Altenhagen. 2008 wurden Visionen entworfen, wie sich Altenhagen bis 2020 entwickeln soll. Ein Blick auf die Realität zeigt: Kaum etwas wurde umgesetzt.

Altenhagen ist durch die Silvesternacht in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und damit auch die Frage, warum sich die Situation im Stadtteil in den Jahren immer weiter verschlechtert hat – selbst Innenminister Herbert Reul sah sich zuletzt dazu berufen, dem Stadtteil einen Besuch abzustatten.

Dabei gab es einst über Jahre ein Programm, ähnlich wie jetzt in Wehringhausen, das soziale und strukturelle Probleme in den Blick nahm – und gegensteuern sollte. Die Aufnahme Altenhagens in das Programmgebiet „Soziale Stadt“ erfolgte im Dezember 1998. 2008 lief es aus und aufgrund einer fehlenden Finanzierung konnte das ehrenamtliche Engagement von Bürgern aus dem Stadtteil hauptamtlich „nicht durch die Stadt koordiniert werden.“

Damals, so waren sich die Beteiligten aber einig, wurden in einem „Verstetigungsworkshop“, initiiert vom Bürgerbüro, Visionen festgelegt, wie Altenhagen sich bis zum Jahr 2020 entwickeln soll. Man verständigte sich darauf, dass das Stadtteilforum Altenhagen den Verstetigungsprozess hauptverantwortlich begleiten soll. Die BV Hagen-Mitte und die Stadt hatten dabei ihre Unterstützung zugesagt. Jetzt ist es zweieinhalb Jahre später. Und ein Blick auf die Realität zeigt: Geworden ist aus den meisten Ideen nichts.

Stadtteilforum tagt nicht mehr

Das Stadtteilforum scheint derweil so gut wie von der Bildfläche verschwunden zu sein: „Das Stadtteilforum hat bis 2020 regelmäßig getagt. Es gab ein Sprecherteam, welches die Sitzungen vorbereitet hat, die Geschäftsführung lag auch nach Projektende zunächst beim Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Hagen bzw. einem Mitarbeiter der Bezirksjugendarbeit. Später wurde sie an die Aktiven aus dem Stadtteil übergeben“, heißt es dazu von der Stadt auf Anfrage der Redaktion.

Coronabedingt hätten dann ab 2020 keine Sitzungen mehr stattgefunden. „Das Sprechergremium existiert unserer Kenntnis nach momentan nicht mehr“, so Clara Treude. „Das Angebot des Fachbereichs Jugend und Soziales, die Reaktivierung des Stadtteilforums zu begleiten, ist weiterhin da. Der Fachbereich Jugend und Soziales stand und steht mit vielen der unterschiedlichen haupt- und ehrenamtlichen Akteure aus dem Stadtteil im Austausch und in guter Zusammenarbeit.“

Verkehr, Zusammenleben und Immobilien im Fokus

Aber zurück zu den einst entworfenen Visionen, die maßgeblich für die weitere Entwicklung des Stadtteils stehen sollten. Dabei standen vor allem die Themen Verkehr/Zusammenleben/Familien/Wohnungseigentum im Fokus. Ein Blick auf die Inhalte zeigt, dass aus vielen Ideen bis heute nichts wurde:

1. Das Zentrum Altenhagens ist eine verkehrsfreie Zone. Zwar kann die Stadt keine detaillierten Auskünfte geben, da der Prozess im Rathaus nicht hauptamtlich begleitet wurde, gibt aber zumindest für diesen Punkt den Hinweis, „dass die Alleestraße inzwischen verkehrsberuhigt ist.“

Die Alleestraße gilt als verkehrsberuhigt. Eine verkehrsfreie Zone gibt es im Zentrum Altenhagens bis heute aber nicht.
Die Alleestraße gilt als verkehrsberuhigt. Eine verkehrsfreie Zone gibt es im Zentrum Altenhagens bis heute aber nicht. © WP | Michael Kleinrensing

2. Der ÖPNV ist perfektioniert, ein Befahren ist nur mit Elektroautos möglich.

3. Dienstleistungszentren bieten jeglichen Service für ältere Menschen und Familien

4. Einrichtung von 3-Generationen-Häusern

5. Schaffung eines Gesundheitszentrums zur Beratung und Versorgung der Bürger

6. Ausbau der Innenhöfe zu Treffpunkten, z.B Cafés, Biergärten etc.

7. Einrichtung eines Internationalen Kulturhauses zum Entdecken/Erlernen von Sprachen und Kulturen (wurde durch die Einrichtung des Jugendzentrums „Friedenshaus Altenhagen“ realisiert).

