Halden. Der Ärger um wütende Wildschweine in Halden geht in die nächste Runde. Jetzt hat es Ralf und Anita Götte erwischt. Die beiden sind frustriert.
Die Temperaturen steigen und bei vielen Hagenern ist der Garten schon lange sommerfest: Das sonnige Wetter wollten Ralf und Anita Götte zu Beginn der Woche in ihrem heimischen Gartenidyll, das direkt an einen Wald grenzt, genießen. Doch am frühen Dienstagmorgen entdeckten die beiden Rentner aus Halden gleich mehrere Wildschweine, die nicht nur sie in Angst versetzten.
Denn die Göttes besitzen gemeinsam mit ihrem Nachbarn eine Schafswiese, die direkt an ihr Grundstück grenzt und auf der fünf solcher Paarhufer untergebracht sind. „Die rannten den ganzen Morgen panisch herum“, erinnert sich Ralf Götte. Wie die Wildschweine, darunter offenkundig eine Bache mit mehreren Frischlingen, in ihren Garten gekommen waren, haben sie dann später gemerkt.
Das gesamte Grundstück ist nämlich eingezäunt. Wo der Wald ans Grundstück grenzt, hat der 76-Jährige sogar zuletzt den Zaun um Baustahlmatten ergänzt. Doch alle Sicherheitsvorkehrungen, die die Anwohner ergriffen haben, haben in diesem Fall nicht geholfen. An zwei Stellen, so bemerkten die Göttes im Laufe des Morgens, ist jeweils eine Zaunlatte beschädigt worden. An diesen beiden Stellen müssen die Wildschweine auf das Grundstück gelangt sein.
Wildschweine können aggressiv werden
Im Garten haben die Schweine dann gewütet und zum Beispiel ein Blumenbeet umgegraben. Allein das bedeutet nicht nur viel Arbeit und Ärger, vor allem für Sorge und Angst hat das Geschehen am Morgen bei den Göttes gesorgt, als sie den Wildschweinen im Garten begegneten. „Diese Tiere können ja sehr aggressiv und gefährlich sein“, sagt Götte: „Ich hatte vor allem Angst um unsere Schafe. Wenn denen etwas passiert wäre, dann wäre das noch das Letzte gewesen“.
Tatsächlich sind, so steht es auf der Website der Deutschen Wildtierstiftung, Wildschweine Allesfresser. Schafe stehen aber nicht auf dem Speiseplan der Allesfresser. Die Göttes hatten vielmehr die Sorge, dass ihre Schafe sich den Frischlingen nähern - und von der Bach attackiert werden könnten. Den Paarhufern der Göttes, so erzählen sie, sei aber nichts passiert.
Problem ist „nur“ fürs Erste gelöst
Losgeworden sind die Göttes den unerwünschten Besuch jedenfalls durch die Hilfe eines Försters der Stadt Hagen, der noch am selben Tag anrückte und die Wildschweine dann mit Futter vom Grundstück gelockt hat. Damit ist das Problem zwar erstmal gelöst, aber langfristig haben die Göttes kaum Gewissheit, dass Wildschweine nicht wieder einen Weg auf ihr Grundstück finden.
Sie fühlen sich mit dem Problem alleingelassen – und das ist kein Einzelfall. „Man weiß jetzt gar nicht, was man machen soll“, sagt Ralf Götte, der eben schon viele Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hat und nun davon ausgeht, dass so etwas demnächst wieder passieren könnte. Sie wünschen sich, dass die Wildschweine zum Beispiel betäubt und in ein Wildgehege gebracht werden, zur Not sollte auch eine Bejagung eine Option sein, wenn sonst nichts hilft.
Bejagung ist in der Nähe von Wohngebieten nicht möglich
Zur Erinnerung: Im Hagener Stadtteil Halden sorgten im vergangenen Jahr immer wieder Wildschweine für Probleme. Mal traf es Anwohner und ihre Gärten, im Juni 2022 legte eine Bache mit ihren Frischlingen eine Zeit lang den Betrieb auf dem Schulhof der Karl-Ernst-Osthaus-Grundschule lahm. Besonders groß war der Ärger auch, als Wildschweine mehrfach auf dem Haldener Friedhof gewütet haben.
Eine Bejagung oder Betäubung, so erklärte zuletzt vor rund einem Jahr Stadtförster Martin Holl, sei in solchen Bereichen mit Wohnbebauung jedenfalls zu gefährlich und deshalb nicht möglich. Dieser Grundsatz gilt auch Stand heute noch. Den Göttes reicht diese Aussage aber nicht. „Die Stadt Hagen macht nichts, um dieses Problem zu lösen. Es müsste sich jetzt endlich mal was tun“, findet Ralf Götte. Die Haldener würden stattdessen mit der Problematik alleine gelassen.