Haspe. Die Zukunft der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Kückelhausen steht auf der Kippe. Doch die Stadt kämpft um den Standort.

Hat die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV NRW), an der fast 1000 Studierende fürs Berufsleben fit gemacht werden, am Standort Hagen über das Jahr 2025 hinaus noch eine Zukunft? Zurzeit wird hinter den Kulissen auf allen politischen Ebenen versucht, durch intensive Lobbyarbeit, aber auch eine bauliche Attraktivierung der architektonisch markanten Immobilie im Gewerbepark Kückelhausen die moderne Außenstelle des Hochschulnetzwerks zu bewahren.

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Die HSPV-Führung um Präsident Martin Bornträger verfolgt die Strategie, angesichts des starken Anstiegs der Studentenzahlen aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen die derzeitigen Standorte wieder zusammenzulegen und in jeder der künftig vorhandenen fünf Abteilungen in Bielefeld, Münster, Duisburg, Gelsenkirchen und Köln nur noch einen Studienort vorzuhalten. Hagen zählt zurzeit noch gemeinsam mit Herne und Dortmund zur Abteilung Gelsenkirchen, die einschließlich der Zentralverwaltung jetzt zusammengelegt werden sollen. Als künftige Sitze, so bestätigt das NRW-Innenministerium in einer Antwort auf eine Anfrage des Hagener Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg (SPD), seien Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Dortmund im Gespräch. „Hagen kommt als neuer Standort für die Abteilung Gelsenkirchen nicht mehr in Betracht“, so die Landesregierung.

Kreishandwerkerschaft soll verkaufen

Eine Festlegung, mit der man sich in Hagen längst noch nicht abfinden möchte. Daher wird gerade in internen Zirkeln an einem Drehbuch gefeilt, wie Hagen auch über das Jahr 2025 hinaus – bis dahin werden aus Sicht des Landes die Kursräume definitiv noch benötigt – unverzichtbar bliebt. Oberbürgermeister Erik O. Schulz bestätigt, mit HSPV-Präsident Bornträger bereits „ein gutes Gespräch“ geführt zu haben. „Ich habe gemeinsam mit den Bürgermeistern aus Südwestfalen die klare Erwartungshaltung, dass Hagen – über die Bestandsgarantie bis ins Jahr 2025 hinaus – ein strategisch wichtiger Standort bleibt.“ Entsprechend gelte es jetzt, den Standort attraktiv zu halten und während der nächsten fünf Jahre aus der Region heraus entsprechende Lobbyarbeit zu leisten.

Aktuell 12.200 Studierende an zehn Standorten

An der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) absolvieren zurzeit NRW-weit an zehn Studienorten (Aachen, Bielefeld, Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Köln, Münster und Mülheim an der Ruhr) mehr als 12.200 Studierende ein duales Studium, das sie für eine berufliche Tätigkeit (Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt) bei der Polizei, der Landesverwaltung, der Kommunalverwaltung und der Rentenversicherung vorbereitet.

Die HSPV NRW bietet insgesamt sechs Bachelorstudiengänge an: Staatlicher Verwaltungsdienst – Allgemeine Verwaltung (LL.B.), Polizeivollzugsdienst (B.A.), Kommunaler Verwaltungsdienst – Allgemeine Verwaltung (LL.B.), Kommunaler Verwaltungsdienst – Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre (B.A.), Rentenversicherung (LL.B.) und Verwaltungsinformatik (B.A.). Des Weiteren bietet die HSPV NRW einen eigenen Masterstudiengang, den Master of Public Management (MPM), an.

Für den künftigen Zentralsitz ist ein Komplex mit etwa 20.000 Quadratmetern Nutzfläche angedacht. Dort sollen die Hochschulleitung und die Zentralverwaltung untergebracht werden. Zudem soll der künftige, moderne Hochschulcampus Platz für etwa 4500 Studierende bieten. Eine Zahl die angesichts der Gesamtstudierendenzahl bereits deutlich macht, dass weitere Dependancen benötigt werden.

