Hagen. Ein innovatives Konzept soll gleich mehrere Häuser in Hagen beheizen. Wie man in Wehringhausen Wärme aus Abwasser gewinnt.
Das Konzept klingt so verlockend und so simpel, dass man es in Zeiten, in denen Preise durch die Decke schießen, kaum glauben mag: Wärme aus dem Abwasserkanal direkt vor der Haustür.
Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG), eine Tochter der Stadt Hagen, will diese ökologische Art der Energiegewinnung jetzt umsetzen. In den ehemaligen Schrottimmobilien an Wehringhauser Straße und Bodelschwinghplatz, die die Stadttochter einst aufgekauft und dann saniert hat.
„Wärme aus Abwasser“ nennt die HEG das Pilotprojekt. Das Prinzip: In den Kanal wird ein Wärmetauscher gelegt. Das dann elf Grad warme Wasser wird zu einer Wärmepumpe geleitet. Von dort aus wiederum fließt es mit einer Temperatur, die zwischen 40 und 70 Grad liegt, in die Immobilien. 30 bis 50 Grad warmes Wasser fließt aus den Häusern zurück in Richtung Wärmepumpe und wird wiederum mit einer Temperatur von sechs Grad in den Kanal eingespeist.
Große Wärmepumpe für mehrere Häuser
„Wir nutzen eine große Wärmepumpe, mit der wir mehrere Häuser ansteuern“, sagt Patrick Bänsch, Diplom-Ingenieur und Prokurist bei der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft, „den Strom, den die Wärmepumpe benötigt, wollen wir über eine Photovoltaikanlage gewinnen. Die Kosten dafür ermitteln wir gerade.“
Dass der Kanal in der Wehringhauser Straße geeignet ist, hat die HEG bereits von Experten untersuchen lassen. Auf einer Strecke, die an vier Häuserfassaden zwischen der Hausnummer 53 und dem Bodelschwinghplatz entlang führt, wird der Wärmetauscher eingebracht.
Die Wärmepumpe wiederum entsteht auf einem der Hinterhöfe. Der gesamte Häuserblock zwischen Minervastraße und Bodelschwinghplatz kann so beheizt und mit Warmwasser versorgt werden.
Häuser mit Fußbodenheizung nachgerüstet
„Am Ende brauchen wir in den Gebäuden, die übrigens mit Fußbodenheizung ausgestattet sind, keine Gasbrennwertthermen mehr. So erzielen wir eine optimale Ausnutzung alternativer Wärmegewinnung und erreichen gleichzeitig eine bestmögliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes“, sagt Bänsch und hebt aus seiner Sicht einen weiteren Vorteil hervor: „Durch den hohen Anteil an regenerativen Energien können wir in diesen Häusern Pauschalmieten anbieten.“ Darüber hinaus mache ein solches Projekt auch etwas mit dem Image des Wohnquartiers.
Dabei ist „Abwasser durch Wärme“ längst nicht das einzige Projekt, das die HEG im Stadtteil vorantreiben will. Im oberen Wehringhausen hat die Stadttochter zwei heruntergekommene Mehrfamilienhäuser an der Eugen-Richter erworben, ebenfalls saniert und bietet dort möblierte Zimmer zu einem kleinen Kurs für Studenten an.
HEG hat 31 Immobilien gekauft
Insgesamt hat die HEG in den letzten Jahren 31 Immobilien – die allermeisten davon in einem miserablen Zustand – erworben. „Unser Ziel ist es, immer wieder Leuchtturmprojekte an den Start zu bringen“, so Patrick Bänsch. „Dabei haben wir nicht nur ganze Wohnblöcke neu gestaltet, sondern auch die Innenhöfe, bei denen es sich oft um regelrechte Angsträume gehandelt hat.“ Die Themen „Urban Gardening“ und „Spielplätze“ spielen da eine Rolle.
Generell, so Bänsch, sei man bei der HEG dabei, das Thema Erschließung von Baugebieten, das in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt sei, zurückzufahren: „Stattdessen werden wir einen Schwerpunkt auf Problemimmobilien setzen und neben Wehringhausen auch in anderen Stadtteilen aktiver werden.“