Altenhagen. Altenhagen ist nach Silvester als Problemquartier in den Fokus gerückt. Es gibt aber auch Vieles, was gut läuft. Von der Arbeit im Viertel:
Sie wollen die Silvester-Vorfälle in der Alleestraße nicht schönreden, nein.
Aber sie wollen an dieser Stelle etwas anderes in den Fokus rücken, vielleicht sogar ein wenig klarstellen: „Denn das, was hier alles gut läuft, wird von vielen Menschen einfach ausgeblendet“, sagt Sozialarbeiterin Esra Sarioglu, die für den Bezirk Mitte und damit auch Altenhagen zuständig ist: „Wir können mit unseren Angeboten nicht alle Probleme lösen und nicht alle erreichen. Aber hier im Quartier passiert gleichzeitig so viel Positives und es gibt viele Menschen, die sich für ihren Stadtteil einsetzen. Das wird in den Diskussionen nie berücksichtigt. Altenhagen hat Potenzial.“
Dabei ist ihr und ihrer Kollegin Hannah Scharlau (Jugendförderung) durchaus bewusst, dass es Armutsprobleme gibt, wie zuletzt erst eine Datenerhebung der Stadt offengelegt hatte. 26,92 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind in Hagen demnach von Armut gefährdet oder direkt betroffen.
In Altenhagen/Eckesey-Süd (42,92) und im Bereich Zentrum/Remberg (41,31) liegt der Anteil (neben Wehringhausen/Villa Post mit 49,89 Prozent und Haspe-Zentrum mit 47,81 Prozent) der Minderjährigen in Armutsverhältnissen weit über dem Durchschnitt. Ein Faktor, der das Armutsrisiko erhöht, ist dabei der Migrationshintergrund vieler Kinder. Von allen in der Stadt lebenden Kindern und Jugendlichen haben knapp mehr als 64 Prozent einen Migrationshintergrund.
Kinderatelier in der Alleestraße
Auf das Konzept folgten Ideen. Es geht vor allem darum, welche Angebote im Freizeitbereich man für die Kinder schaffen kann. Hannah Scharlau betont: „Der Bedarf an Angeboten in Altenhagen ist riesig. Wir sind deswegen schon lange mit kostenlosen Angeboten hier unterwegs und es gibt an fast allen Tagen in der Woche entsprechende Aktivitäten.“
Das trifft übrigens nicht nur auf Altenhagen zu – sondern auch auf Bereiche wie Wehringhausen. Im Bezirk Mitte ist der Bedarf eben besonders groß – „hier leben die meisten Kinder und Jugendlichen“, gibt Scharlau Einblicke.
Die Stadt Hagen organisiert daher – gemeinsam mit anderen Akteuren und Trägern – verschiedene Angebote. Exemplarisch besuchte unsere Redaktion das Kinderatelier in der Alleestraße, also mitten im Brennpunkt. Mitten in jener Straße, die durch die Silvesternacht für Schlagzeilen über Hagen hinaus gesorgt hat.
Niederschwelliges Angebot
Die Sonne scheint. Auf der Straße ist gut etwas los. Aber nicht so, dass man sich hier unwohl fühlen würde. Das Atelier gehört dem Verein „Kunst vor Ort“, wird aber ebenso von der Stadt mit Angeboten bespielt.
Von außen wirkt es hell und einladend. Die Arbeit der Stadt läuft niederschwellig – mit Unterstützung von Honorarkräften, die ebenfalls einen Migrationshintergrund bzw. anderen kulturellen Hintergrund haben. „So findet man zu den Kindern eine ganz andere Ebene und Vertrauensbasis“, spricht Esra Sarioglu aus Erfahrung.
Parallel dazu findet im Sommer aufsuchende Arbeit, etwa auf dem Friedensplatz oder Schulhöfen, statt. „Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen zu bestärken. Sie an die Hand zu nehmen und auf ihrem Weg zu begleiten.“
Die Begleitung im Atelier übernehmen in diesem Fall die Honorarkräfte Buket Sanuk (18) und Ada-Naz Karakaya (17). „Ich engagiere mich schon länger bei diesen Projekten. Die Arbeit mit den Mädels macht Spaß. Sie wissen, dass wir immer zur gleichen Zeit hier im Atelier sind und stehen dann schon an den Fenstern“, gibt die 18-Jährige Einblicke. Unterstützt wird sie seit einer Woche von Ada. „Ich finde das wichtig, was hier gemacht wird. Deswegen bin ich auch dabei.“
Während dieses Angebot sich gezielt an Mädchen richtet, gibt es auch Aktivitäten für Jungs – oder gemischte Angebote. „Wir versuchen, möglichst viele in den Quartieren zu erreichen. Die kostenlosen Angebote werden sehr gut angenommen, aber sie erreichen eben nicht alle“, sagt Hannah Scharlau.
Es passiere viel in den Problemvierteln: „Dabei wissen wir, dass der Bedarf natürlich größer wäre. Man kann immer mehr machen. Dazu fehlen aber oft die Ressourcen.“