Hagen. Birgit Schmidt aus Hagen ist mit ihrem Hund von einem Wildschwein angegriffen worden. Der Schock sitzt bei ihr und ihrem Vierbeiner tief.
Als Birgit Schmidt kürzlich mit ihrer Hündin Paula in einem Waldabschnitt nahe der Schwarzwaldstraße in Hagen unterwegs war, traute sie im ersten Moment ihren Augen kaum: Gerade den Wald betreten, lief ihre Hündin noch entspannt ein paar Meter vor ihr – und dann tauchte plötzlich ein Wildschwein auf. „Es kam aus einem Gebüsch“, so berichtet sie, und attackierte ihren Hund Paula.
Ob es sich um einen Keiler oder eine Bache handelte, konnte die Frau aus Hagen nicht genau erkennen, zumal sie sich mit Wildschweinen allgemein auch nicht allzu gut auskennt: „Im Grunde habe ich nur diesen riesigen Kopf gesehen und mich dann sofort hinter einem Baum versteckt“, sagt Birgit Schmidt, die bei diesem schockierenden Spaziergang nur wenige Gehminuten von ihrem Wohnhaus entfernt unterwegs war.
Hündin erstarrt vor Angst
Rund zehn bis zwanzig Sekunden habe ein kurzer „Kampf“ zwischen ihrem Hund und dem Schwein gedauert. Wobei es weniger ein Kampf gewesen sein soll: „Paula stand eigentlich nur da und war in einer Art Schockstarre“, erinnert sich Schmidt, die hinter dem Baum stehend immer wieder einen Blick auf das Geschehen richtete, wenn auch nur vorsichtig: „Ich hatte ja selbst sehr große Angst“, sagt sie und ist sich sicher: „Wenn ich jetzt keinen Hund dabei gehabt hätte, dann hätte es bestimmt mich erwischt.“
Nachdem das Wildschwein vom Hund abgelassen hatte, schnappte sie sich ihren Vierbeiner und rannte nach Hause. Bis auf einen kräftigen Schock und zwei Wunden, die anschließend beim Tierarzt behandelt wurden, so erklärt Schmidt, habe ihre Hündin aber den Angriff am Ende verhältnismäßig glimpflich überstanden, „auch wenn sie ein paar Tage danach noch nicht ganz normal und etwas schreckhaft ist“.
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Zu viele Wildschweine? Nachbarschaft ist besorgt
Der Vorfall hat bei ihr jedenfalls nachhaltige Sorgen hinterlassen: „Man muss sich mal vorstellen, dass spielende Kinder in den Wald gehen und in so eine Situation geraten“, sagt Schmidt, die wie viele ihrer Nachbarn im Wohngebiet Halden die steigende Zahl an Begegnungen mit Wildschweinen besorgt zur Kenntnis nimmt.
Aber greifen Wildschweine Hunde überhaupt an? Der Hagener Jäger Georg Pieper hält das für absolut denkbar: „Es ist tatsächlich so, dass gerade eine Bache, die auf ihre Frischlinge aufpasst, bei jeder Begegnung sofort extrem aggressiv wird, von null auf hundert sozusagen. Da spielt dann keine Rolle, wer oder was ihr gegenüber steht, ob es sich um einen Hund, einen Menschen oder von mir aus einen Bären handelt“, sagt er. Die Bache tue alles, um ihren Nachwuchs zu schützen.
Ein „Boom“ der Wildschwein-Population
„Außerdem ist es so, dass Hunde immer viel schnüffeln und sehr neugierig ihre Umgebung erkunden, zudem haben sie meist einen Jagdinstinkt“, sagt Pieper. Diese Veranlagung mache eine Begegnung wie im besagten Fall durchaus möglich. Denn wie der Besitzer eines Jagdscheins weiter ausführt, gebe es bei der heimischen Wildschwein-Population einen regelrechten „Boom“. Wer einem Wildschwein begegnet, so rät er, sollte langsam zurückweichen und dann das Weite suchen.
Das Problem ist dabei alles andere als neu: Im Hagener Stadtteil Halden sorgten in den vergangenen Monaten immer wieder Wildschweine für Probleme. Mal traf es Anwohner und ihre Gärten, im Juni 2022 legte eine Bache mit ihren Frischlingen eine Zeit lang den Betrieb auf dem Schulhof der Karl-Ernst-Osthaus-Grundschule lahm. Besonders groß war der Ärger auch, als Wildschweine mehrfach auf dem Haldener Friedhof gewütet haben. Eine Bejagung ist laut Stadt Hagen in solchen Bereichen mit Wohnbebauung zu gefährlich und deshalb nicht möglich.
Schmidt ist dieser Umstand bekannt. Sie hält diese Erklärung aber für nur bedingt nachvollziehbar: „Es muss sich was tun“, findet sie. Sie mag sich kaum ausmalen, dass demnächst möglicherweise wirklich einem Menschen etwas passiert, wenn die Zahl der unangenehmen Begegnung im Wald weiter zunimmt: „Jetzt kann man sagen: Geh doch einfach nicht mehr in den Wald. Aber das kann ja auf lange Sicht auch keine Lösung sein“, sagt Schmidt.