Hagen. In der Tischlerei bei Peter Ernst in Hagen fühlt sich Eva Hesse (23) wohl. Sie hat gerade ihre Gesellenprüfung abgelegt - mit Bravour.

Ein schöner Besuch in einem Handwerksbetrieb in Hagen . . . Der Geruch ist einfach besonders. „Wenn ich in die Werkstatt komme, rieche ich sofort, welches Holz aufgeschnitten ist. Kiefer mag ich besonders, Kiefer duftet süßlich. Eiche riecht auch angenehm, etwas herber.“ Eva Hesse blickt lächelnd durch die Werkstatt der Tischlerei Ernst. Die junge Frau ist seit drei Jahren in dem Handwerksbetrieb in Boelerheide beschäftigt und scheint hier ihren Platz gefunden zu haben.

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Handwerk ist ihr Ding: Eva Hesse ist Tischlerin bei Peter Ernst in Hagen.
Handwerk ist ihr Ding: Eva Hesse ist Tischlerin bei Peter Ernst in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Prüfung vor elf Wochen abgelegt

Erst vor elf Wochen hat die 23-Jährige ihre Gesellenprüfung in Hagen abgelegt, „Eva hat als Zweitbeste der Innung abgeschlossen“, sagt ihr Chef Peter Ernst mit ein wenig Stolz in der Stimme. Der Tischlermeister beschäftig acht Gesellen und eine Gesellin (Eva Hesse) sowie drei Auszubildende und eine Bürokauffrau.

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Aber zurück zu Eva Hesse: „Ich war früher auf der Waldorfschule und hab’ dort schon viel mit Holz, Stein und Ton gearbeitet, die Arbeit mit den Händen liegt mir. Außerdem ist mein Papa auch Handwerker.“ Als Jugendliche war Eva Hesse häufig mit ihrem Vater, einem gelernten Dekorateur, unterwegs bei Kunden, „das fand’ ich schon früher spannend“.

Kennt sich mit Holzarten aus: Tischlergesellin Eva Hesse. Im Bild sortiert die 23-Jährige lange Treppenlochverkleidungen.
Kennt sich mit Holzarten aus: Tischlergesellin Eva Hesse. Im Bild sortiert die 23-Jährige lange Treppenlochverkleidungen. © WP | Michael Kleinrensing

Sägen, hobeln, feilen, hämmern und schrauben gehört zu ihrem Berufsalltag, aber auch das Arbeiten an bzw. mit technischen Geräten. „Anfangs war ich an der CNC-Fräse etwas unsicher – Technik und Computer sind nicht so meine Stärke – aber mittlerweile komm’ ich mit der Bedienung gut zurecht“, sagt die 23-Jährige, die nun den Einsatz technischer Hilfsmittel zu schätzen weiß. „Die CNC-Fräse bohrt zum Beispiel Lochreihen für Schrankböden, das ist schon eine Erleichterung.“

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Ein Faible für Fummelarbeit

Ihr Steckenpferd ist allerdings etwas anderes: „Fummelarbeit mach’ ich gern“, schmunzelt die junge Frau, „ganz genaues und filigranes Arbeiten kann ich gut“.

Vor kurzem habe sie für sich privat einen Setzkasten mit besonders kleinen Fächern gefertigt und ihr Gesellenstück sei ein kleiner Flurschrank mit Schublade auf einem Eisengestell gewesen. „Meine Mitarbeiter ergänzen sich gegenseitig gut“, resümiert Peter Ernst, „einige sind mit der meist derberen Bautischlerei mehr vertraut, andere eher mit der etwas feineren Möbeltischlerei.“

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Eva Hesse ist die einzige Frau in der Werkstatt, „ich muss hier ordentlich anpacken, und das will ich auch“, sagt die junge Frau mit fester Stimme. Allerdings seien bei gewichtsmäßig extrem schweren Arbeiten (zum Beispiel bei der Montage großer Fenster oder Möbel) dann doch eher die meist körperlich stärkeren Männer gefordert.

Herstellung auch von schweren Möbeln

Peter Ernst nickt: „Ja, wir sind hier nicht bei ,Meister Eder und sein Pumuckl’ und stellen nur kleine Holzhocker her, sondern auch schwere Möbel. Das müssen junge Leute, die bei uns ein Praktikum machen, erst mal realisieren.“

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Aber zurück in die Werkstatt: Derzeit fertigt Eva Hesse einen Wohnzimmertisch, „aus Kernbuche, also Hartholz, mit Schubladen, eine schöne Arbeit“, schwärmt sie.

Hat Geduld, ruhige Hände und ein geschultes Auge – Eva Hesse fühlt sich im Handwerk wohl.
Hat Geduld, ruhige Hände und ein geschultes Auge – Eva Hesse fühlt sich im Handwerk wohl. © WP | Michael Kleinrensing

Bei welcher Tätigkeit bzw. bei welchem Hobby sie ebenfalls ins Schwärmen gerät? „Ich ordne meine Wohnung oft neu und platziere meine Möbel – zum Teil selbst gefertigte – um. Das ist ein bisschen so, als hätte man neue Einrichtungsstücke.“

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Jetzt, nach ihrer so gut bestandenen Gesellenprüfung, möchte die junge Frau erstmal durchatmen, „mal schauen, ob ich demnächst dann noch die Meisterprüfung dranhänge“.

Tischlermeister Peter Ernst ergänzt: „Das Schöne an unserem Beruf ist auch, dass jeder, der engagiert ist, gute Aufstiegschancen hat. Man kann sich selbstständig machen oder einen bestehenden Betrieb übernehmen, man muss sich nur kümmern.“

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Außerdem, fügt der Chef an, „ist unser Handwerk krisensicher und man sieht abends, was man selbst geschaffen hat.“ Eva Hesse nickt zustimmend. „Genau.“ Die 23-Jährige verabschiedet sich und wendet sich wieder ihrem Wohnzimmertisch zu. Eine wirklich schöne Arbeit . . .

Weitere Infos:

Die Tischlerei wurde 1968 durch Klaus Willmeroth gegründet. Peter Ernst übernahm vor fast 30 Jahren (1994) die Tischlerei. Die Tischlerei fertigt Möbel, Küchen und Inneneinrichtungen und ist seit Jahren Ausbildungsbetrieb.

Peter Ernst ist Tischlermeister , Lehrlingswart und Prüfungsausschussvorsitzender.

>>> Der Unternehmens-Pass >>>

Betrieb: Tischlerei Peter Ernst

Mitarbeiterzahl:13

Standort: 1

Branche: Handwerk

Tarif: Ja, im Betrieb übertarifliche Bezahlung

Arbeitszeit: 40 Stunden pro Woche

Arbeitsplatz: Werkstatt und Baustelle

Kooperationen: mit Bauelemente-Herstellern

Benefits: auf Wunsch flexible Arbeitszeiten, Mitarbeiterparkplätze, private Nutzung von Firmenfahrzeugen und Firmenwerkzeugen gestattet

Weiterbildung: regelmäßige Fortbildungen

Weitere Besonderheiten: Der Ausbildungsbetrieb stellt in jedem Jahr Auszubildende ein.

Kontakt: Tischlerei Ernst, Mail an: info@tischlerei-ernst.de, Tel: 02331/60899