Breckerfeld. Der Ennepe-Ruhr-Kreis will gegen die Motorrad-Unfälle auf der Prioreier Straße in Breckerfeld vorgehen. Das sind die Maßnahmen.
Raser-Videos in den sozialen Netzwerken, mehrer Unfälle mit Schwerverletzten, dazu Anwohner, die sich durch den ständigen Motorrad-Lärm an den Wochenenden und in den Abendstunden gestört fühlen – der Ennepe-Ruhr-Kreis will an der Prioreier Straße in Breckerfeld handeln. Das hat Verkehrsdezernent Michael Schäfer („Wir werden nicht warten, bis weitere schlimme Unfälle passieren“) gegenüber unserer Zeitung angekündigt.
Nach einer Diskussion mit den Experten der Unfallkommission des Kreises, in der Vertreter der Polizei, der Bezirksregierung und von Straßen NRW zusammenkommen, schwebt Schäfer ein mehrstufiges Maßnahmenkonzept vor: „Ziel ist es, die Prioreier Straße für Motorradfahrer so unattraktiv wie möglich zu gestalten“, so der Verkehrsdezernent, „In einem ersten Schritt werden wir den Parkplatz sperren. Die Schilder kommen weg, Straßen NRW sperrt die Zufahrt.“
Motorradfahrer drehen Videos
Mitarbeiter des Kreises seien vor Ort gewesen und hätten sich ein Bild gemacht. „Dort stehen Dutzende Motorradfahrer, drehen Videos und schauen anderen dabei zu, wie sie durch die Kurven fahren“, sagt Michael Schäfer. Von einer Applauskurve ist unter den Motorradfahrern die Rede.
Ob und wie diese Maßnahme wirke, wolle man innerhalb der nächsten acht Wochen beobachten. „Wenn wir feststellen, dass das nichts gebracht hat, werden wir die Strecke temporär für Motorradfahrer sperren“, so Schäfer weiter. Bringe auch das keinen Erfolg, so sei man bereit, den Abschnitt wieder komplett für Motorräder zu schließen.
Gericht hob Sperrung für Motorräder auf
Eine Sperrung, die über Jahrzehnte gegolten hatte, war erst im letzten Sommer vom Verwaltungsgericht Arnsberg aufgehoben worden. Ein Motorradfahrer hatte erfolgreich dagegen geklagt. Seither gilt auf dem Abschnitt zwischen dem Volmetal und der Hansestadt: Freie Fahrt auch für Motorräder. Mit allen Konsequenzen: mit Unfällen und mit erheblich mehr Lärm für Anwohner.
Ein Tempolimit auf dem Abschnitt, auf dem theoretisch 100 Stundenkilometer erlaubt sind, kommt für Schäfer nicht in Frage. „Die Experten der Unfallkommission haben berichtet, dass das andernorts wirkungslos verpufft ist. Die Motorradfahrer halten sich dort nicht daran. Und weil in den Kurven die Geschwindigkeit nicht gemessen werden kann, sind die Sanktionsmöglichkeiten begrenzt.“
CDU-Fraktion fordert erneute Sperrung für Motorradfahrer
Gleichzeitig müsse man auch beachten, welche Mittel verhältnismäßig und letztlich auch rechtlich umsetzbar seien. „Gerichte haben zuletzt immer wieder gefragt, ob denn wirklich andere Maßnahmen auch ausgeschöpft worden seien, bevor eine Sperrung veranlasst worden ist“, so Schäfer, der den Kreis mit einem abgestuften Vorgehen auf der sicheren Seite sieht.
Einen Schritt weiter will die CDU-Fraktion im Kreistag gehen. „Die Situation ist nicht länger hinnehmbar“, sagt Klaus Baumann, Kreistagsabgeordneter und lange Jahre Bürgermeister von Breckerfeld. „Der Ennepe-Ruhr-Kreis möge sich umgehend dafür einsetzen, dass die L 701 von Hagen-Priorei bis Breckerfeld – Einmündung Ostring – wieder für Motorräder gesperrt wird“, heißt es in einem Antrag, den Baumann für die Fraktion geschrieben hat. Und weiter: „Sollte dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich sein, ist es aus Sicht der CDU-Kreistagsfraktion unbedingt erforderlich, in den Kurvenbereichen und an anderen Gefahrenstellen eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Motorräder mit 30 km/h anzuordnen.“ Darüber hinaus regt die CDU an, die Aktion „LeiseBiker“ mit ins Boot zu holen.
Unfälle sollen verhindert werden
„Mit diesem Antrag sollen weitere schwere Unfälle in Zukunft verhindert werden“, sagt Baumann. „Man muss die Fahrer auch vor sich selbst schützen.“ Für die Anwohner wiederum sei der Motorradlärm teilweise unerträglich geworden. Auch hier halte man zum Schutz der Anlieger die beantragten Maßnahmen für dringend erforderlich, zumal die Landstraßen und damit auch deren Anwohner allesamt durch die Sperrung der der A-45-Rahmetalbrücke zusätzlich belastet seien.