Hagen-Wehringhausen. Wie Hagens bekannter Öko-Designer Prakash an einen Auftrag der Pariser Luxusmarke Chloé gekommen ist und was Unicef damit zu tun hat.

Er würde es niemals zugeben, aber er ist schon mächtig stolz: Chandra Prakash Jha (Prakash), Öko-Designer aus Hagen, arbeitet zum ersten Mal mit der französischen Luxusmarke Chloé im Rahmen eines Unicef-Projektes zusammen. Prakash stellt einen Schal, den Motive der Künstlerin Natascha Ramsay-Levi zieren, für Chloé auf seiner Seidenfarm in Indien her.

Der Unicef-Schal soll die Gleichstellung der Geschlechter fördern und wurde speziell für jugendliche Mädchen kreiert, um sich an ihrem künftigen Arbeitsplatz zu profilieren

Mit Deutschem Nachhaltigkeitspreis Design 2021 ausgezeichnet

Wie der Kontakt zur Pariser Modefirma Chloé zustande gekommen ist? „Durch eine gute, vor Jahren geknüpfte Verbindung“, erzählt der Grüne-Mode-Designer, der vor kurzem erst mit seinem eigenen Modelabel Cocccon den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design 2021 gewonnen hat.

Der Unicef-Schal soll die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Prakash lässt ihn auf einer Seidenfarm in Indien produzieren.
Der Unicef-Schal soll die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Prakash lässt ihn auf einer Seidenfarm in Indien produzieren. © Prakash

„2012 habe ich auf der Green Fashion­ Week in Berlin Catharina Occia kennengelernt. Die Italienerin setzte sich schon damals für fairen Handel ein und hatte ihr eigenes privates Schmucklabel ,See me‘ gegründet“, blickt Prakash zurück. Man habe lockeren Kontakt gehalten und sich schließlich vor zwei Jahren auf der Messe Smart Creation in Paris wiedergetroffen. „Mittlerweile ist Catharina bei Chloé als Nachhaltigkeits-Managerin angestellt und wir sind sofort in erste Planungen rund um die Themen Fair Trade und Nachhaltigkeit eingestiegen“, erzählt der 43-Jährige enthusiastisch. Das Ergebnis – der Unicef-Schal – liegt nun vor. . .

Für Grüne Mode früher belächelt

Vor einigen Jahren, als Prakash schon auf Grüne Mode gesetzt hat, wurde er belächelt, „das hat sich geändert, und auch das Bewusstsein vieler Menschen in puncto ökologischer Kleidung hat sich geändert.“ Außerdem sei der politische Druck auf Hersteller enorm erhöht und es seien strenge Umweltvorgaben erlassen worden.

Aber zurück zum Chloé-Schal mit Unicef-Botschaft: Dass der Hagener Designer als Produzent ausgewählt wurde, basiert zum einen auf seiner Freundschaft zu Catharina Occia, zum anderen darauf, dass sein Modelabel Cocccon Mitglied in der World Fair Trade Organization (WFTO) ist.

Seidenfarm in Indien

Zur Erklärung: Der 43-Jährige hat in Indien eine konventionelle Seidenfarm in eine biologische umgewandelt, auf der die Verarbeitung in einem umweltfreundlichen Verfahren erfolgt. Dieses System benötigt weniger Wasser und keine Chemikalien. „Viele meiner Kreationen, auch der Chloé-Schal, werden aus gewaltfreier Bio-Seide hergestellt. Gewaltfrei deshalb, da für die Produktion keine Raupen getötet werden“, erklärt Prakash, der normalerweise zwei- bis dreimal pro Jahr seine indische Heimat – den Bundesstaat Jharkhand – besucht und sich mit seinen Beschäftigten auf der Seidenfarm austauscht. „Jetzt, in Coronazeiten, läuft leider alles nur per Videokonferenz“, sagt der Modeexperte.

Der Schal mit Motiven der „Schwesterngeste des Händchenhaltens“ (die Motive symbolisieren Mädchen, die anderen Mädchen helfen, vorwärts zu kommen) ist seit März auf dem Markt und wird in großer Stückzahl produziert. Das modische Accessoire kostet 120 Euro; der Großteil des Verkaufserlöses geht an das Kinderhilfswerk Unicef.

In Indien und Italien Modedesign studiert

Chloé ist ein 1952 gegründetes französisches Modehaus, das nicht nur Designer-Garderobe, sondern auch Accessoires, Schuhe und Parfum anbietet.

Unicef ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen; es setzt sich weltweit für die Rechte von Kindern ein.

Chandra Prakash Jha (Prakash) hat in Indien und Italien Modedesign studiert. Seit 2008 lebt der gebürtige Inder in Deutschland.

Sein Atelier befindet sich in Wehringhausen in der Lange Straße 22.

Mit seinem Modelabel Cocccon hat er in letzter Zeit einige Preise, u.a. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 Design, gewonnen.

Die drei Cs in der Mitte des Begriffs Cocccon stehen für „creativity can care“. Prakash erläuternd: „Meine Designs haben keine­ negativen Auswirkungen auf Menschen und Ökologie.“ So entwirft der 43-Jährige zum Beispiel auch Kleidung, die aus PET-Flaschen oder Tetra Pak hergestellt wird.

Der Mädchenschal kann online bei chloé.com bestellt oder weltweit in Chloé-Boutiquen gekauft werden. „Zum Beispiel gibt es den Schal in Düsseldorf auf der Königsallee in einem Chloé-Store im Shopping-Center Kö-Bogen“, sagt Prakash.

Nachhaltigkeits-Gedanke ist ihm wichtig

Reich werde er durch die Kooperation mit Chloé und Unicef nicht, doch er sei stolz, auf diesem Wege den Gedanken der Nachhaltigkeit weltweit weiter zu tragen, „außerdem haben meine Mitarbeiter auf der Seidenfarm durch den Auftrag eine sichere Beschäftigung und ich kann sie fair entlohnen.“

300 Mitarbeiter beschäftigt Prakash in Jharkhand, die Hälfte davon sind Frauen. „Bei mir sind Näherinnen im Einsatz und es arbeiten Leute in der Spinnerei und Weberei.“

Ob die Zusammenarbeit mit der Pariser Luxusmarke Chloé künftig um weitere Cocccon-Designer-­
Stü­cke­ aufgestockt wird? Prakash wirkt ein wenig verlegen: „Das Mädchenschal-Projekt ist vorerst auf zwei Jahre ausgerichtet. Aber ich bin mit Chloé im Gespräch für weitere Produkte. Mehr darf ich derzeit noch nicht verraten, die Vertragsbedingungen samt Verschwiegenheitsklausel sind sehr streng.“