Breckerfeld. Der Ennepe-Ruhr-Kreis reagiert auf eine ganze Reihe von teils schweren Motorradunfällen: Die Prioreier Straße wird tageweise gesperrt.
Mit dieser Nachricht war so nicht zu rechnen: Der Ennepe-Ruhr-Kreis verfügt die Sperrung der kurvenreichen Prioreier Straße auf Breckerfelder Stadtgebiet. Damit reagiert die Behörde auf eine Vielzahl von Motorradunfällen, bei der immer Selbstüberschätzung, Leichtsinn und ein zu hohes Tempo eine wesentliche Rolle gespielt hatten.
Ein weiterer trauriger Höhepunkt: Erst am Freitag hatte sich ein 45-Jähriger Motorradfahrer bei einem Sturz schwerste Verletzungen zugezogen. Er war talabwärts aus Breckerfeld kommend in Richtung Priorei unterwegs und war in einer Linkskurve auf die Gegenfahrbahn geraten. Der Mann stürzte, flog über die Leitplanke und musste schließlich mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden.
Gericht hebt Sperrung auf
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Dieser Unfall war letztlich zwar nicht der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, reiht sich aber ein in eine ganze Reihe von Motorradunfällen, seit die Strecke im Sommer letzten Jahres nach jahrzehntelanger Sperrung wieder für Motorräder freigegeben werden musste. Ein Motorradfahrer hatte gegen das Durchfahrtsverbot geklagt, das Verwaltungsgericht Arnsberg hatte es im April 2022 letztlich für null und nichtig erklärt. Dem Kreis als zuständiger Verkehrsbehörde war am Ende keine andere Wahl geblieben, als den Abschnitt einige Wochen später auch freizugeben.
Das wiederum verbreitete sich in der Motorradfahrer-Szene wie ein Lauffeuer und führt schließlich zu unzumutbaren Zuständen für die Anwohner, die sich über massive Lärmbelästigung an lauen Sommerabenden sowie unter der Woche beklagten. An einem Parkplatz an der Strecke entwickelte sich eine Applauskurve, auf dem Motorradfahrer mit gezückten Handys andere dabei filmten, wie sie sich waghalsig in die Kurven legten. Der Landesbetrieb Straßen NRW reagierte und schüttete Erdwälle dort an, wo sich Treffpunkte entwickeln konnten. Zuletzt sammelten sich die Motorradfahrer daraufhin an der Bushaltestelle Drehe und am Abzweig zum Klärwerk.
Polizei und Straßen NRW werden angehört
„Wir beobachten das Geschehen ja schon über einen längeren Zeitraum“, sagt Michael Schäfer, Ordnungsdezernent im Kreishaus in Schwelm. „So bedauerlich der jüngste Unfall am Freitag auch war – die Entscheidung, etwas zu tun, haben wir schon vorher getroffen.“ Formal müssten zwar noch Polizei und Straßen NRW angehört werden, allerdings „sind wir letztlich die anordnende Behörde“.
Gesperrt wird der Abschnitt auf Breckerfelder Gebiet – bis zur Stadtgrenze dürfen theoretische Motorräder zunächst weiter rollen – dann im Anschluss. Und zwar ab Freitagnachmittag, an Samstagen, Sonntagen sowie an Feiertagen. „Bei unseren Überlegungen müssen wir immer das Gebot der Verhältnismäßigkeit mit einbeziehen“, sagt Michael Schäfer, „und wir müssen bedenken, welche Maßnahmen wir für wirksam halten.“ Weitere bauliche Eingriffe oder ein Tempolimit zählten laut Schäfer nicht dazu.
Baumann setzt sich für Sperrung ein
„Wir werden nach der Sperrung die Auswirkungen wiederum beobachten“, so Schäfer. Dabei gehe es beispielsweise darum, ob eine Verdrängung lediglich auf andere Wochentage erfolge. „Falls nötig, steuern wir nach“, so der Dezernent. Allerdings müsse man auch bedenken, dass ja ein Gericht einst eine Vollsperrung verboten hätte.
Immer wieder stark gemacht für eine Sperrung hatte sich in den letzten Wochen auch der ehemalige Breckerfelder Bürgermeister und das jetzige Kreistagsmitglied Klaus Baumann (CDU). Er hatte noch am Montagmorgen mit einer Anfrage das Thema erneut auf die Tagesordnung des Kreistags setzen wollen. Ein Vorhaben, dass mit der Anordnung nun zumindest vorläufig hinfällig sein dürfte.