Hagen. Der Hagener Öko-Designer Prakash hat sich ein zweites Standbein zugelegt. Was sich hinter Green IT verbirgt und was er von Bio-Zertifikaten hält.
Hagens bekannter Öko-Modedesigner Chandra Prakash Jha, kurz Prakash genannt, hat sich ein zweites Standbein zugelegt. Der 44-Jährige hat ein Start-up gegründet, in dem es um grüne Technologien geht. Das Unternehmen heißt „FFBS – Fashion for Bio-diversity solutions“.
Nachhaltige Garderobe
„Vereinfach gesagt, geht es um eine Plattform, die textiles Rohmaterial sichtbar und rückverfolgbar macht“, erklärt Prakash. Ihm geht es darum, dass Modeanbieter, die nachhaltige Garderobe verkaufen möchten, auch sicher sein können, dass diese auch tatsächlich auf Öko-Basis hergestellt worden ist. „Es gibt etliche Bio-Siegel, doch nicht alle sind seriös. Ich möchte ehrliche Bauern unterstützen, damit sie sicher gehen können, dass sie nicht auf manipulierte Daten hereinfallen.“
Dazu hat Prakash mit einem Bekannten – einem Satelliten-Experten – ein Programm entwickelt, das Bodenproben und deren Datensätze überprüft. „Es geht um den Kreislauf vom Bauernhof bis zur Kleiderfertigung“, erklärt der 44-Jährige, der sich seit vielen Jahren in Hagen nicht nur dem Designen von Kleidung widmet, sondern sich auch um Nachhaltigkeit und Umweltpolitik kümmert.
Modebranche als Umweltverschmutzer
Zum Hintergrund: „Die Modebranche ist eine der größten Umweltverschmutzer der Welt und ist Mitverursacher der Klimakrise“, resümiert Prakash.
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Die Modeindustrie trage derzeit zu zehn Prozent der gesamten Kohlenstoffemissionen bei und sei für ein Fünftel der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich.“
IT-Messe in Berlin im Juni
Prakash weiter: „Jahrelang ist es den Modeunternehmen nicht gelungen, die nachhaltigen Praktiken in der gesamten Lieferkette zu kontrollieren und die Herkunft der Rohstoffe zurückzuverfolgen“, bemängelt der Umweltschützer. Das will er – wenn auch in kleinen Schritten – ändern: „Am 22. Juni ist eine IT-Messe in Berlin, sie heißt Green-TEC, dort stelle ich mein Produkt vor.“
Der Öko-Designer, der sich häufig in der Metropole Berlin aufhält, besucht dort etliche Start-up-Events, um Kontakte zu knüpfen und Investoren kennen zu lernen, „ein gut funktionierendes Netzwerk ist unbezahlbar“.
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Berlin ist ein dankbares Pflaster
Überhaupt sei Berlin ein dankbares Pflaster für Gründer und Pioniere. Doch er, Prakash, wolle Hagen als Standort seines Business nicht aufgeben, „wenn es hier auch schwierig ist, geeignete und erschwingliche Büroflächen zu finden“, bedauert er. Zwar würde vielerorts von Co-Working-Stätten und Start-up-Projekten gesprochen, doch in der Realität sei es schwierig, hier Fuß zu fassen mit neuen Ideen.
Atelier in der Lange Straße 22
Chandra Prakash Jha (Prakash) wurde 1977 in Indien geboren und hat dann später in Indien und Italien Modedesign studiert.
Seit 2008 lebt der gebürtige Inder in Deutschland. Sein Atelier befindet sich in Hagen-Wehringhausen in der Lange Straße 22. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mit seinem Modelabel Cocccon hat er bereits einige Preise, u.a. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 Design, gewonnen.
Die drei Cs in der Mitte des Begriffs Cocccon stehen für „creativity can care“. Prakash erläuternd: „Meine Designs haben keine negativen Auswirkungen auf Menschen und Ökologie.“
So entwirft der 44-Jährige zum Beispiel auch Kleidung, die aus PET-Flaschen oder Tetra Pak hergestellt wird.
Aber zurück zu seiner neu gegründeten Firma: Die GmbH FFBS bietet Modemarken ein einfach zu bedienendes Dashboard für die Rückverfolgung im Textilkreislauf an. Auf besagtem Datenmonitor werden der Weg von Modeartikeln visualisiert und ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt bewertet. „Ich stehe noch am Anfang, aber ich hoffe, dass ich auf der Green-TEC Partner und Kunden finde.“
Foto-Shooting im Museum
Themenwechsel: Corona und die Pandemie haben die Modebranche und somit auch Designer Prakash ziemlich ausgebremst. „Es gab keine Live-Fashion-Shows, nur einige wenige digitale Veranstaltungen“, sagt der Hagener Öko-Designer. An was er sich aber gern zurück erinnert? „Im September hab’ ich ein Foto-Shooting im Emil-Schumacher-Museum gemacht. Die Fotos hab’ ich dann im Oktober auf der digitalen Indian-Fashion-Week präsentiert.“