Herdecke/Hagen/Paris. Die Herdeckerin Marlene Braach kam schon viel ‘rum. Die 26-Jährige gründete ein eigenes Mode-Label und arbeitet in einem Pariser Auktionshaus.

Ihr erst Anfang des Jahres gegründetes Kleinunternehmen will sie auf jeden Fall weiter führen, auch wenn sie vor zwei Wochen eine feste Zusage für einen Job in einem Pariser Auktionshaus erhalten hat. Für die junge Designerin Marlene Braach läuft es richtig gut. Endlich wieder.

Die gebürtige Herdeckerin, die in Hagen ihre Kindheit und Jugend verbracht, auf der Ricarda-Huch-Schule ihr Abi gemacht und dann in verschiedenen Ländern gelebt hat, war – wie so viele Kreative – durch Corona ausgebremst.

2019/20 hat Marlene Braach in Paris „Internationalen Kunsthandel“ studiert, dann breitete sich die Pandemie aus und die junge Frau kam zurück nach Deutschland, zog wieder bei ihren Eltern ein. „Ich hab’ mich um zig Stellen, zum Beispiel als Galerie-Assistentin, beworben, doch ohne Erfolg“, blickt die 26-Jährige zurück. „Dann gründe ich eben mein eigenes kleines Unternehmen“, habe sie daraufhin im September 2020 mit einer Mischung­ aus Trotz und Stolz zu sich selbst gesagt und ihre Selbstständigkeit vorbereitet, im Januar 2021 war alles in trockenen Tüchern­, „ich hab’ ein Gewerbe angemeldet, Blanko-T-Shirts bestellt und die Werbetrommel für mein Label­ Zaë gerührt.“

Doch der Weg dorthin war lang und spannend: 2014, nach dem Abi, hat Marlene ein Auslandsjahr in Frankreich eingelegt, „in Montpellier hab’ ich gekellnert, meine Sprachkenntnisse verbessert, einen Kunstkurs belegt und verrückte Street-Art-Künstler kennengelernt.“

Lieblinge für den Namen

Mit Marlene Braach befreundete Street-Art-Künstler aus Montpellier haben ihr erklärt, wie viele Graffiti-Künstler zu ihrem Namen gekommen sind: „Du schreibst das Alphabet auf, umkreist deine Lieblingsbuchstaben und stellst dir daraus im Scribble-Prinzip deinen Namen oder den Namen für dein Label zusammen.“

Marlenes Lieblingsbuchstaben sind A, E und Z; ihr Label heißt deshalb Zaë.

Ein mit einem Pantherkopf bedrucktes Zaë-T-Shirt kostet 39 Euro, eins mit Bestickung 25 Euro.

Danach hat sie an der Fachhochschule in Dortmund International Business studiert, „in das Studium war ein Aufenthalt in Neuseeland eingebettet“, blickt Marlene zurück. In Neuseeland hat sie wiederum nebenher noch in einer zeitgenössischen Kunstgalerie gejobbt. 2018 kehrte sie kurz nach Deutschland zurück, um dann ein halbjähriges Praktikum in Brüssel im Bereich­ „Internationaler Kunsthandel“ zu machen, „danach studierte ich in Paris, und dann kam der Lockdown“, lässt Marlene ihre spannenden Auslandsjahre Revue passieren.

Aber wie kam sie dann auf die Idee, sich als T-Shirt-Designerin selbstständig zu machen? Marlene lacht: „Meine Mutter ist Grafik-Designerin, mein Vater Malermeister, ich zeichne, seit ich denken kann.“ In Montpellier hat sie viele Porträts gezeichnet, irgendwann hat sie sich als Logo für ihr Label Zaë für einen Pantherkopf entschieden, „weil Raubtiere so ästhetisch und elegant wirken.“

Siebdruckkurs in Brüssel belegt

Sie liebe es, sagt Marlene, mit einem Pinsel Farbe auf Stoffe aufzutragen, also zum Beispiel T-Shirts zu bemalen. Während ihres Praktikums in Brüssel habe sie einen Siebdruckkurs belegt, „eine tolle, aber aufwendige Technik.“ Daher schickt Marlene ihre Designs­ für ihre T-Shirts zu einer kleinen Siebdruckfirma in Holland, „und in einer Firma in Mülheim werden meine T-Shirts mit bestimmten Motiven bestickt.“ Für Shirts, die sie selbst bemalt, verwendet sie auf Acryl basierende Textilfarbe­, neue T-Shirts bestellt sie in Bio-Baumwolle und bei Garderobe, die sie in Second-Hand-Läden oder auf Trödelmärkten aufstöbert, achtet sie darauf, dass die Stücke in Deutschland produziert worden sind.

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Wie Marlene ihre T-Shirts vermarktet? Zum Beispiel über ihre Website www.zae-design.com. Und über Mundpropaganda. So hat ihr eine Freundin von einem Bekannten namens Dennis erzählt. „Ich hab’ zu Dennis, der coole Skate-Fotos und -Videos macht, Kontakt aufgenommen. Er hat daraufhin seine­ Kumpel gefragt, ob sie Lust hätten, meine T-Shirts für ein Foto-Shooting beim Street-Skaten zu tragen.“ Oder Marlenes Stammfriseur am Märkischen Ring: „Ich bitte ihn, ein paar meiner Designer-T-Shirts bei sich im Salon auszustellen und zu verkaufen. Er sagt bestimmt nicht nein.“

Aber jetzt die Stelle in der Digital-Abteilung eines Auktionshauses in Paris: „Die konnte ich natürlich nicht ausschlagen.“ Für drei Monate kann Marlene vorerst in einem Zimmer eines Bekannten in der Metropole wohnen. Dank eines negativen PCR-Tests und eines Arbeitsvertrages ihres französischen Arbeitgebers in der Tasche konnte die 26-Jährige vor wenigen Tagen problemlos nach Paris einreisen, „doch mein Label Zaë, das werde ich nicht fallen lassen.“