Hagen. Die Polizei bekommt ein neues Zuhause. Das Präsidium ist die größte Baustelle in Hagen. Ein Besuch am Bau und ein Blick auf den Stand der Dinge.

Weil an diesem Tag der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet hat und obendrein dunkle Wolken verhindern, dass auch nur der kleinste Sonnenstrahl auf Hagens größte Baustelle fällt, erkennt man es sofort: Oben in der neunten Etage brennt noch ein Licht. Und so könnte man glatt vermuten, dass dort die Präsidentin höchstselbst die Stellung hält.

Das Polizeipräsidium Hagen auf der Hoheleye wird saniert. Der Bau, hier ein Foto von damals, stammt aus den 70er Jahren.
Das Polizeipräsidium Hagen auf der Hoheleye wird saniert. Der Bau, hier ein Foto von damals, stammt aus den 70er Jahren. © Stadtarchiv Hagen

Tut sie aber nicht. Ursula Tomahogh ist längst mit weiten Teilen des Präsidiums in Richtung Höing umgezogen. Unter jenem Büro, in dem die Neonröhre noch immer leuchtet und das im übrigen nicht ihres war, ist das Präsidium geöffnet worden. Ein Anblick, der Projektleiter André Storm vom Büro FPS kurzfristig zum Chirurgen werden lässt: „Das ist schon beeindruckend, wenn man so auf das Innere des Baus, auf die Organe, gucken kann.“

Die größte Baustelle in Hagen

Es ist das Innere eines Altbaus, der Teil von Hagens größter Baustelle ist. Denn dort, wo die Schnitte in der Fassade erfolgt sind, sind jene Bereiche, an denen ein Neubau mit maximal vier Geschossen plus Keller einmal an das bestehende Präsidium angedockt wird.

Polizeipräsidium Hagen: Vor dem Altbau entsteht ein Neubau.
Polizeipräsidium Hagen: Vor dem Altbau entsteht ein Neubau. © WP | Michael Kleinrensing

Und weil all das der erste operative Eingriff seit der Eröffnung des Präsidiums ist und sich dort nicht nur Büroeinrichtungen, Böden und Türen auf dem Stand des Baujahrs befinden, sondern obendrein die in die Jahre gekommene Fassade eine Sanierung dringend nötig hat, bleibt am Ende nicht viel mehr als ein Gerippe. „Letztlich ist das trotzdem nachhaltig“, sagt Holger Borgars, Projektleiter beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). „Wir sprechen vom Recycling von Gebäuden.“

6000 Kubikmeter Beton verbaut

Polizeipräsidium an der Hoheleye wird erweitert

Durch Neubau und Sanierung wird das Polizeipräsidium an der Hoheleye in Hagen erweitert – auf dann insgesamt 16.000 Quadratmeter Fläche.

Die Fassaden von Neubau und Hochhaus werden in hellen Beige-Tönen gestaltet. Das Hochhaus erhält eine vorgehängte Metall-Verkleidung.

Neben 340 Parkplätzen im Außenbereich entstehen auchLadestationen für Elektrofahrzeuge. Außerdem werden auf den Dächern Photovoltaikanlagen errichtet.

Hinzu kommt, dass für die Wärmegewinnung der Gebäude die Abwärme der Server von IT-NRW genutzt werden, die in einem Nachbargebäude untergebracht sind.

Durch eine verbesserte Isolierung und neue Fenster im Hochhaus steigt die Energieeffizienz des Zweckbaus aus den 70er Jahren.

Es wird recycelt, aber eben auch neu ge- und verbaut: 6000 Kubikmeter Beton beispielsweise. Und 1000 Tonnen Baustahl. Für ein Gebäude, das quasi dem Hochhaus vorgelagert entsteht und unter anderem einen weitläufigen Empfangsbereich, die Wache Hoheleye, das Gewahrsam, die Labore der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU), aber auch und vor allem die bei vielen Bürgern so beliebte Kantine beheimaten soll.