Die ebenfalls um ihre etablierte Bildungsstätte ringende Stadt Gelsenkirchen hat bereits über kommunale Tochterunternehmen einen ersten Entwurf für einen Campus erstellen lassen, dessen Herzstück ein elfgeschossiges Hochhaus bildet. Das Investitionsvolumen liegt im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

2700 Quadratmeter der insgesamt 4800 Quadratmeter großen Immobilie zwischen Eugen-Richter Straße und Konrad-Adenauer-Ring gehören neuerdings der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) unter der Regie von Geschäftsführer Hans-Joachim Bihs, der diesen Teil gerade erst für 2,5 Millionen Euro der finanziell strauchelnden Hagen-Agentur abgekauft hat. Der übrige Teil ist noch im Besitz der Kreishandwerkerschaft Hagen, die wiederum Teile der Flächen an die Agentur-Mark untervermietet hat.

Kreishandwerkerschaft und Agentur-Mark müssten in ihren angestammten Räumen an der Handwerkerstraße Platz machen, um dort den ausreichenden Platz für einen Hochschulstandort mit Zukunftsperspektive zu schaffen.
Kreishandwerkerschaft und Agentur-Mark müssten in ihren angestammten Räumen an der Handwerkerstraße Platz machen, um dort den ausreichenden Platz für einen Hochschulstandort mit Zukunftsperspektive zu schaffen. © WP | Michael Kleinrensing

Die Grundidee für die langfristige Zukunft des Objektes, die bereits im Vorstand der Kreishandwerkerschaft andiskutiert wurde, besteht darin, beide Hälften unter HEG-Regie zusammenzuführen und – nach maßgeschneiderten baulichen Modifikationen – der künftigen HSPV langfristig als Außenposten für den südwestfälischen Raum schmackhaft zu machen. Denn der künftige Zentralsitz der Abteilung Gelsenkirchen – wo auch immer dieser platziert sein wird – dürfte kaum so üppig dimensioniert werden, dass die aktuell außergewöhnlich hohe Zahl an Studierenden dort komplett unterkommt.

Daher macht es mit Blick auf die geburtenstarken Jahrgänge, die in den nächsten Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand gehen, dort erhebliche Lücken reißen und somit einen erhöhten Ausbildungsbedarf erfordern, aus Hagener Sicht durchaus Sinn, hier einen weiteren Standort zu erhalten. Dieser könnte nicht bloß die Bedarfsspitzen abfangen, sondern würde zugleich die Erreichbarkeit für die Studenten aus dem Raum zwischen Ruhrgebiet und hessischer Landesgrenze erheblich verbessern. „Für diesen Kurs sollten wir schnellstens Klarheit schaffen“, möchte Wolfgang Jörg parteiübergreifend mit seinen Landtagskollegen aus dem Raum Südwestfalen ebenfalls für diese Lösung werben und die verkehrsgeografische Positionierung des Standortes in Hagen herausarbeiten: „Ich bin optimistisch, dass uns das gelingt.“

Studenten-WGs in der Nachbarschaft

Positive Signale gibt es ebenfalls von der Kreishandwerkerschaft: „Wir möchten der Stadt hier behilflich sein, indem man beispielsweise ein paar Möbel verrückt, aber dennoch am Standort verbleibt“, signalisiert Geschäftsführer Michael Plohmann nicht bloß Verhandlungsbereitschaft für einen Verkauf. Zugleich gibt es nach Informationen der Stadtredaktion Überlegungen, dass die Kreishandwerkerschaft mit ihrem Sitz ins benachbarte Teamwerker-Haus – ebenfalls an der so geschätzten Handwerkerstraße gelegen – umzieht, und diese Schau- und Präsentationsimmobile maßgeschneidert erweitert. „Wir befinden uns hier in anfänglichen Gesprächen“, bestätigt HEG-Geschäftsführer Bihs und betont zugleich, dass bis zum Jahresende Entscheidungen getroffen werden müssten.

Gleichzeitig hebt er hervor, dass er in direkter Nachbarschaft ja die Mehrfamilienhäuser Eugen-Richter-Straße 92 und 94 erworben habe, die ideal geeignet seien, um dort WG-Wohnungen für HSPV-Studenten herzurichten, was den Standort zusätzlich attraktiv mache. Offen ist derweil noch, wohin die Agentur-Mark mit ihren etwa 30 Beschäftigten und den erforderlichen Seminarräumen künftig umgesiedelt werden könnte. Freiflächen diesen Zuschnitts sind in Hagen jedoch keine Mangelware. Beispielsweise könnten durch eine Konzentration der Hochschule im Gewerbepark Kückelhausen ja die zwischenzeitlich angemieteten HSPV-Ausweichflächen auf dem Stadtwerk-Areal an der Rehstraße zum Agentur-Mark-Sitz werden.