Hohenlimburg/Veserde. Mitten in der Nacht bringt ein Schwertransport das erste Rotorblatt zur Baustelle der Windräder in Veserde. Der Transport läuft per Joystick
Nicht viel schneller als ein Fußgänger rollte der Flügel durch die Nacht. Fest montiert auf einem Selbstfahrer, gesteuert von zwei Männern per Joystick, die neben dem Konstrukt herliefen und die Fracht im Blick behielten. Das erste Rotorblatt hat sich in der Nacht zum Donnerstag auf den Weg zu einem der beiden Windräder gemacht, die zurzeit auf dem Bergrücken bei Veserde entstehen. In dieser Woche ist der erste Windrad-Turm fertig geworden, der mit seinen rund hundert Metern Höhe deutlich von Hohenlimburg aus zu sehen ist. Als nächstes müssen die drei Rotorblätter angeliefert, hochgehievt und an der Gondel montiert werden.
Auch wenn die Arbeiten laut Bauherren gut voran kommen und man zügig fertig werden will: Einen festen Zeitplan, wann was gemacht wird, gibt es nicht. „Das hängt entscheidend von der Witterung ab“, sagt Rainer Goeken von der IG Naturstrom Veserde, die die zwei Windräder betreiben wird. Wind und Wetter geben den Takt auf der Baustelle vor, die rund 380 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Und da es rund um die Windräder im Wald kaum Platz gibt, hängt viel an der Frage, wann Bauteile auf den Turm können, um Platz für die Anlieferung der nächsten Teile zu gewinnen. Mit dem fertigen ersten Windrad-Turm war nun der Platz für das erste Rotorblatt da.
Der rund 46 Meter lange Flügel lag bereits auf einem Platz an der Landstraße zwischen Lüdenscheid und Wiblingwerde bereit. Der Weg führte rund fünf Kilometer vorbei an Wiblingwerde und mitten durch Veserde bis zu einem Zwischenlager nahe Schlosshotel Holzrichter. Um in engen Kurven und an den Häusern vorbei möglichst flexibel zu sein, half der Selbstfahrer. Genauer: die Flügeltransportvorrichtung (FTV) der Firma Goldhofer. Diese kann bei Bedarf den Flügel bis zu einem spitzen Winkel von 60 Grad anheben, um Engstellen zu überwinden.
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Der Schwertransport rollte mit rund sechs Kilometern pro Stunde durch die Nacht, begleitet nicht nur von Mitarbeitern der Windrad-Bauer von Enercon, sondern auch von der Firma Amprion. Denn eine Hochspannungsleitung des Netzbetreibers lag auf dem Weg und musste unterfahren werden. Es galt, die nötigen Abstände zwischen Leitung und Flügel zu überwachen.
Der Selbstfahrer, der den Flügel zur Baustelle fuhr, wird in Broschüren der Firma als „hundertfach bewährt“ angepriesen, und auch der Schwertransport ging ohne große Probleme über die Bühne. Es dauerte jedoch länger als erwartet: Statt der anvisierten 1,5 bis zwei Stunden brauchte man letztlich drei Stunden, bis das Rotorblatt in einem Zwischenlager nahe Schlosshotel Holzrichter zum Stehen kam. Von dort ist die Gondel des Windrades, an die der Flügel montiert wird, in Sichtweite.
Fünf weitere Schwertransporte
Rainer Goeken, Naturstrom Veserde, zeigte sich nach dem Transport zufrieden. Er bedankte sich bei der Nachbarschaft in Veserde für das Verständnis, wohlwissend, dass dies noch ein paar Mal strapaziert werden muss. Denn fünf weitere Schwertransporte in der Nacht stehen aus, um die verbliebenen fünf Rotorblätter zu ihren Windrädern zu bringen. Er lobte auch die vielen Helfer und Mitarbeiter, die den Flügel-Transport gestemmt haben. „Man muss überlegen, dass die Arbeit nicht bei warmen 20 Grad, sondern Temperaturen um den Gefrierpunkt gemacht wurde.“
Eigentlich sollte das Rotorblatt schon am selben Tag auf den Turm des Windrads gehievt und an der Gondel angedockt werden, doch kurzfristig wurde dieser nächste Schritt verschoben. Der Wind war zu stark.