Wehringhausen. Wie in den großen Uni-Städten: In Wehringhausen gehen jetzt 19 Studenten-Zimmer in die Vermietung. Wie das Konzept funktioniert:
Wir stehen in der Eugen-Richter-Straße. Und für viele symbolisiert diese Straße den Anfang von allem Übel in Wehringhausen und es werden Erinnerung wach, als die Stadt hier mehrere Häuser aufgrund der fürchterlichen Zustände für unbewohnbar erklärte. Was aber alles danach passierte – und was sich auch weiterhin hier tut, das haben viele hingegen aus dem Blick verloren. Ein Ausriss an dieser Stelle: die Hausnummer 94. „Problemimmobilie“. Oder jetzt: Ex-Problemimmobilie.
Davon, dass der Zustand hier mal so schlimm gewesen ist, dass das Haus als „unbewohnbar“ galt, ist eigentlich nichts mehr zu sehen. Vielmehr sind hier moderne Studenten-Wohngemeinschaften auf mehreren Etagen entstanden. „Die Bauarbeiten sind abgeschlossen, jetzt starten wir in die Vermarktung – und dann können die Wohnungen auch relativ schnell bezogen werden“, sagt Patrick Bänsch, Prokurist bei der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft, der mittlerweile mehr als 30 Immobilien hier im Quartier gehören und die mit Projekten wie diesen dem Viertel ein neues Gesicht und ein besseres Image verpassen wollen. So werden diverse Häuser – auch entlang der Wehringhauser Straße – derzeit renoviert und dann neu vermietet. Dieses Haus ist also nur ein Mosaikstein in einem Projekt, das viel größer ist als das. Weil sich das ganze Viertel wieder zum Positiven wandeln soll.
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Wohnungen sind voll möbliert
Aber jetzt ein Blick auf das Projekt, das sicherlich besonders – und mit Blick auf die Zahl der Studierenden in Hagen, für die so etwas interessant sein dürfte, nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. „In diesem Haus haben wir 19 Studenten-Zimmer. Es gibt eine 2er-WG im Erdgeschoss sowie weitere 4er-WGs in den oberen Etagen. Im Erdgeschoss gibt es außerdem noch ein Einzelzimmer“, gibt Bänsch Einblicke. Alle Wohnungen sind voll ausgestattet. Heißt: Die Zimmer sind möbliert, es gibt eine Küche, Besteck, Putzutensilien, Waschmaschinen, Trockner. „Eigentlich brauchen die Studenten nur noch ihre Anziehsachen und Bettbezüge mitbringen“, sagt Bänsch und lacht.
Die Wohnungen sind hell, geräumig – mit hohen Fenstern, modernen Venylböden, alle Wohnungen verfügen über Balkone, alle Etagen über eine moderne Fußbodenheizung sowie innenliegende Fassadendämmungen. „Hinter dem Haus befindet sich zudem noch ein geräumiger Hinterhof, der jetzt umgestaltet wird. Dort soll ein Aufenthaltsort mit Grillplatz entstehen, der von den Bewohnern genutzt werden kann“, sagt Bänsch. Auch von den potenziellen Nachbarn, die im nächsten Jahr in der Hausnummer 92 direkt nebenan einziehen könnten: „Hier laufen aktuell die Entkernungsarbeiten. Hier sind weitere Studenten-Wohnungen geplant“, sagt Bänsch.
Studenten bezahlen Pauschalpreise
Für die Zimmer wird ein Pauschalbetrag von 350 Euro pro Monat fällig – wie man bei Urlauben sagen würde: All Inclusive. „Also Wlan, Strom – auf dem Dach ist eine PV-Anlage angebracht, die Energie wird direkt eingespeist – sind da schon eingerechnet“, so Bänsch. Und anders als sonst bei Mietwohnungen üblich ist die Mietdauer flexibel. „Es gibt eine Mindestmietdauer von vier Wochen. Dann können die Studentinnen und Studenten, je nachdem, wie lange die Wohnung gebraucht wird, flexibel entscheiden“, sagt Bänsch.
Er sieht vor allem das Potenzial, die Studierenden der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV) – die Immobilie gehört der HEG – hier unterzubringen, da der Studienort von der Eugen-Richter-Straße aus fußläufig zu erreichen ist und viele Studenten aus umliegenden Städten einpendeln. „Sie leiden enorm unter der aktuellen A45-Situation“, spiegelt Bänsch seine Erfahrungen aus zurückliegenden Gesprächen. Das Interesse ist also da.
Gleichwohl sollen auch Studenten anderer Hochschulen in die Immobilie einziehen können – vorausgesetzt wird eine Immatrikulationsbescheinigung. „Man kann sich ganz einfach bei uns online registrieren und es wird auch alles digital abgewickelt“, erklärt Bänsch, der hofft, dass das Angebot in Hagen auf eine entsprechende Nachfrage trifft. „Sollte das Konzept der beiden Häuser funktionieren, gibt es auch die Idee und Option, noch ein weiteres Haus an der Straße nach diesem Konzept umzubauen (78a)“, sagt Bänsch. „Das bringt junges Leben hier ins Quartier – und ist für Wehringhausen sicher eine gute Sache“, sagt Bänsch. Das Quartier wandelt sich. Und Projekte wie dieses machen diesen Wandel mit aus.