Hagen. Bei der Fashion Revolution Week geht es um Öko-Mode, Vintage-Trends und Kleidertauschpartys. So sieht das Programm in Hagen aus.
Öko-Mode und Fair-Trade-Accessoires sind verstaubt und etwas für Schlappentreter und Körnerfresser? Dass diese Ansicht überholt und stock-konservativ ist, dürfte den meisten Menschen längst klar sein. Öko-Designer werden auf Fashion-Events gefeiert, und Nachhaltigkeit ist mittlerweile nicht mehr nur ein sperriges Wort. All diese Themen werden gebündelt und griffig präsentiert auf der „Hagener Fashion Revolution Week“.
Weltweite Kampagnenwoche
Vom 20. bis 30. April findet die Kampagnenwoche statt, die weltweit Tausende Modeaktivistinnen und Modeaktivisten zusammenführt. „Natürlich beteiligt sich Hagen an der Woche, schließlich sind wir doch auch seit zehn Jahren ,Fair Trade Town’“, unterstreicht Claudia Eckhoff. Sie ist Mitarbeiterin des Allerwelthauses und Regionalpromotorin des Eine-Welt-Netzes NRW. Eine Kleidertauschparty, ein Upcycling-Schmuck-Workshop, eine Führung zum Thema Textilfabrik Elbers und etliches mehr stellen acht Institutionen, die sich an der Aktionswoche beteiligen, auf die Beine.
Katastrophe in Bangladesh liegt zehn Jahre zurück
Zum Hintergrund: Vor zehn Jahren – am 24. April 2013 – stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh ein. Bei der Katastrophe starben rund 1100 Menschen, weitere 2500 wurden verletzt, viele von ihnen waren junge Frauen. Auch für deutsche Modemarken wurde in der Fabrik gefertigt. Obwohl die Risiken bekannt waren, wurden die Arbeiterinnen und Arbeiter gezwungen, in dem Gebäude zu arbeiten. Ein Jahr nach dem Einsturz der Textilfabrik wurde von Modeunternehmen der Bangladesh Accord unterschrieben – ein Abkommen für Gebäudesicherheit und Feuerschutz in dem südasiatischen Land. Besagtes Abkommen hat seitdem die Arbeitssituation vieler Millionen Beschäftigter verbessert.
„Doch das Abkommen läuft im Oktober aus und es steht zu befürchten, dass es viele Modeunternehmen nicht verlängern werden. Wir müssen etwas dagegen unternehmen, dass zu den alten, lebensgefährlichen Standards zurückgekehrt wird“, sagt Claudia Eckhoff mit besorgter Stimme und fährt fort: „Auch deshalb beteiligt sich Hagen an der Fashion Revolution Week.“
Modeaspekte aus verschiedenen Zeiten
Los geht es am Freitag, 21. April, mit der Führung über das Gelände der früheren Textildruckerei Elbers. „Ich greife Modeaspekte aus verschiedenen Zeiten in unserer Stadt auf“, erklärt Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff, der die Führung (bereits ausgebucht!) anbietet.
Beliebtes Secondhand-Event
Einen Tag später lädt Rebecca Berger-Fischer vom Bund deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) zur Kleidertauschparty in die Villa Post an der Wehringhauser Straße 38 ein. „Das Secondhand-Event ist besonders bei jungen Leuten total angesagt“, weiß Rebecca Berger-Fischer und ergänzt: „Mit dem Thema Mode kann man gerade bei Jugendlichen gut ansetzen, um ihr Interesse für Nachhaltigkeit, Tauschaktionen und Öko-Mode zu wecken.“
Es sei schließlich auch bequemer, von 15 bis 18 Uhr zur Kleidertauschparty zu gehen, als morgens früh zu einem Trödelmarkt zu fahren und dort auch noch Standgebühr zahlen zu müssen, „außerdem ist der Vintage-Style total in“, lächelt die junge BDKJ-lerin.
Schmuck aus PET-Flaschen
Wie man Schmuck aus PET-Flaschen, Drehverschlüssen oder Kronkorken selbst bastelt, zeigt die Künstlerin Marga Neuhaus in einem Upcycling-Workshop am Dienstag, 23. April, in der Villa Post. Und Ingrid Klatte, Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale, zeigt parallel dazu, wie man Kleidung sichtbar repariert – und das ohne Nähmaschen. Ingrid Klatte lächelt, „wenn zum Beispiel von einem Pullover hartnäckige Flecken nicht zu entfernen sind, kann man mit einem Glitzerfaden darüber nähen, das sieht richtig edel aus. Und wenn die geliebte Jeans ungewollt einen Riss hat, näht man einfach mit einem dekorativen Faden ein Stück Stoff darunter“.
Nähere Informationen:
Nähere Infos zur Fashion Revolution Week gibt’s unter www.fashionrevolutiongermany.de. Wissenswertes zur lokalen Veranstaltung finden Interessierte auf der Seite der Stadt Hagen unter www.stadt-hagen.de .
Hagen darf sich seit zehn Jahren „Fairtrade Town“ nennen. Um den Titel behalten zu dürfen, muss die Stadt alle zwei Jahre ihre Bemühungen rund um fair gehandelte Produkte und Umweltschutz nachweisen. 700 Städte in ganz Deutschland tragen den Titel „Fairtrade Town“.