Hagen. Eine Initiative möchte die Idee von einer grünen Brücke in Altenhagen vorantreiben. Sie könnte eine Attraktion werden, die viele Besucher anlockt
Sie sind keine Brücken-Fetischisten. Sie sind auch keine Traumtänzer, sagt Klaus Hirschberg. Er ist einer von jenen fünf Hagenern, die sich mit ihrem Initiativkreis für die Idee der Grünen Brücke in Altenhagen stark machen und das Projekt zur Diskussion in die Öffentlichkeit rücken möchten. „Wir wissen, dass dieses Projekt an viele Bedingungen geknüpft ist, die erst noch überprüft werden müssen“, sagt er im gleichen Zug. Zum Beispiel, wie eine Verkehrsführung ohne den Betonkoloss „Ebene 2“ funktionieren könnte und ob sie als solche in ihrer Funktion überhaupt verzichtbar wäre. Ein erstes Gutachten hat das ergeben. Aber die Verkehrsflüsse ändern sich – eine erneute Überprüfung in der Zukunft wäre nötig. „Die Entscheidung wird letztlich an anderer Stelle getroffen. Aber das Projekt sollte von Anfang an in der Stadtgesellschaft mitdiskutiert werden.“
Auf den allerersten Blick mögen viele den Kopf schütteln, die Idee von Baudezernent Henning Keune für unrealistisch halten. Vielleicht wird es am Ende nichts – all das ist noch möglich. „Die Idee selbst ist aber faszinierend und visionär, eine Stadt braucht Sehenswürdigkeiten, um Menschen anzulocken. Ein solcher Brückenpark wäre eine solche Sehenswürdigkeit. In anderen Städten sieht man, dass es klappen kann“, betont Dr. Bernhard Kühmel. Beispiele für Brückenparks zum Flanieren gebe es neben der Highline in New York in zahlreichen Städten, unter anderem Hamburg, Paris oder mit dem Skygarden in Seoul.
Appell: Das Projekt „Brückenpark“ ernstnehmen
Jetzt ist Hagen nicht New York und auch nicht Paris. „Aber so ein Projekt wäre imageprägend. Die Aussicht über die Stadt ist toll“, hebt Kühmel hervor. Zunächst aber würden immer erst Bedenken laut. Wie soll der Verkehr fließen? Wer kümmert sich um die Brücke? Und wer zahlt das überhaupt – „Bedenken sind legitim“, sagt das Mitglied des Initiativkreises bei einer ersten Vortrags- und Diskussionsrunde zum Projekt in der Volkshochschule, zu der auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger erschienen sind. Man wolle aber zunächst einmal appellieren, das Projekt ernstzunehmen und nicht sofort als Spinnerei abzutun.
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Eine weitere Idee, die der Initiativkreis nun vorantreiben möchte, ist ein großes Brückenfest im kommenden oder übernächsten Jahr, wie es einst ein Fest im Jahr 2010 gab. Der Direktor des Osthaus-Museums, Dr. Tayfun Belgin, erzählt: „Damals hatten die Organisatoren aus dem Kulturbüro der Stadt großen Mut zu einer genialen Veranstaltung. Es wurde ein autofreier Sonntag initiiert, und die Brücke wurde begehbar gemacht. Die Stadtteile haben sich vereinigt.“
Auf diesem Weg könnte man das sichtbar machen, was ein solcher Brückenpark den Bürgerinnen und Bürgern bieten würde – wie er die verschiedensten Teile der Stadt auch miteinander verbinden kann. Parallel möchte Künstler Clemens Weiss im Herbst mit Jugendlichen aus dem Viertel ein Kunstprojekt umsetzen, das ihr Leben in Altenhagen reflektiert. Auch er wirbt dafür, sich zunächst einmal auf die Idee einzulassen: „Bei dem Betonkoloss ist das schwierig, aber man muss sich einfach mal vorstellen, was so ein Park dort bewirken könnte“, wirbt auch er für die Idee der Stadtverwaltung, die aus Sicht des Initiativkreises das gesamte Viertel und Wohnumfeld aufwerten könnte – und parallel auch neue Menschen nach Altenhagen ziehen würde.
Stadtteilpark auf der Altenhagener Brücke: Wie geht es weiter?
Der Zeithorizont hingegen ist noch lang – die Hagener Politik hatte sich zwar schon dafür ausgesprochen, im Zuge der dringenden Erneuerungen der Fuhrparkbrücke und Eckeseyer Brücke auf den Anschluss der Ebene 2 zu verzichten und die Verkehrsströme auf der B 54 anders zu managen. Aufgrund eines komplexen Planverfahrens könnten die Hagener aber frühestens in mehreren Jahren mit dem Neubau der Fuhrparkbrücke rechnen, in ungefähr neun Jahren, wenn überhaupt, ginge es dann auch um die Ebene 2. Zudem muss vorab ein neues Gutachten erstellt werden, ob der Verkehr ohne die zweite Ebene funktioniert. Auch bis die Planungen in der Hagener Politik und Bürgerversammlungen starten können, werden also noch viele Jahre ins Land ziehen.
Das möchte der Initiativkreis aber nicht als Entschuldigung dafür nehmen, das Thema bis dahin ruhen zu lassen. Ein Glasmodell der Brücke, gefertigt von Künstler Clemens Weiss, soll nun noch einmal im Osthaus-Museum ausgestellt werden – wie bereits im vergangenen Jahr. Parallel laufen die Überlegungen zu möglichen Brückenfesten auf der Ebene 2. Als Vorgeschmack auf das, was in ferner Zukunft vielleicht einmal Realität werden könnte.