Hagen. Die neuen Windräder im Hagener Süden wachsen in die Höhe, aber die Flügel fehlen noch. Beim Transport der langen Bauteile wird es kompliziert:
Zwar wachsen die neuen Windräder am Stoppelberg seit Wochen in die Höhe, die größten Bauteile fehlen aber noch: die Flügel. Um die bis zu 80 Meter langen Bauteile auf die Anhöhe bei Brechtefeld zu transportieren, ist viel Aufwand nötig.
Transport per Selbstfahrer
Denn die Schwertransporte mit den einzelnen Flügeln müssen aller Voraussicht nach ab der Ausfahrt Hagen-Süd vorbei an dem Kreisel an der Enervie-Zentrale weiter über die Kattenohler Straße gerollt werden. Schwerlastverkehr, für den diese Straße mit ihren Wegen mitten durch Waldstücke und die grüne Landschaft kaum ausgelegt ist. Um Engstellen zu überwinden, soll ein Selbstfahrer helfen. Genauer: Eine Transportvorrichtung, die per Joystick ferngesteuert wird und bei Bedarf den Flügel bis zu einem spitzen Winkel von 60 Grad anheben kann.
Schmale Wege
Dennoch müssen einzelne Bäume weichen, um Platz für die langen Flügel des Betreibers SL Naturenergie zu schaffen. „Das ist ärgerlich für die Nachbarschaft und auch die Bäume leiden darunter“, weiß Stefanie Flam, Sprecherin des Unternehmens aus Gladbeck. Ursprünglich habe man geplant, die langen Flügelteile weiter südlich über die Autobahn 45 über den Parkplatz Brunsbecke anzuliefern.
Dieser ist über eine mobile Leitplanke leicht von der Fahrbahn der Autobahn zu erreichen. Über den Parkplatz führt ein Weg unter der Talbrücke Brunsbecke hindurch weiter Richtung Brechtefeld und zu dem Baufeld der Windräder am Stoppelberg.
Marode Brücke
Allerdings: Die Windrad-Flügel sind bis zu 80 Meter lang und der Schwertransport wiegt rund 60 Tonnen. Die marode Talbrücke Brunsbecke ist jedoch nur für Verkehr bis 40 Tonnen freigegeben. Alle Transporte über diesem Gewicht benötigen eine Ausnahmegenehmigung – und die habe die Autobahn GmbH nicht erteilt, so die Stadt Hagen. Die Autobahn GmbH konnte am Freitag auf Anfrage keine Stellungnahme zu den Hintergründen abgeben, will diese aber nachreichen.
Für die Windradbauer ist die Autobahn 45 derweil von zentraler Bedeutung für die Anlieferung. „Ich habe Kollegen weiter südlich, die ebenfalls Windenergieanlagen bauen“, sagt Salvador Villalpando, Bauleiter von SL Naturenergie. „Sie wissen nicht, wie sie die Bauteile anliefern sollen.“
Transporte im Oktober geplant
Für die neuen Anlagen am Stoppelberg sollen die Schwertransporte voraussichtlich im Oktober rollen, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr in der Nacht. Aktuell ragen zwei der neuen Windräder am Stoppelberg rund hundert Meter in die Höhe. Weitere knapp 50 Meter kommen noch hinzu, bis die Nabenhöhe erreicht ist und Gondel und Flügel angebracht werden können.
Strom über Oege
Bis zum Ende dieses Jahres sollen dann alle vier neuen Windräder auf dem Stoppelberg stehen. Die Anlagen – Typ Enercon E-138 – sollen jährlich rund 56 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren, beziffert SL Naturenergie. Dieser wird über das Umspannwerk Oege ins Netz eingespeist. Entsprechende Leitungen hat das Unternehmen bereits deutlich sichtbar entlang der Waldwege am Schlossberg verlegen lassen. Eine der neuen Anlagen ersetzt das bestehende Windrad in Brechtefeld („Repowering“).
Rückbau von Altanlagen
Wenn die vier neuen Anlagen stehen, hat SL Naturenergie sechs Monate Zeit, um die Altanlage abzubauen. Ebenfalls abgebaut werden die zwei bestehenden Windräder nahe des Parkplatzes Hunsdiek. Dafür baut SL Naturenergie eine neue Windenergieanlage auf das Gelände. An dem Ertrag der neuen Windräder sollen auch Bürger beteiligt werden. Details hierzu will SL Naturenergie noch bekanntgeben.
Beteiligung an Ertrag
Ähnliche Beteiligungsformate bietet das Unternehmen aber bereits in anderen Windparks an, wo bei einem Mindestbetrag von 500 Euro Einlage eine feste Verzinsung von 5 Prozent per annum versprochen wird. Am Ende der Laufzeit gibt es zusätzlich das Invest zurück.
Wälder gerodet
Pro Fundament und Stellfläche der Anlagen am Stoppelberg wurde Wald gerodet, der in etwa der Größe eines Fußballfelds entspricht (rund 2.500 Quadratmeter), wie SL Naturenergie beziffert. Weitere 24.000 Quadratmeter mussten für den Aufbau der Anlagen gerodet werden, sollen nach Ende der Arbeiten aber wieder aufgeforstet werden. Die dauerhaft zerstörte Forstfläche soll durch Laubwald östlich von Garenfeld aufgeforstet werden. Dazu kämen laut SL Naturenergie weitere gut 30.000 Quadratmeter Fläche, auf der geschädigter Nadelwald in Laubwald umgewandelt wird.