Haspe. Die Hasper sind besorgt, wie sich die Zukunft des Ortsteilzentrums entwickelt. Aber es gibt auch konstruktive Ideen.
Macht es eigentlich noch Sinn, in die Zukunft des Hasper Zentrums Hirnschmalz zu investieren? Lässt sich dort überhaupt noch einmal gestalterisch das Ruder herumreißen, wenn die Stadt Hagen irgendwann einmal – vermutlich erst in den 2030er-Jahren – glaubt, sich im Rahmen eines Stadtteilentwicklungskonzeptes (INSEK) des Bezirks mit der gebotenen Ernsthaftigkeit annehmen zu können?
80 Hasper Bürgerinnen und Bürger haben diese Fragen jetzt bei einer sogenannten „Perspektivwerkstatt“ in der Hasper Gesamtschule – gefühlt die x-te ihrer Art – allein schon durch ihre Anwesenheit und ihr engagiertes Mitwirken mit „Ja“ beantwortet. Aber es gibt dennoch reichlich Skepsis, ob sich am fortschreitenden Siechtum des Quartiers rund um den Kreisel unter den jetzigen Rahmenbedingungen etwas ändern und tatsächlich Impulsgebendes entwickeln lässt.
Zumal das Gros der Menschen den Mangel an Sauberkeit, Ordnung, aber auch den Verlust des Respekts untereinander als Hauptursache dafür identifiziert, dass die Bögen rund um Vollbrink- und Voerder Straße, den Hüttenplatz, aber auch den Kreisel von den Alteingesessenen voller Frust und Unwohlsein immer größer werden.
„Das ist die letzte Chance“
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„Dies ist eine der letzten Chancen, die wir überhaupt noch haben“, mahnte Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki einleitend in Richtung des Hagener Rathauses, nicht die nächste Kreativrunde erneut im Nichts verpuffen zu lassen, sondern endlich einmal in die Umsetzung zu kommen. „Es gibt eben doch viele Hasper, die sich für ihre Innenstadt interessieren“, nahm er erfreut zur Kenntnis, um im gleichen Satz die Vokabeln „veröden“, „Lichter ausgehen“ und „ausbluten“ unterzubringen.
Dass unter den Engagierten des Kreativabends die Gruppe der Migranten sowie die U40-Generation eine Nischen- bzw. gar keine Rolle spielten – also jene Menschen, die dort vorzugsweise leben und die Hasper Mitte auch in Jahrzehnten ebenfalls noch nutzen und genießen sollen –, trübte die Aussagekraft des fast dreistündigen Abends zusätzlich.
Dabei sind es gar nicht die ganz großen Räder, die die Hasper mit Priorität drehen möchten: „Ich bin erleichtert zu hören, dass hier nicht über millionenschwere Baumaßnahmen diskutiert wurde, sondern eher kleinteilige Maßnahmen, die den sozialen Lebensraum im Hasper Zentrum optimieren sollen“, stellte Andreas Beilein von der städtischen Planungsverwaltung sogar eine realistische Umsetzungsperspektive in den Raum. Allerdings waren zuletzt die Landesmittel aus einem „Verfügungsfonds Anmietung“ nahezu komplett liegengeblieben, weil rund ums Hasper Zentrum niemand die Gelder nutzen wollte.
Nur Geld für kleine Schritte
„Viele Ladenlokale sind in keinem guten baulichen Zustand – hier muss man mit deutlich mehr finanziellen Mitteln tätig werden“, erklärte sich Beilein diesen Flop. Jedoch machte er zugleich deutlich, dass für die nächsten drei Jahre absehbar 520.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung stehen, mit denen sich nicht bloß ein regelmäßig vor Ort tätiger Kümmerer für Zentrumsmanagement finanzieren lasse, sondern zugleich auch Planungsleistungen sowie kleinteilige Maßnahmen im öffentlichen Raum.
Dabei dürfe es nicht bloß darum gehen, weiter Bänke und Pflanzkübel aufzustellen. Vielmehr müsse planvoll und in Verbindung mit den Gewerbetreibenden vorgegangen werden.
An welchem roten Faden man sich in Haspe dabei sinnvollerweise entlanghangeln sollte, versuchte das bei der Perspektivwerkstatt federführende Stadtplanungsbüro „Stadt + Handel“ in fünf Arbeitsgruppen aus den Besuchern des Abends herauszukitzeln. Dabei wurde anhand erdachter Charaktere – querbeet gemischt nach Alter, Herkunft, Geschlecht und sozialem Status – versucht zu erarbeiten, welche unterschiedlichen Erwartungen und Ansprüche die Menschen im Hagener Westen an ihr Hasper Zentrum knüpfen.
Dabei entstand eine lange Wunschliste aus der Bürgerschaft, was es zu bewahren oder auch zu optimieren gäbe. Hier einige Kostproben: Treffpunkte zum Plauschen mit Bekannten – gerne auch mit Sonnenschutz, eine Öffnung des Hasper Baches, Gastronomie mit Vielfalt, inhabergeführter Einzelhandel, deutlich mehr Fahrradstellplätze, freies WLAN, Repair-Café, Ärzte, Metzger, Banken mit Automaten und Ansprechpartnern, Bücherei, Bürgeramt und natürlich auch Trinkwasserspender.
Keine Sicherheit und Sauberkeit
Doch über alledem steht der eindringliche Wunsch der Hasper, sich wieder sicher, kultiviert und respektiert in einer sauberen Umgebung bewegen zu können: „Ich habe keine Lust mehr, mich auf offener Straße von kleinen Jungen als ,Nazi-Hure‘ beschimpfen zu lassen“, brachte es eine Mutter auf den Punkt.
Pöbeleien und Anspuckereien seien rund um den Kreisel und Hüttenplatz längst an der Tagesordnung. Solange Stadt und Polizei diese grundsätzlichen Dinge nicht intensiver und vor allem effektvoller angingen und somit im Lebensraum „Hasper Zentrum“ für eine gewisse Wohlfühlatmosphäre sorgten, sei das Drehen an kleinen Stellschrauben vergebens.
Eine Erkenntnis und gleichzeitig Mahnung, die letztlich als wichtigste Quintessenz des Abends keinesfalls unterschätzt werden sollte.