Hagen. Das Brustzentrum Hagen ist eine Anlaufstelle für Betroffene. Behandlungen werden immer präziser und können bei Kinderwunsch sogar pausiert werden:

Diagnose Brustkrebs. Ein Schock für alle Betroffenen. Mehr als 70.000 Frauen bekommen in Deutschland jährlich diese Diagnose gestellt. Brustkrebs ist die häufigste Krebsdiagnose bei Frauen. Doch es gibt viel Hoffnung: „In den vergangenen zwei Jahren hat sich in diesem Bereich wahnsinnig viel getan“, berichtet Dr. Nurhayat Yurtcu, Leiterin des Brustzentrums und Oberärztin am Agaplesion Klinikum Hagen. Seit Januar dieses Jahres leitet sie das Brustzentrum, zuvor war sie viele Jahre im onkologischen Bereich in einem Dortmunder Krankenhaus tätig.

Das Brustzentrum in Hagen ist eine Einrichtung, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Brustkrebs spezialisiert hat. Es ist ein interdisziplinäres Zentrum, das aus verschiedenen Fachbereichen besteht, darunter Gynäkologie, Radiologie, Onkologie, Pathologie und plastische Chirurgie. Das Ziel des Brustzentrums ist es, eine umfassende und individuelle Versorgung für Frauen mit Brustkrebs anzubieten. Dazu gehört eine schnelle und präzise Diagnosestellung, eine individuelle Therapieplanung und eine umfassende Nachsorge.

Viele gutartige Befunde

„Jeder Fall ist natürlich ganz individuell und somit auch jeder einzelne Therapieplan bei einer Brustkrebserkrankung“, erklärt Dr. Nurhayat Yurtcu. „Doch in der Regel kommen die Patientinnen, nachdem sie selbst etwas ertastet haben oder einen auffälligen Befund bei ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin bekommen haben, zu uns.“

Nach einem auffälligen Befund folgen im Brustzentrum, hier bei Dr. Nurhayat Yurtcu, weitere Untersuchungen wie ein ausführlicher Ultraschall
Nach einem auffälligen Befund folgen im Brustzentrum, hier bei Dr. Nurhayat Yurtcu, weitere Untersuchungen wie ein ausführlicher Ultraschall © Alex Talash | Alex Talash

Im Brustzentrum folgen dann weitere Untersuchungen unter anderem ein ausführlicher Ultraschall und eine Stanzbiopsie. Dabei wird eine Gewebeprobe entnommen. Anhand dieser Probe wird schließlich festgestellt, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. „Wir haben auch viele gutartige Befunde, das darf man nicht vergessen“, betont die Oberärztin. In einer sogenannten „Tumorkonferenz“ besprechen die unterschiedlichen Fachbereiche dann gemeinsam den jeweiligen Therapieplan. Je nach Diagnose wird der Tumor dann erstmal medikamentös behandelt.

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Behandlungen immer präziser und minimalistischer

„Die Medikamente sind mittlerweile sehr effektiv und bilden eine wichtige Säule im Therapieplan der Patienten, doch noch bildet eine Operation eine weitere, wichtige Säule in der Behandlung von Brustkrebs“, so Nurhayat Yurtcu. Die Behandlungen würden immer präziser und minimalistischer. Die erfahrene Oberärztin könne sich gut vorstellen, wenn die Entwicklung in diesem Bereich so fortschreitet, dass dann in Zukunft möglicherweise Operationen nur noch im Einzelfall notwendig sein müssen. Neben der Behandlung der Erkrankung spiele auch die mentale und psychische Gesundheit der Betroffenen eine große Rolle.

Dr. Nurhayat Yurtcu leitet die Sprechstunden für die Patienten: „Die Frauen sind, verständlicherweise, immer alle sehr aufgeregt und verunsichert, sobald sie die Diagnose erhalten haben. Die meisten rechnen sofort mit dem Schlimmsten. Deshalb arbeiten wir in unserem Brustzentrum eng mit unserem psychoonkologischen Dienst zusammen. Denn es ist besonders wichtig, die Betroffenen auch psychisch gut aufzufangen.“ Das Brustzentrum in Hagen bietet dazu eine umfassende Beratung und Unterstützung durch speziell geschulte Mitarbeiterinnen. Dazu gehören auch Selbsthilfegruppen und psychologische Unterstützung.

Dr. Nurhayat Yurtcu leitet die Sprechstunden für die Patienten im Brustzentrum am AKH.
Dr. Nurhayat Yurtcu leitet die Sprechstunden für die Patienten im Brustzentrum am AKH. © Alex Talash

Unterschiedliche Ursachen

Mehr als die Hälfte aller Brustkrebspatienten sind Frauen über 60 Jahre. Doch es gebe auch Männer, die an Brustkrebs erkranken, so die Oberärztin. „Allerdings sind die meisten Männer erst im fortgeschrittenen Alter von einer Brustkrebserkrankung betroffen.“ Die Ursachen und Risikofaktoren einer Brustkrebserkrankung seien ganz unterschiedlich: „In einigen Fällen ist es genetisch bedingt, wichtige Risikofaktoren sind Alkohol, Rauchen und das zunehmende Alter. Aber natürlich kann eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Schlaf, Bewegung und guter Ernährung das Risiko einer Erkrankung senken“, sagt die Expertin.

Die Nachsorge ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine individuelle Nachsorgeplanung sind hierbei von großer Bedeutung. „Gerader dieser enge Kontakt zu den Patienten ist für mich einer der Gründe, warum ich mich für diesen Job entschieden habe. Es ist nicht nur die Behandlung eines Patienten, sondern wir begleiten die Patienten von Anfang an und haben, anders als in anderen Abteilungen, über einen langen Zeitraum intensiven Kontakt zu den Menschen.“

Behandlung kann bei Kinderwunsch pausiert werden

Doch auch nach vielen Jahren im onkologischen Bereich gebe es immer wieder Fälle, die die Oberärztin besonders berühren: „Natürlich bin ich besonders betroffen, wenn sehr junge Frauen an Brustkrebs erkranken oder auch Frauen mit einem großen Kinderwunsch.“ Erst vor kurzer Zeit zeigte eine Studie, dass Frauen mit Kinderwunsch, trotz Brustkrebsdiagnose, schwanger werden können, ohne eine Prognoseverschlechterung zu haben. „Es gibt die Möglichkeit, dass die Behandlung für zwei Jahre pausiert wird. Auch daran sieht man, wie stark sich die Forschung in diesem Bereich weiterentwickelt.“ Diese Entwicklung mache große Hoffnung, so Nurhayat Yurtcu, und auch die Tatsache, dass zwar mehr Frauen an Brustkrebs erkranken als noch vor einigen Jahren, aber die Heilungschancen hingegen immer größer werden.