Gruppenbild auf der Baustelle in Hagen (von links): Gina Günther (Pressereferentin BLB), Polizeisprecher Tino Schäfer, Dietmar Stramm (Projektleiter Polizei Hagen), André Storm (Projektleiter Büro FPS), Holger Borgas (Projektleiter BLB), Markus Siepmann (BLB Hochbau) sowie Sandra Hillebrand (Pressereferentin BLB).
Gruppenbild auf der Baustelle in Hagen (von links): Gina Günther (Pressereferentin BLB), Polizeisprecher Tino Schäfer, Dietmar Stramm (Projektleiter Polizei Hagen), André Storm (Projektleiter Büro FPS), Holger Borgas (Projektleiter BLB), Markus Siepmann (BLB Hochbau) sowie Sandra Hillebrand (Pressereferentin BLB). © WP | Michael Kleinrensing

„Momentan wirkt der Rohbau eher wie eine Tropfsteinhöhle“, sagt André Storm mit Blick auf Pfützen auf dem Boden und Wasser von den Decken. Was ihn allerdings kaum beunruhigt: „Kein Grund zur Sorge. Alles dem Dauerregen geschuldet. Am Ende haben wir einen schönen, lichtdurchfluteten Bau.“

Arbeiten liegen im Zeitplan

Sorge ist auch der falsche Begriff beim Blick auf den Zeitplan: Denn während zuletzt bei diversen Projekten in der Stadt aus unterschiedlichsten Gründen Fristen nicht eingehalten worden sind, nickt Holger Borgas zufrieden: „Wir liegen im Soll.“ Will sagen: Richtfest im April 2024, Neubau Mitte 2025 fertig, Hochhaus 2026 saniert.

In der Tropfsteinhöhle: André Storm leitet die Arbeiten am Polizeipräsidium Hagen.
In der Tropfsteinhöhle: André Storm leitet die Arbeiten am Polizeipräsidium Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Kostenrahmen, der angesichts steigender Preise bereits im Vorfeld großzügig kalkuliert worden war: „Das Land hat Vorsorge getroffen und das Budget erhöht. In diesem Rahmen bewegen wir uns“, so Borgas. Wie hoch der Rahmen allerdings ist, dazu hüllt man sich aktuell in Schweigen. Von 100 Millionen Euro war einst die Rede.

Kurze Wege im neuen Polizeipräsidium

Die fließen letztlich in ein „Präsidium der kurzen Wege, auf das sich die Kollegen wirklich freuen“, wie Dietmar Stramm, Projektleiter auf Seiten der Polizei Hagen, betont. Ein Präsidium, das mit seiner Fertigstellung zu den modernsten in ganz Nordrhein-Westfalen zählen wird und in vielerlei Hinsicht der Gradmesser für ähnliche Sanierungs- oder Neubauprojekte werden dürfte. „Zum Teil haben wir uns ganz eng mit dem Landeskriminalamt abgestimmt“, sagt André Storm mit Blick auf Vorgaben und Standards.

Der Neubau am Polizeipräsidium Hagen wird mit dem bestehenden Hochhaus verbunden.
Der Neubau am Polizeipräsidium Hagen wird mit dem bestehenden Hochhaus verbunden. © WP | Michael Kleinrensing

Dabei gibt es durchaus einen Bereich, der das Hagener Präsidium auch künftig von vielen im Land unterscheiden dürfte: die für die Bürger offene Kantine. „Die hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem festen Treffpunkt für viele Menschen entwickelt“, sagt Tino Schäfer über jenen Teil, der immer noch im Flachbau zwischen den beiden Hochhäusern untergebracht ist und künftig ebenfalls in den Neubau einzieht.

Kantine bleibt für Bürger geöffnet

Dabei gibt es gleich zwei gute Botschaften. Erstens: An der Öffnung für die Bürger wird sich nichts ändern. Zweitens: Das Licht im Erdgeschoss bleibt tatsächlich an. Eine Schließung der Kantine kann während der Bauphase vermieden werden, wenngleich es auch zu kleineren Einschränkungen kommen mag.