Hagen. Eine mögliche Erweiterung des Steinbruchs Donnerkuhle in Hagen sorgt für Ärger. Was der Betreiber und der Eigentümer der Flächen sagen.

Es gibt reichlich Diskussionsstoff in Haßley, einem der schönsten Wohnorte der Stadt. Es gibt reichlich Diskussionsstoff, weil eine nicht-öffentliche Vorlage eben doch das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Darin geht es im Grunde um einen Flächentausch, über den die Politik in Hagen dieser Tage entscheiden soll. Die Stadt gibt der Firma Lhoist Rheinkalk einen Wanderweg und erhält im Austausch die Chance, ein 22 Hektar großes Areal zu kaufen, obwohl man dafür weit weniger Geld zahlen will als einige andere Interessenten. Die Anwohner befürchten, dass Lhoist Rheinkalk mit weiteren neuen Flächen den Steinbruch so erweitern könnte, dass er nah an das Dorf Haßley heranrückt.

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Und mittendrin steht ein Mann, dem zwar weite Flächen auf Haßley gehören, mit dem aber noch niemand gesprochen hat – weder die Stadt Hagen noch die Firma Lhoist Rheinkalk: Dr. Klaus Partenheimer, Zahnarzt mit Praxis an der Elberfelder Straße, der selbst im Ort wohnt: „Ich habe von den Erweiterungsplänen des Steinbruchs aus der Zeitung erfahren“, sagt jener Mann, in dessen Besitz sich das Grundstück befindet, auf dem Rheinkalk möglicherweise künftig abgraben will. Und gleichzeitig stellt er klar: „Ich will überhaupt keine Flächen verkaufen.“

Wanderweg gehört der Stadt

Zumindest, wenn man der städtischen Vorlage glaubt, könnte es allerdings passieren, dass Interessenten bei Klaus Partenheimer, der die Flächen einst von seiner Tante geerbt hat, auf der Matte stehen. „Konkret möchte die Lhoist Rheinkalk GmbH den Steinbruch Donnerkuhle in der vom Regionalplanentwurf als Abbaufläche vorgesehenen Fläche Richtung Haßley erweitern“, heißt es wörtlich in der Vorlage. Und weiter; „Dazu benötigt sie substanziell Wegeflächen der Stadt Hagen sowie optional Ausgleichs- und Ersatzflächen des WBH – Wirtschaftsbetrieb Hagen, Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Hagen und der Stadt Hagen nahe der Ortslage Holthausen.“ Gemeint ist damit ein Weg, der sich an Partenheimers Grundstück entlang schlängelt, der Stadt gehört und von vielen Emstern als Spazierstrecke genutzt wird.

Der Steinbruch Donnerkuhle in Hagen: Flächen nahe der Ortschaft Haßley könnten zum Erweiterungsgebiet werden.
Der Steinbruch Donnerkuhle in Hagen: Flächen nahe der Ortschaft Haßley könnten zum Erweiterungsgebiet werden. © Hans Blossey / Ines Tomas | Hans Blossey

Zu den konkreten Inhalten der Vorlage will die Firma Lhoist Rheinkalk keine Stellung beziehen. Allerdings erklärt deren Sprecher Mario Burda: „Als rohstoffverarbeitendes Unternehmen sind wir selbstverständlich immer daran interessiert, unsere Standorte, wenn möglich, langfristig weiterzuentwickeln. Das ist unser Geschäft und unsere Aufgabe.“ Das sehe auch der Landesentwicklungsplan vor. So sei die effiziente Ausschöpfung bereits erschlossener Steinbrüche Neuaufschlüssen vorzuziehen.

Keine Vorbereitung für Verfahren

„Sauber trennen muss man allerdings immer zwischen dem Offenhalten langfristiger, potenziell möglicher Optionen und konkreten Verfahren“, betont Burda weiter und unterstreicht: „In unserem Haus gibt es aktuell keine Vorbereitungen für ein Fachverfahren, um den Steinbruch Donnerkuhle zu erweitern.“ Dies sei nicht nur eine Feinheit, da Fachverfahren zur Erweiterung von Steinbrüchen komplex, langwierig und von zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen abhängig seien. „Darüber hinaus würde ein solcher Prozess unsererseits mit einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung der Nachbarschaft einhergehen.“ Die – siehe Partenheimer – wusste aber bislang von nichts.

Dieser Acker ist derzeit an einen Landwirt aus Wetter verpachtet. Er könnte Erweiterungsfläche für den Steinbruch Donnerkuhle in Hagen werden.
Dieser Acker ist derzeit an einen Landwirt aus Wetter verpachtet. Er könnte Erweiterungsfläche für den Steinbruch Donnerkuhle in Hagen werden. © WP | Michael Kleinrensing

Dass der noch gar nicht gestartet ist, hat auch mit rechtlichen Hintergründen zu tun. Denn im aktuell gültigen Regionalplan sind die in Rede stehenden Flächen gar nicht als Abbauflächen ausgewiesen. In den Planungen zu einem neuen Plan wiederum werden die Areale zwar überarbeitet, aber beschlossen ist noch nichts. „Erst wenn die neue Fassung Rechtskraft hat, machen wir uns Gedanken“, sagt Mario Burda.

Zum Regionalplan hat die Stadt Hagen wiederum eine Stellungnahme abgegeben. Und während die Verwaltung vorgeschlagen hatte, die Erweiterung der Abgrabungsflächen abzulehnen, hatte die Politik am Ende mehrheitlich dafür gestimmt. Wann und in welcher Form genau der Plan in Kraft tritt, ist offen.