Das Friedenshaus Altenhagen – es erfüllt aus Sicht der Stadt auch die Funktion eines Kulturhauses zum Erlernen von Sprachen und Kulturen.
Das Friedenshaus Altenhagen – es erfüllt aus Sicht der Stadt auch die Funktion eines Kulturhauses zum Erlernen von Sprachen und Kulturen. © WP | Michael Kleinrensing

8. Zwischen Boeler Straße/Alexanderstraße ist eine Fußgängerzone eingerichtet worden

9. Es sind 15 Häuser abgerissen worden, hierdurch sind Pocketparks entstanden, die als Kommunikationszentren genutzt werden

10. Hauseigentümer setzen sich für ihr Eigentum ein und Leerstände gehören der Vergangenheit an. Fassaden erstrahlen in neuem Glanz

11. Es gibt kontinuierliche historische Führungen

12. Durch die Ansiedelung neuer Unternehmen ist es gelungen, die Arbeitslosigkeit in Altenhagen zu reduzieren

13. Die Altenhagener Straße ist verkehrsberuhigt. Ein Café, eine Eisdiele mit Außengastronomie lädt zum Verweilen ein. Der Verkehr fließt über die Fehrbelliner Straße. Das Straßennetz wurde insgesamt saniert.

Wie geht es also weiter?

Das wiederum bedeute nicht, dass die Bemühungen in Altenhagen brach liegen: „Seit 2015 gibt es das Sozialraumteam Altenhagen. Hier treffen sich zwei- bis viermal jährlich Fachkräfte aus dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), Jugendarbeit, Kita, Familienbegleitung und Schulsozialarbeit. Zahlreiche Projekte und Ideen ganz unterschiedlicher Akteure – auch der Stadt Hagen – wurden und werden seit Abschluss des Projektes „Soziale Stadt“ in Altenhagen initiiert und umgesetzt“, so die Stadt.

So halte der Fachbereich Jugend und Soziales im Bezirk Hagen-Mitte zahlreiche Angebote der Kinder- und Jugendsozialarbeit vor, teilweise in eigener Trägerschaft, vielfach aber auch durch Kooperationen mit freien Trägern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Etablierung solcher Angebote, die auch schwer erreichbare Adressatengruppen erreichen. „Hierzu zählen besonders auch Kinder, Jugendliche und ihre Familien mit Migrationsgeschichte“, so die Stadt. Vor allem auch in den letzten Jahren und Monaten (und das Förderprogramm „Aufholen nach Corona“) seien aufsuchende Angebote etabliert und ausgeweitet worden (siehe Box).

Der Spielplatz Dahmsheide soll dieses Jahr saniert und aufgewertet werden.
Der Spielplatz Dahmsheide soll dieses Jahr saniert und aufgewertet werden. © WP | Michael Kleinrensing

Bei den Bemühungen und Projekten seien auch Kinder mit Migrationsgeschichte immer ein Thema, „da diese einen großen Teil der Kinder und Jugendlichen in den jeweiligen Sozialräumen ausmachen.“ Zusätzlich zu den niederschwelligen Angeboten werde die sozialraumorientierte Arbeit stetig ausgebaut, „indem zusätzliche aufsuchende Angebote auf Schulhöfen und Spielplätzen im Bezirk Mitte geschaffen werden. Bei diesen aufsuchenden Spielangeboten werden insbesondere auch Familien angesprochen, die den Weg zu den Regelangeboten noch nicht finden.“ In diesem Jahr sei zudem noch die Großprojekte zur Aufwertungen der Kinderspielplätze Dahmsheide und Seilerstraße geplant..