Hohenlimburg. Henrike Bekaan (18) aus Hohenlimburg hat gerade erst ihr Abitur gemacht. Schon sucht sie eine neue Herausforderung. Eine besonders große.
Henrike Bekaan (18) sagt von sich selbst, sie sei ein Mensch, der Herausforderungen suche. Und wie anders als eine Herausforderung will man es denn bezeichnen, dass die Abiturientin des Gymnasiums Hohenlimburg Ende August nach Namibia zieht, in eine Stadt namens Ongwediva, von der hierzulande vermutlich die wenigsten Menschen je etwas gehört haben. „Das ist auf jeden Fall eine größere Herausforderung als das Abitur“, lacht die junge Frau aus Hohenlimburg.
Eben noch die Schulbank gedrückt, bald selbst als Pädagogin tätig – Henrike Bekaan wird in Ongwediva als Sportlehrerin an einer Schule für blinde und taubstumme Menschen tätig sein. Es ist der Wunsch, anderen Menschen etwas von der Freude und der Lust am Sport, die sie selbst als Leistungsschwimmerin beim SV Hagen 94 erlebt hat, zu vermitteln: „Ich spreche zwar Englisch, und mit Englisch werde ich mich auch in Namibia durchschlagen können. Aber Sport benötigt im Grunde keine Sprache, Sport verbindet auch so.“
Beziehungen zwischen den Staaten belastet
Ihr internationales Freiwilligenjahr absolviert Henrike mit Unterstützung des ASC Göttingen, einer Organisation, die Erfahrung damit hat, junge Menschen in die ganze Welt zu entsenden. Ihr Gast-Land durfte sich Henrike allerdings selbst aussuchen – dass sie sich für Namibia entschieden hat, liegt nicht zuletzt an der exotischen Ausstrahlung dieses Landes in der südwestlichen Ecke des afrikanischen Kontinents: „Namibia hat mich schon immer fasziniert. Aber ich denke, man kann das Land ganz anders kennenlernen, wenn man dort lebt, als das auf einer touristischen Reise jemals möglich wäre.“
Dass Namibia zu Zeiten von Kaiser Wilhelm deutsche Kolonie war und es dort zu einem Völkermord kam, der die Beziehungen zwischen den beiden Staaten bis heute belastet, weiß Henrike Bekaan natürlich. Doch sie möchte den Menschen auf Augenhöhe begegnen und wendet sich demonstrativ gegen jede Form von Überheblichkeit: „Ich fahre ja nicht dorthin, um die Welt zu verbessern. Ich will den jungen Menschen über den Sport etwas mitgeben, das sie weiterbringt im Leben.“
Viele wilde Tiere in Namibia
Nun ist Ongwediva, auch wenn es aus europäischer Perspektive weitab vom Schuss liegt, kein gottverlassenes Nest. Es gibt dort nicht nur Förderschulen, sondern auch ein Krankenhaus, ein Kino und sogar ein Freibad – für eine Schwimmerin ein besonders bedeutsamer Teil der Infrastruktur. Nur an Sonderpädagogen mangelt es, so dass der Sportunterricht an der örtlichen Schule für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung zumeist von Freiwilligen erteilt wird.
In den Schulferien und an langen Wochenenden will Henrike Bekaan die reizvolle Natur des Landes, die für ihren Wildbestand, zu dem Giraffen, Löwen und Büffel gehören, berühmt ist, erkunden; wenn sich die Gelegenheit ergibt, möchte sie gern auf Safari gehen.
Henrike lädt zum Unterstützungskonzert
Bis auf ein Taschengeld wird die Hohenlimburgerin, die zurzeit im Seilerseebad in Iserlohn jobbt, für ihre Arbeit in Ongwediva nicht bezahlt, wenngleich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung den größten Teil der Kosten für Flug, Unterkunft und Auslands-Krankenversicherung übernimmt. Doch Henrike ist gehalten, mindestens 2800 Euro beizusteuern, sonst kann der ASC Göttingen das Programm „Weltwärts“ nicht kostendeckend betreiben.
Alle Freiwilligen sollen ihre Reise deshalb durch Spenden mitfinanzieren. Henrike Bekaan lädt am Donnerstag, 8. Juni, um 18 Uhr zu einem Benefizkonzert in die evangelische Stiftskirche Elsey ein. Dort spielen Beate Sobicsinsky-Brandt, Martina Voppel und Rüdiger Brandt, allesamt ehemalige Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Hagen, Werke von Bach, Haydn, Debussy u.a.
Statt Eintritts wird eine Spendenbox herumgereicht, der Erlös kommt ausschließlich dem Programm „Weltwärts“ bzw. dem Projekt von Henrike Bekaan zugute.