Hagen. Eine Tochter der Stadt Hagen saniert in Wehringhausen Schrottimmobilien. In den sanierten Häusern können Studenten günstig wohnen.
Der Laptop steht ausgeklappt auf dem Tisch. Und Aryna Dzmitryieva lässt die Finger über die Tastatur fliegen. Es ist ihre Abschlussarbeit, und die meiste Zeit des Tages ist sie tief darin versunken. Dann gibt es die Momente, in denen sie kurz innehalten kann. Sie blickt dann aus dem Fenster und genießt den Ausblick auf den Berg gegenüber, auf den Kuhlerkamp.
Aryna Dzmitryieva, Studentin an der Fernuni Hagen, ist die erste, die hier eingezogen ist. Hier, in das Mehrfamilienhaus an der Eugen-Richter-Straße, das bis vor kurzem noch eine Schrottimmobilie war, in die sich vermutlich niemand verirrt hätte. Dieses Haus, das um die Jahrhundertwende in Hagen erbaut worden ist, ist jetzt ein Zuhause für junge Menschen, die in der Ausbildung, in der Schule oder im Studium stecken. Die HEG (Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft) hat das Gebäude dazu gemacht.
350 Euro Miete pro Zimmer
Es ist ein in dieser Form wohl außergewöhnliches Projekt, das die Stadttochter gleich in drei Häusern umsetzt. Die runtergekommenen Häuser wurden für relativ kleines Geld aufgekauft, wurden und werden saniert, in die Wohnungen für WGs aufgeteilt, die Zimmer möbliert und mit dem wichtigsten Inventar ausgestattet und dann vermietet. Für 350 Euro inklusive aller Nebenkosten (Strom, Wasser, Wärme, Internet).
Dabei liegt der Fokus auf jungen Menschen, die unmittelbar in der Nachbarschaft studieren – und auf den mehr als 1000 Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Polizei in Kückelhausen, die sich in modernen Gebäuden befindet, die ebenfalls der HEG gehören. Damit schließt sich ein Kreis.
Zukunft der Fachhochschule in der Schwebe
Die Stadttochter aber investiert, obwohl die Zukunft der Fachhochschule in der Schwebe hängt. Denn die gliedert sich in die Abteilungen Bielefeld, Münster, Duisburg, Gelsenkirchen und Köln, die ab 2026 an wenigen Standorten zentralisiert werden sollen. Hagen ist nach den Planungen der Landesregierung nicht darunter.
„Wir sind bereit, in die Fachhochschule selbst, aber eben auch in das studentische Wohnen zu investieren“, erklärt Hans-Joachim Bihs, Geschäftsführer der HEG, „wir wollen den Standort so attraktiv wie möglich gestalten, damit er doch noch eine Zukunft hat.“
Wohnen mitten im Stadtteil
Ein Ansinnen, bei dem Bihs und der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg, gleichzeitig Vorsitzender des Fördervereins der Fachhochschule, an einem Strang ziehen. „Es ist stark, dass es hier in Wehringhausen gelungen ist, die Häuser zu erhalten, zu sanieren und damit sogar mindestens eine schwarze Null zu schreiben“, sagt Jörg, der darauf verweist, dass der Stadtteil den Studenten viele Möglichkeiten biete. „Es gibt die Pelmke, bis zum Theater und in die Innenstadt ist es nicht weit, Bahnhof- und S-Bahnhof sind in der Nähe und ganz schnell ist man im Wald, mitten im Grünen.“
Die HEG erhält den Ursprung der historischen Häuser, wo immer das möglich ist. Die alten Stufen im Treppenhaus, in mehr als 100 Jahren ein wenig ausgetreten, sind abgeschliffen und neu geölt worden. In den Wohnungen wird zwischen einem vorgelagerten Holzständerwerk von innen gedämmt, damit auch die Fassade ihren einstigen Charme nicht verliert. Das wiederum gibt Raum, um Leitungen und Kabel zu verlegen. Und obwohl auch der Fußboden durch eine Heizung erhöht wird, behalten die rund vier Meter hohen Zimmer ihren Altbaucharakter.
Zimmer können online gebucht werden
38 Zimmer, die über ein App oder online (www.buchung.heg-hagen.de) gemietet werden können, gibt es bald. Ein weiteres Haus an derselben Straße hat die HEG zusätzlich erworben. „Die Mindestmietdauer liegt bei vier Wochen und kann dann verlängert werden“, erklärt Bihs das Modell. Der Mietvertrag kann online heruntergeladen werden.
Geheizt werden die Häuser über Wärmepumpen, eine Fußbodenheizung ist verlegt, auf dem Dach gibt es Photovoltaikanlagen. Die Förderung für alle energetischen Maßnahmen liegt bei 250.000 Euro durch die KfW – pro Haus. „Den Hinterhof der beiden Häuser werden wir noch herrichten“, sagt Patrick Bänsch, Prokurist bei der HEG, „das kann im Sommer ein richtig schöner Treffpunkt für die Studenten werden.“
Gut eingerichtet und viel Platz
Für Studenten wie den ehemaligen Soldaten David Mirsch, der aus Höxter stammt und sein Studium an der Fachhochschule im Januar aufgenommen hat, um sich zum Verwaltungsfachangestellten ausbilden zu lassen. „Die Zimmer hier sind optimal“, sagt er, „sie sind gut eingerichtet, man hat viel Platz.“ Und bis zur Fachhochschule sind es zum Glück nur ein paar Schritte.