Hohenlimburg. Antje Selter, Vorsitzende des Naturschutzbeirates Hagen, plädiert für eine Vertiefung des Steinbruchs Steltenberg in Hohenlimburg-Oege.
Der Naturschutzbeirat der Stadt Hagen steht einer möglichen Vertiefung des Oeger Steinbruchs positiv gegenüber. In einer Stellungnahme an das städtische Umweltamt, deren Erarbeitung von den Mitgliedern des Gremiums einstimmig beschlossen wurde, fasst Antje Selter, Vorsitzende des Naturschutzbeirates, die Situation zusammen. „Die geologische Lage ist so, dass fast kein Wasser aus- oder eindringen kann, der Steinbruch ist wirklich dicht.“
Frau Selter, die selbst Geologin ist, weist darauf hin, dass die geologischen Gegebenheiten eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung von Maßnahmen im Zusammenhang mit Steinbrüchen spielten, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt, den Wasserhaushalt und die Stabilität der Böschungen.
Hagen und seine Umgebung seien geologisch vielfältig und wiesen unterschiedliche Gesteinsschichten auf: „Die Region ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und umfasst sowohl sedimentäre Gesteine sowie Kalkstein. Die geologische Struktur beeinflusst die Grundwasserverhältnisse, die Bodenstabilität und die Möglichkeit von Hangrutschungen.“
Lenne gegen austretendes Wasser gesichert
Die geologische Situation im Steinbruch „Steltenberg“ in Hohenlimburg weise ein Einfallen der Schichten nach Norden von 40 bis 60 Grad auf. Im Süden des Steinbruchs fänden sich die Oeger Schichten, so Frau Selter, die grundwasserstauend wirkten und an den klüftigen Massenkalk anschlössen. Begrenzt werde der Massenkalk im Norden durch die grundwasserstauenden Flinzschiefer, das sind Tonsteine: „In dieser Konstellation sowie dem Einfallen der Schichten ergibt sich eine Barriere für mögliches Eindringen von Lennewasser in den Steinbruch.“
Dies habe zur Folge, dass auch die südlich im Flussschotter fließende Lenne durch die wasserstauenden Schichten gegen austretendes Wasser weitgehend gesichert sei.
Nach Westen und Osten stehe der Massenkalk unmittelbar neben den Flussschottern der Lenne an, erläutert Selter: „Aufgrund der Entfernung und der Ergebnisse der durchgeführten Pumpversuche (hydrogeologisches Gutachten Dr. Köhler & Dr. Pommerening) ist mit einem Eindringen des Lennewassers durch die Steinbruchvertiefung nicht zu rechnen.“
Vorsitzende fordert weitere Messstelle
Um einem Eindringen von Lennewasser in den Steinbruch hinein mit größtmöglicher Sicherheit zu begegnen, seien jedoch geeignete Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen in den Planfeststellungsbeschluss aufzunehmen, fährt Antje Selter fort: „Die Ausrichtung und Lage der vorhandenen Grundwassermessstellen lassen eine weitere Messstelle im Bereich des Lenne-Parks vermissen.“ Durch die Steinbruchvertiefung sei im südwestlichen Bereich die Einrichtung einer weiteren Messstelle sinnvoll, damit die komplette Grundwasserströmung in jedem Fall erfasst und gemessen werde.
Durch die Steinbruchvertiefung falle Sümpfungswasser an, das in Teilen der Speisung der Lenne zukünftig entzogen werde, so die Vorsitzende des Naturschutzbeirates. Im Hinblick auf die Mindestführung der Lenne werde zukünftig infolge der Klimaveränderung verstärkt mit langandauernden oder extremen Niedrigwasserständen zu rechnen sein.
Daher fordert Selter die Untere Wasserbehörde auf, „geeignete Maßnahmen“ in den Planfeststellungsbescheid aufzunehmen, die die Einhaltung der Mindestwasserführung garantierten und die ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Lenne-Wasserführung unterstützten, sofern der Steinbruchbetrieb ursächlich für die zu geringe Wasserführung in der Lenne sei.
Qualität und Zustand des Grundwassers
Darüber hinaus sei sicherzustellen, dass durch die Steinbruchvertiefung keine nachteiligen Auswirkungen auf die Qualität und den Zustand des Grundwassers entstehen, so Selter: „Dies gilt vor allem im Hinblick auf mögliche Verunreinigungen durch den Abbau des Gesteins und den Umgang mit chemischen Substanzen.“
Sollten im Steinbruchbetrieb Karstobjekte und Höhlen angeschnitten werden, müsse dies, auch im Rahmen der geltenden Naturschutzgesetzgebung, vom Steinbruchbetreiber sowohl Vertretern des Arbeitskreises Kluterthöhle als auch der Stadt Hagen mitgeteilt werden: „Es muss stets die Möglichkeit geben, ein Karstobjekt bzw. eine Höhle wissenschaftlich zu untersuchen und zu dokumentieren, bevor gemeinsam entschieden wird, ob das Objekt dem Abbau zum Opfer fallen darf oder einen so bedeutenden Schutzstatus besitzt, dass der Abbau darauf Rücksicht nehmen und mindestens bis zum Entscheid im betroffenen Bereich ruhen muss.“
Die Forschungs- und Dokumentationsarbeiten würden vom Arbeitskreis Kluterthöhle unter Berücksichtigung ökonomischer Interessen des Betreibers so schnell wie möglich durchgeführt.
Bürgerinitiative ist anderer Auffassung
Die Bürgerinitiative für den Erhalt des Ahm sieht das anders (wir berichteten). „Mit großem Erschrecken“ habe er vernommen, dass die Hohenlimburger Kalkwerke bis in unmittelbare Grundwassernähe in die Tiefe graben wollten, so Dr. Meinolf Henning von der BI: „Damit würde das durch die anhaltende Trockenheit ohnehin stark strapazierte Grundwasser weiter abgegraben. Schon jetzt gibt es Hinweise dafür, dass die Wasserverhältnisse im Abbaugebiet gestört sind.“