Hagen. Seit einem Jahr gibt es auf dem Innenstadtring in Hagen eigene Spuren für Radfahrer. Der ADFC fordert auch Spuren, die ins Zentrum führen.
Immerhin: Es gibt ein Lob. Eines aus berufenem Munde. Wenngleich dieses Lob noch verhalten ist, so soll es nicht unter den Tisch fallen. Zeigt es, dass Hagen auf dem richtigen Weg ist. Auf dem richtigen Radweg: „Vor einem Jahr wurden auf dem Graf-von-Galen-Ring zwei Fahrspuren in reine Radfahrspuren umgewandelt“, sagt Peter Matthias, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Hagen. „Das begrüßen wir sehr.“
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Zahl verunglückter Radfahrer gesunken
Die Zahl der Fahrradunfälle lag 2022 in Hagen auf einem sehr niedrigen Niveau. Mit insgesamt 37 verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrern sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 12.
Von ihnen verletzten sich 34 leicht und zwei schwer. Ein Radfahrer kam bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben.
Mit 28 E-Bike-Fahrern (24 leicht, vier schwer) wurden 2022 14 Personen mehr verletzt als noch im Vorjahr. Das führt die Polizei auf die wachsende Beliebtheit zurück.
Auf dem Radstreifen am Graf-von-Galen-Ring hat es 2023 zwei Unfälle gegeben. Beide ereigneten sich kurioserweise am 3. Juni. In beiden Fällen waren Autofahrer die Verursacher.
Weil seit einem Jahr nun Radfahrer auf einer der einst meistbefahrenen Straßen der Stadt Platz für sich haben, weil es darüber hinaus auf der Körnerstraße und auf dem Bergischen Ring weitere Fahrspuren gibt, wird es Zeit für eine Bilanz. Und zugleich dafür, den Finger in die Wunde zu legen. Meint zumindest der ADFC, lädt für den 26. August zu einer Fahrrad-Demo (15 Uhr ab Berliner Platz) und sagt: „Was uns fehlt, sind einige Kilometer Anschluss an diese Spuren. Wir hören immer wieder von Menschen, die ihre Wege in Hagen gerne mit dem Rad erledigen würden, es aber einfach zu gefährlich finden und gar nicht bis zu den neuen Spuren kommen.“
Radwege in Richtung Innenstadt: schlechte Note
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Was zu einer Henne-Ei-Diskussion führt oder der Frage: Braucht es erst mehr Radspuren und -wege, damit sich mehr Hagener aufs Rad setzen oder gehen weitere Planungen an den Interessen der Menschen vorbei, weil es das Potenzial an Radfahrern gar nicht gibt?
Für den ADFC liegt die Antwort auf der Hand. Peter Matthias legt mit Zahlen nach: „Dass die Erreichbarkeit des Stadtzentrums ein Problem darstellt, bestätigen auch die Umfrageergebnisse des Fahrradklimatests. 700 Teilnehmer gaben der Stadt hier nur die Note 4,2.“
Vorfahrt für Radfahrer: Fehlanzeige
Wer der ADFC-Logik folgt und sich einmal an einen der ausgewiesenen Radstreifen begibt, wird feststellen, dass die Anzahl derjenigen, die die neuen Streifen nutzen, überschaubar ist. Selbst zu den Hauptverkehrszeiten, in dene das Rad ja zum alternativen Verkehrsmittel im Berufsverkehr werden soll. Was auch daran liegen mag, dass Vorfahrt für Radfahrer nicht überall gilt: So müssen Radler am Ende der Spur Bergischer Ring eine halbe Ewigkeit auf Grün warten, obwohl parallel die Autos längst rollen.
Dass man längst noch nicht alles auf die (Fahrrad-)Kette bekommen hat, räumt auch die Stadt Hagen ein: „Die Radfahrstreifen in Hagen fügen sich demnach in ein Netz ein, dass sich nach und nach bildet“, sagt Clara Treude, Sprecherin der Stadt Hagen, „so ein Netz kann naturgemäß in einer Stadt, in der das Leitbild der autogerechten Stadt lange verankert war, nicht als gegeben angesehen werden.“
Förderung des Radverkehrs als andauernde Aufgabe
Für den Radverkehr seien nach wie vor Maßnahmen vorzusehen, welche die Anbindung an die vorhandene Infrastruktur verbessern oder schaffen. Die Förderung des Radverkehrs sei eine andauernde Aufgabe. Dies benötige Zeit, fachliche Perspektiven und politischen Willen.
Dabei versteht die Stadt (Henne-oder-Ei-Frage) die Planung als „Angebotsplanung“. „Um den Anteil des Radverkehrs kontinuierlich zu erhöhen, ist es notwendig, ein Angebot in Form einer sicheren Radinfrastruktur zu schaffen“, erläutert Treude die Perspektive der städtischen Verkehrsplaner. „Die genaue Anzahl der Nutzenden ist zum aktuellen Zeitpunkt keine entscheidende Kenngröße.“
Freie Fahrt in Teilen der Fußgängerzone
Immerhin: Die Spuren sind nicht die einzigen Maßnahmen. Mobilstationen wurden am Bahnhof installiert, Teile der Fußgängerzone sind für Radfahrer freigegeben. Der Ausbau der Augustastraße zur Fahrradstraße läuft – wenn auch zäh.
„Durch den Ausbau der Bahnhofstraße soll eine Alternative für Radfahrer in Richtung Innenstadt entstehen“, sagt Clara Treude, „darüber hinaus laufen gerade Planungen, um Radfahrer aus Richtung Altenhagen kommend sicher über den Verkehrsknotenpunkt am ehemaligen Arbeitsamt in Richtung Körnerstraße zu führen. Schließlich sollen Radwege an Flüssen entstehen. „Planungen für Ennepe- und Volmeradweg laufen.“ Für den Lenneradweg stehe die Ausschreibung der Planung an.