Halden. Seit Wochen halten sich Wildschweine in Halden auf – Aktuell verwüsten sie immer wieder Grabstellen auf dem Friedhof. Zum Ärger der Angehörigen.
Wolfgang Simon steht vor der Grabstelle und schüttelt ratlos den Kopf. Zum mittlerweile siebten Mal hat er alles wieder hergerichtet. „Es ist zwecklos. Man muss doch etwas machen können, so geht es auf jeden Fall nicht weiter“, sagt der Hagener. Auf dem Haldener Friedhof, für den der Wirtschaftsbetrieb Hagen verantwortlich zeichnet, verwüsten Wildschweine aktuell immer wieder etliche Gräber. Sie graben den Boden um, hinterlassen zerstörte Beete und Wege. „Wortwörtlich: eine Schweinerei“, sagt Wolfgang Simon. Er und viele andere Betroffene sind hilflos. Und eine kurzfristige Lösung zeichnet sich nicht ab.
Die Wildschweine haben sich bereits vor einigen Monaten in Halden niedergelassen. Zunächst waren sie in Fley unterwegs, dann zogen sie nach und nach weiter Richtung Halden – hielten sich dort zunächst im Bereich des Spielplatzes Solingweg auf und zogen irgendwann weiter zum Schulhof der Grundschule. Vor den Sommerferien hatte die Schulleitung die Eltern und Schüler gewarnt, nicht den Aufgang am Ehrenmal zu nutzen und besonders vorsichtig zu sein. Das war im Juni. Noch eher, im Februar, hatte ein Wildschwein in Halden für Aufsehen gesorgt, als es sich auf einer Couch in einem Einfamilienhaus niederließ, das Wohnzimmer verwüstete und einen Polizeieinsatz auslöste.
Mehrere Wildschweine gesichtet
„Die Wildschweine wurden in der Zwischenzeit wohl noch einmal an der Schule gesichtet“, sagt Stadt-Sprecherin Franziska Michels auf Nachfrage der Redaktion mit Blick auf die vergangenen Wochen. Weitere Beobachtungen der Tiere im Bereich der Schule habe es nicht gegeben, kann die Stadt besorgte Eltern beruhigen. Vielmehr sind sie – es soll sich um eine, möglicherweise zwei Bachen mit mehreren Frischlingen handeln – nun zum Friedhof weitergezogen.
„Sie kommen meist frühmorgens oder spät am Abend. Jeden Tag ist etwas Neues kaputt. Die Tiere heben die gesamten bepflanzten Bereiche aus, teilweise bis zu einem halben Meter tief“, schildert Wolfgang Simon seine Beobachtungen aus den letzten Tagen. Er, und weitere Betroffene, die sich bei der Redaktion gemeldet haben, erhoffen sich eine Lösung. „Der Schaden liegt bestimmt schon im vierstelligen Bereich“, schätzt Simon, der mittlerweile fast jeden Tag herkommt. Und auf den Kosten für die Grabstellen bleiben die Angehörigen im Zweifelsfall selbst sitzen – die Flächen sind verpachtet und somit Privatsache.
Wildschweine in Halden: Zaun als einzige Option
Martin Kümper, Fachleiter Friedhofsunterhaltung beim Wirtschaftsbetrieb Hagen, weiß um das Problem: „Der Friedhof ist offen angelegt. Es ist das erste Mal, dass es auf diesem Friedhof in Halden zu derartigen Vorkommnissen kommt“, sagt er. Die Tiere zu bejagen – das betonte auch Stadtförster Martin Holl zuletzt mit Blick auf die Wildschweine in Halden – sei aufgrund der engen Bebauung des Gebiets, es handelt sich um einen verpachteten Jagdbezirk, ausgeschlossen. Auch das Einfangen der Tiere sei zu gefährlich und mit zu vielen Unwägbarkeiten verbunden. An Vergrämungsmittel hätten sich viele Wildschweine bereits gewöhnt und würden diese einfach ignorieren.
„Es ist ein komplexes Thema – viele Fragen sind, auch für uns, noch offen. Die einzige Möglichkeit aus unser Sicht wäre es, das Gebiet einzuzäunen – aber auch das wäre nicht kurzfristig umsetzbar“, sagt Kümper, der hofft, dass die Wildschweine bald weiterziehen und die Probleme sich damit von alleine erledigen. Wissen tue das aber niemand: „Wir wollen uns hier kurzfristig zu dem Thema beratschlagen.“
Also gilt erst einmal: abwarten.