Hohenlimburg. Das ging daneben: Die InSEK-Veranstaltung in Hohenlimburg lief für die Stadtverwaltung Hagen nicht wie gewünscht. Warum Bürger enttäuscht waren.
Diesen Informationsabend der Hagener Stadtverwaltung zum Integrierten Stadtteilkonzept (InSEK) Hohenlimburg hatten sich die mehr als 30 Hohenlimburger Einzelhändler, Kommunalpolitiker, Dienstleister und Vereinsvertreter im Rathaussaal sicherlich anders vorgestellt.
Von Aufbruchstimmung, welche die Auftaktveranstaltung zum 11,5 Millionen Euro schweren Förderprogramm, mit dem durch zwölf Einzelmaßnahmen bis zum Jahr 2029 eine rosigere Zukunft der Innenstadt mit angrenzendem Lennepark eingeläutet werden soll, vermitteln sollte, konnte keine Rede sein.
Vielmehr war das Gegenteil der Fall. Teilweise blankes Entsetzen und ungläubiges Kopfschütteln bei den Einzelhändlern, Empörung und Ratlosigkeit bei den Kommunalpolitikern – hervorgerufen durch die auch technisch unausgereifte InSEK-Präsentation der Hagener Verwaltung und der sich daraus dann entwickelnden Diskussionen. So waren die zum besseren Verständnis aufgelegten Folien ab der Mitte des Rathaussaales nicht mehr lesbar.
Das will InSEK in Hohenlimburg erreichen
Zum InSEK-Inhalt: In drei Projekträumen soll das Förderprogramm greifen, durch Neu- und Umgestaltung belebende Impulse setzen: in der Innenstadt (2025), im Bereich Bahnhof/Wegeführung Innenstadt (2026) und im Lennepark (2027). Dabei sollen insbesondere im Projektraum Innenstadt ein neuer Citymanager und ab dem Jahr 2024 ein Architekturbüro für frischen Wind an der Freiheit- und der Herrenstraße bis zur Lenne sorgen. Bis zum September 2023 soll die Ausschreibung für den Citymanager abgeschlossen sein, damit dieser im November sein Amt antreten kann.
Doch was kann ein neuer Citymanager leisten, was sein Vorgänger Frank Manfrahs nicht leisten konnte? „Der Neue wird mit einer weitaus höheren Stundenzahl in Hohenlimburg anwesend und das Büro somit häufiger besetzt sein“, zeigte sich Andreas Beilein (Fachbereich Stadtplanung im Rathaus Hagen) durchaus zuversichtlich.
Einzelhändler machen ihrem Unmut Luft
Doch dann machten die Einzelhändler ihrem Unmut zur Innenstadtsituation Luft. Antje Linxweiler (Brautmodenatelier Kurvenschön) beklagte den Zustand der Schrottimmobilien an der Herrenstraße (wann wird der Schandfleck endlich abgerissen?), Maibritt Engelhardt (Uhren-Schmuck-Augenoptik Terlau) verdeutlichte einmal mehr die Problematik mit jenen Immobilien-Heuschrecken, die keinerlei Interesse zeigen, die leerstehenden Geschäftsräume zu vermieten, und Sonja Schulte vermochte mit der Darstellung der Verwaltung, das „Gewerbe“ konzentrieren und Immobilien umnutzen zu wollen, verständlicherweise gar nichts anzufangen.
Andreas Beilein versicherte deshalb: „Es wird niemand umgesiedelt.“
Was kann baulich am Rathaus und an der wuchtigen Promenade verändert werden, damit sich Hohenlimburg zur Lenne öffnen kann? Damit sollen sich, so Stefanie Roth, ab Sommer 2024 kompetente Planungsbüros beschäftigen. Ideen sind bislang, den Lenne-Damm „aufzubrechen“ oder am Brucker Platz ein Hostel anzusiedeln. Auch die Neunutzung jener Fläche, die von der Enervie bislang für die Trafo-Station genutzt wird, steht an, weil die Trafo-Station in den Weinhof verlegt werden soll.
Abriss aus heiterem Himmel
Doch dann driftete die Diskussion ab, als Christoph von der Heyden, einer der Mieter im Rathaus-Pavillon, nach der Zukunft dieses Gebäudes fragte, das im August 1963 und somit vor 60 Jahren fertiggestellt worden war. Architekt war der Hohenlimburger Herbert Krafft.
Als Stefanie Roth (Fachbereich Freiraum- und Grundordnungsplanung) ausführte, dass die Stadt offen darüber nachdenke, diesen abzureißen, fiel Nesan Tastan aus allen Wolken. Sie betreibt nämlich seit fast drei Jahren das Lenne-Backcafé im Pavillon. Mit viel Herzblut und auch mit privatem finanziellen Engagement, wie sie betonte. „Ich bin geschockt!“, konstatierte sie deshalb.
Stefanie Roth machte jedoch deutlich, dass InSEK-Fördermittel nicht für den Erhalt des Pavillons genutzt werden dürfen und die Stadt keine Eigenmittel besitze, eine notwendige Sanierung zu finanzieren. Da wollte Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann nicht mitspielen. „Die Bezirksvertretung hat beschlossen, den Rathaus-Pavillon unter Denkmalschutz zu stellen. Der soll bleiben.“
Ein Konfliktpunkt nach dem anderen
Und schon stand der nächste Konfliktpunkt im Raum, als Jochen Eisermann ausführte, dass Christoph Gerbersmann plane, 1,5 Millionen Euro aus dem InSEK-Programm für den Abriss des Richard-Römer-Lennebades für den Projektraum Lennebad (2027) abzuzwacken. „Darüber gibt es eine Verwaltungsvorlage.“
Weil aber nach einem Abriss, der mit Fördermitteln finanziert worden ist, mit dem Grundstück kein Geld verdient werden darf, könnte die freigewordene Fläche am Lennebad, so Dominik Uschdraweit (Fachbereich Stadtentwicklung), beispielsweise für einen Bolzplatz genutzt werden. Von einem potentiellen Investor, der dort bauen möchte, war keine Rede.
Zurück zur Innenstadt: „Es gibt Redebedarf“, konstatierte Andreas Beilein, der nach 120 äußerst kontrovers geführten Minuten einräumte, dass ihm das Problem der Immobilien-Heuschrecken an Freiheit- und der Herrenstraße nicht bekannt und er von anderen Voraussetzungen ausgegangen sei. „Hohenlimburg ist für uns Neuland.“
Veranstaltung vorzeitig verlassen
Das sorgte bei den Einzelhändlern, die schon seit vielen Jahren und somit bereits vor der wenig erfolgreichen Frank-Manfrahs-Ära (2018 bis 2022) auf immerwährende Probleme mit der in Berlin angesiedelten Immobilienagentur hingewiesen hatten, für eine nicht unerhebliche Verstimmung.
Diese Aussage zum „Neuland Hohenlimburg“ bekamen einige Teilnehmer des Info-Abends nicht mehr mit. Sie saßen zu diesem Zeitpunkt bereits im lauschigen Biergarten in der Innenstadt, um mit einem Kaltgetränk den Unmut über die vorangegangenen zwei Stunden hinunterzuspülen.