch bei zufälligen Begegnungen. Die Skulpturen beleben den öffentlichen Raum, sie stehen auf Plätzen, in Fußgängerzonen und in Parks. Die Figuren sitzen auf Bänken oder stehen auf der Promenade, sie liegen auf Wiesen, sie scheinen mit dem Einkauf beschäftigt oder sie halten gemütlich ein Pläuschchen.