Wehringhausen. Fehlende Kita-Plätze: In Wehringhausen und im Bahnhofsviertel ist der Druck wegen der Zuwanderung hoch. Die neue Kita könnte dieses Jahr starten:

130 Kinder sollen in dem ehemaligen Küchenstudio gegenüber der „Bohne“ in Wehringhausen schon bald betreut werden können: Mit der geplanten, neuen Kita will die Stadtverwaltung etwas Druck aus der ziemlich angespannten Betreuungssituation nehmen. Denn: „Zurzeit sind etwa 800 Kinder ohne einen adäquaten Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung. Besonders angespannt ist die Situation im Stadtbezirk Hagen-Mitte und hier noch einmal besonders im Bereich Wehringhausen und dem Bahnhofsviertel“, schildert die Verwaltung die Problemlage.

In den letzten Jahren waren in Hagen die Kinderzahlen vor allem auch bedingt durch den anhaltenden Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund angestiegen. Parallel rechnet man im Rathaus damit, dass die Geburtenrate in den nächsten Jahren weiter ansteigen und damit ein noch größerer Bedarf an Betreuungsplätzen entstehen wird. Dem könne „nur durch ein massives Kita-Ausbauprogramm begegnet werden“, so die Stadt.

Die 1500 Quadratmeter große Immobilie, die sich schon seit 2018 im Eigentum der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) befindet und saniert wird, soll Platz für insgesamt sieben Gruppen bieten. Eine Inbetriebnahme, so hieß es zuletzt im WBH-Verwaltungsrat, sei sogar noch in diesem Jahr realistisch.

Viele Familien mit mehreren Kindern

Zum Hintergrund: Im Bereich Unteres Wehringhausen/Bahnhofsviertel leben laut Stadtverwaltung viele kinderreiche Familien – um genau zu sein läge der Anteil der Haushalte mit drei oder mehr Kindern überdurchschnittlich hoch, bei rund 28 Prozent. Mehr als die Hälfte der Kinder unter sechs Jahren (rund 54 Prozent) lebe zudem in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft nach SGB II, also in der Grundsicherung. Erschwerend hinzu kommt: Fast 80 Prozent der Kinder hätten einen Migrationshintergrund, gerade in den letzten Jahren hätten sich nämlich vorwiegend Familien aus Südosteuropa in Wehringhausen niedergelassen.

„Für eine chancengleiche Entwicklung dieser Kinder ist die frühzeitige Integration in das deutsche Bildungssystem auch vor dem Hintergrund der zusätzlichen Sprachproblematik von wesentlicher Bedeutung. Hier kann durch die schnelle Realisierung der Kita Wehringhauser Straße Abhilfe geschaffen werden“, erklärt der Fachbereich Jugend und Soziales dazu. Parallel dazu soll die neue Kita aber auch eine Alternative für Familien vom Kuhlerkamp darstellen: Dort gibt es zwar zwei Kitas mit insgesamt 113 Betreuungsplätzen (davon 32 U 3), diese könnten den Bedarf aber längst nicht mehr vollumfänglich decken, zumal auch am Kuhlerkamp in der letzten Zeit ein verstärkter Zuzug neuer Familien beobachtet werde.

Positive Auswirkungen auf Struktur im Viertel

Von der neuen Kita erhoffen sich die Planer zusätzliche, positive Veränderungen für das Quartier, das von vielen als Problemviertel gesehen wird und immer wieder negativ im Fokus stand: „Das Quartier um die ,Bohne’, das als besonders strukturarm gilt, wird durch die neue Kita aufgewertet.“ Auch vermeintliche Angsträume würden dadurch entschärft. Die HEG hatte bereits in den letzten Jahren in diesem Bereich rund 30 Immobilien gekauft und sukzessive in die Sanierung der Objekte investiert, um den Strukturwandel weiter voranzutreiben.

Mit einem positiven Beschluss aus der Politik könnte das Projekt unmittelbar in die Umsetzung gehen und noch in diesem Jahr eröffnen.